• 11.02.2011 13:38

  • von Roman Wittemeier

Webber: "Robert ist ein harter Junge"

Mark Webber über seine Erfahrungen mit schweren Verletzungen und den Kampf um ein schnelles Comeback: "Robert muss sich die Zeit geben"

(Motorsport-Total.com) - Seit dem schweren Rallyeunfall von Robert Kubica bangt die Formel-1-Szene um die sportliche Zukunft des Renault-Piloten. Aber aus Italien sind gute Nachrichten zu hören. "Ich will stärker zurückkommen als zuvor", lautet die Kampfansage jenes Mannes, der am vergangenen Sonntag noch in akuter Lebensgefahr schwebte. Kubica will kämpfen, möglichst noch in diesem Jahr ins Cockpit zurückkehren.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber wird seine Tasmania-Challenge wieder aufleben lassen

"Im Vergleich zu Robert hatte ich einen Kratzer am Finger", sagt Mark Webber, der sich selbst nach einem Beinbruch Ende 2008 wieder zurückkämpfen musste. Der Australier war damals bei einem von ihm selbst organisierten Wettbewerb mit dem Mountinbike gestürzt, hatte sich Bein und Schulter verletzt. "Ich fahre heute wieder Mountainbike, obwohl ich damals schwer gestürzt bin. Und passieren kann auch bei ganz ungefährlichen Sportarten etwas", sagt Webber gegenüber 'auto motor und sport'.

Der Red-Bull-Pilot erinnert an einen Zwischenfall bei Le-Mans-Rekordsieger Tom Kristensen. Der Däne hatte sich 2010 beim Badminton-Spielen mit seinem Sohn den Fuß verletzt, war wochenlang ausgefallen. "Es gab in der Vergangenheit Rennfahrer, die sich außerhalb der Rennstrecke verletzt haben, und es wird sie wieder geben. Unser Risikoempfinden ist ein anderes als bei normalen Menschen", sagt Webber und zuckt mit den Schultern.

"Für Robert war das Rallyefahren ein Lebensinhalt. Ich war letztes Jahr in Monza mit ihm zum Abendessen, und er hat mir 90 Minuten lang mit großen Augen davon erzählt, wie das Gebetbuch erstellt wird", erklärt Webber und ringt somit um Verständnis für solche Aktionen. "Er sollte dem Schicksal zuerst einmal dankbar sein. Einen solchen Unfall zu überleben, ist schon ein Geschenk Gottes." Nun gelte es, nach vorne zu schauen und sich wieder in Form zu bringen.

"Einen solchen Unfall zu überleben, ist schon ein Geschenk Gottes." Mark Webber

"Robert ist ein ganz harter Junge. Wenn es einer schafft, dann er. Auch wenn es brutal schwierig wird. Bei ihm sind die Beine und die Arme betroffen", erklärt der Australier. Nicht die Schwierigkeiten mit Knochen, Sehnen und Bändern seien an erster Stelle, sondern der Kopf. "Ab jetzt spielt sich alles im Kopf ab", meint Webber. "Robert wird mental Höhen und Tiefen haben, weil nach drei guten Tagen Training ein schlechter kommt, wo du dich fragst, ob das alles zum Ziel führt."

In solchen Momenten müsse man die nötige Kampfstärke an den Tag legen. Weiterarbeiten, intensiv und konzentriert, aber nicht übermotiviert. "Wir sind hyperaktiv, und nichts frustriert uns mehr als stupide Trainingsarbeit zu leisten", sagt Webber. "Ein Büroangestellter hat kein Problem damit. Er wird nicht versuchen, die Zeit der Heilung abzukürzen. Wir sind es von unserem Beruf gewohnt, dass wir jeden Tag Fortschritte sehen wollen. Robert muss sich die Zeit geben, die es dauert."