WM-Fieber bei den Titelkandidaten
Während Willi Weber wieder mit Williams verhandeln möchte, schätzen die vier Titelkandidaten ihre Chancen ein
(Motorsport-Total.com/sid) - Aus dem Bruderduell um die Formel-1-WM ist nach Silverstone ein Vierkampf geworden, doch selbst die Erzrivalen sehen Michael Schumacher vor dem Heim-Grand-Prix in Hockenheim zum sechsten Titel seiner Karriere fahren. "Ferrari hat das beste Auto, und Michael lässt sich das mit seiner Erfahrung wohl nicht mehr nehmen. Er ist von Platz 14 auf 4 vorgefahren - das zeigt seine Qualitäten", sagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen dem 'Sport-Informations-Dienst' (sid) und kündigte gleichzeitig den Angriff auf die Konstrukteurs-WM an.

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Jean Todt grautliert Rubens Barrichello zum Sieg
Während sein Pilot Ralf Schumacher nach der ersten Punkte-Nullnummer der Saison blitzartig mit dem Privatjet ins heimische Salzburg abdüste, ließ sich Bruder Michael zumindest noch die Zeit zum Anstoßen mit dem Ferrari-Team. Teamkollege Rubens Barrichello leistete mit seinem grandios herausgefahrenen Sieg wertvolle Schützenhilfe auf dem Weg zur WM, und das mit 4.252 Testkilometern weiterentwickelte Auto bewies Titelqualitäten.
"Das war die Bestätigung für alle an der Strecke, in der Fabrik und die Reifenleute bei Bridgestone. Das ist ein Superauto, wir sind gut gerüstet für die nächsten Rennen", erklärte der viertplatzierte "Schumi I" nach seiner Aufholjagd. Nur um einen Zähler auf sieben Punkte (69:62) schrumpfte bei dem vom Auftritt des Pistenläufers Neil Horan ("Lest die Bibel") überschatteten Rennens sein Vorsprung vor McLaren-Mercedes-Pilot Kimi Räikkönen (Finnland).
Die wohl stärker einzuschätzende Konkurrenz mit den BMW-Piloten Juan-Pablo Montoya (Kolumbien/55) und Ralf Schumacher (53) liegt sechs Rennen vor Schluss noch auf der Lauer. "Wir stehen nicht so schlecht da. Ich habe fünf Punkte gewonnen und nur einen auf Kimi verloren", meinte Schumacher: "Ich bin zuversichtlich für Hockenheim. Da konnte ich letztes Jahr meinen Titel und den Sieg mit den Fans feiern."
Der Titelverteidiger profitierte in Silverstone wieder einmal von zwei Schnitzern seines fast elf Jahre jüngeren Herausforderers Räikkönen, die den "Iceman" auf Platz drei hinter Barrichello und Montoya zurückwarfen. Trotzdem versprühte der Silberpfeil-Pilot Optimismus: "Ich habe einen Punkt auf Michael aufgeholt. Das könnte am Ende entscheiden." Weit wichtiger dürften für die WM allerdings die Probleme mit dem neuen Silberpfeil MP4-18 werden, der 2003 nach einem misslungenen Crashtest und weiterer Pannen vielleicht gar nicht mehr zum Einsatz kommt.
"Ich denke, dass wir aus dem so genannten alten Modell noch eine halbe Sekunde rauskitzeln können. Unsere WM-Chancen sind intakt, auch wenn Ferrari einen Speedvorteil hatte", erklärte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug, dessen Team in der Konstrukteurs-WM mit 95 Punkten alle Chancen gegen BMW (108) und Ferrari (118) hat: "Wir wollen am Ende vorn sein, aber Michael bleibt Titelfavorit."
Kampfgeist zeigt nach dem fünften Podestplatz in Folge auch Montoya: "Alles ist offen. Wenn Michael in Hockenheim ausfällt und ich gewinne, habe ich noch vier Punkte Rückstand." Auch "Schumi II" sieht das Bruderduell nicht als verloren an: "In sechs Rennen kann noch so viel passieren, und Hockenheim sollte uns bestens liegen."
Sein Manager Willi Weber will beim Deutschland-Grand-Prix wieder über eine Verlängerung des 2004 auslaufenden Vertrages bei BMW-Williams verhandeln. "Ich werde mich wohl in Hockenheim mit Frank Williams zusammensetzen und lasse mich von seinem Angebot überraschen", sagte Weber dem sid.
Der Manager will "einen möglichst langfristigen Kontrakt" vielleicht sogar bis 2009 abschließen und das Gehalt von angeblich 15,3 Millionen Euro jährlich halten. Was die WM betrifft, sieht auch er für Ralf schwarz: "Für Ralf wird es eng. Wie ich das Paket einschätze, wird Michael Weltmeister."

