Pirelli will Teams zu spontanen Renn-Entscheidungen zwingen

Motorsport-Leiter Paul Hembery erklärt, was für Pirelli bis zum Saisonstart die größte Herausforderung ist und auf wen er sein Geld setzen würde

(Motorsport-Total.com) - Pirelli ist bereit für die Formel-1-Saison 2011. Beinahe. Denn auch wenn man für die Tests in Jerez eine etwas standfestere Medium-Mischung brachte und somit in Sachen Reifen-Entwicklungsarbeit kurz vor dem Abschluss steht, liegt die größte Herausforderung noch vor dem italienischen Reifenkonzern.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Die Reifen sollen 2011 in der Formel 1 eine größere Rolle spielen

"Es ist eine riesige Herausforderung, rechtzeitig zum Saisonstart mit allem fertig zu sein", bestätigt Pirelli-Motorsport-Leiter Paul Hembery gegenüber 'F1.com'. "Es geht ja nicht nur um die Reifen, sondern um die komplette Struktur im Hintergrund, die Logistik, die Leute und die Informationssysteme, die wir benötigen, um die Teams zu unterstützen."

Geht der Pirelli-Plan auf?

Wenn alles nach Plan läuft, dann könnte das Auftakt-Wochenende in Bahrain zum großen Triumph für Pirelli werden - und für die Formel 1. Denn um als einziger Reifenlieferant der "Königsklasse" im Gespräch zu bleiben, hat man sich dazu entschlossen, Reifenmischungen zu designen, deren Haltbarkeit deutlich unter der von Bridgestone aus dem Vorjahr liegt. Dadurch müssen die Piloten öfter an die Box kommen, haben mehr mit den Gummis zu kämpfen - die Reifen sind dadurch ständig im Gespräch.

Hembery erklärt das genaue Ziel von Pirelli: "Wir wollten Reifen designen, die 100 bis 150 Kilometer lang halten." Das entspricht in Bahrain 18 bis 27 von insgesamt 57 Runden. Vor allem bei den Hinterreifen klagten einige Piloten bei den Tests bereits über starken Reifenverschleiß. Dieses Problem will man nicht beseitigen: "Das war das Ziel und die Teams hatten uns darum gebeten. Natürlich wird es Rennen geben, bei denen die Reifen zu konservativ sind, und andere, bei denen sie zu aggressiv sind, doch das wird sich durch unsere Erfahrung verbessern."

Ganz allgemein gibt es laut Hembery zwei gravierende Unterschiede zu den Bridgestone-Reifen des Vorjahres: "Die Vorderreifen lassen es zu, dass man schärfer einlenkt, geben dem Fahrer also ein besseres Gefühl. Und durch den höheren Verschleiß wird sich auch die Balance des Autos während eines Stints verändern, weshalb die Fahrer mit mehr Übersteuern zurecht kommen müssen."

Hembery setzt auf Hamilton

Was man damit erreichen will, ist klar: "Die Leute müssen während des Rennens Entscheidungen treffen." Auch zwischen den Reifenmischungen soll es ab 2011 große Unterschiede geben: "Da wird es nicht nur um ein paar Zehntel gehen, sondern zumindest um eine halbe Sekunde pro Runde zwischen den beiden am Wochenende verfügbaren Optionen. Auch das zwingt die Teams, Entscheidungen zu treffen."

Bleibt nur noch die Frage, auf wen Hembery, der aufgrund seiner Nähe zu den Teams über Insider-Infos bezüglich der Reifen verfügt, sein Geld setzen würde. Der Brite ist um Diskretion bemüht, trifft dann aber doch eine Entscheidung: "Ich sollte nichts sagen und muss neutral bleiben, doch da ich Engländer bin, setzt ich auf einen der englischen Fahrer - also Lewis Hamilton."