• 10.02.2011 21:16

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Unbekümmerter Heidfeld will große Chance nutzen

Nick Heidfeld freut sich auf den Renault-Test in Jerez, wo er sich ein Formel-1-Cockpit sichern kann, wenn er schneller ist als Bruno Senna

(Motorsport-Total.com) - Man würde Nick Heidfeld flatternde Nerven derzeit nicht übel nehmen: Weil keine Hoffnung mehr auf ein Grand-Prix-Cockpit bestand, stand die Rückkehr auf die Mercedes-Reservebank unmittelbar bevor - mit dem Notfallplan, mittelfristig in die DTM einzusteigen, falls sich in der Formel 1 nichts mehr ergeben sollte. Doch plötzlich ist alles anders.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld hat gute Chancen auf das vakante Renault-Stammcockpit

Der 33-Jährige hat am kommenden Wochenende in Jerez de la Frontera die Riesenchance, das insgeheim ohnehin schon für ihn reservierte Renault-Cockpit des verletzten Robert Kubica zu übernehmen. Einzige Hürde: Testfahrer Bruno Senna, dem der Rennstall aus Enstone ebenfalls eine Chance gibt. Allerdings hat sogar Teamchef Eric Boullier bereits anklingen lassen, dass er unbedingt einen Routinier verpflichten möchte.

Drucksituation nicht ungewohnt

Also kann Heidfeld in der Drucksituation bei den Testfahrten eigentlich nur verlieren - doch davon lässt er sich nicht unter Druck setzen, "weil ich nicht zum ersten Mal in dieser Situation bin. Ich musste mich in der Formel 3 gegen mehrere Jungs durchsetzen und dann wieder beim McLaren-Juniorteam in der Formel 3000. Und dann gab es das Head-to-Head gegen Antonio Pizzonia um das Williams-Cockpit. Ich bin zuversichtlich, dass ich die Erwartungen erfüllen werde."

Bei Renault erwartet man nichts anderes: "Wenn wir mit Nick glücklich sind, dann werden wir ihn behalten. Wenn nicht, dann testen wir in Barcelona andere Fahrer", sagt Boullier. Zum Beispiel Vitantonio Liuzzi, der seit seinem Rauswurf bei Force India noch keinen neuen Job gefunden hat, oder Testfahrer Romain Grosjean, der erneut via GP2 versucht, in die Königsklasse aufzusteigen. Beim GP2-Asia-Auftakt in Abu Dhabi sicherte er sich heute übrigens die Pole-Position.

¿pbvin|512|3434||0|1pb¿Obwohl sich der Franzose im Gegensatz zu Senna nicht mit Heidfeld messen darf, fühlt er sich nicht übergangen: "Wenn sie anrufen sollten, bin ich bereit, aber im Moment fahre ich sowieso GP2 Asia", wird Grosjean von 'Autosport' zitiert. "Das Ziel ist, 2012 in der Formel 1 zu sein. Natürlich würde ich kommen, wenn Renault mich brauchen sollte, denn ich bin ja Teil des Teams - und ich halte zum Team, genau wie ich auch zu Robert halte."

Mitgefühl für Kubica

Auch Heidfeld, dem sich durch den Kubica-Unfall eine Riesenchance auftut, hätte sich für ein Formel-1-Engagement andere Umstände gewünscht: "Obwohl ich zum Schluss nicht mehr sein Teamkollege war, war es ein gewaltiger Schock, so etwas zu hören. Das war schrecklich. Natürlich hoffe ich, dass sich Robert so schnell wie möglich erholen wird." Andererseits sagt er natürlich: "Wenn sich mir eine Chance bietet, dann werde ich sie nutzen!"


Fotos: Renault, Testfahrten in Jerez, Donnerstag


Hinter den Kulissen wurde schon alles dafür in die Wege geleitet, denn nach Kubicas Unfall ging alles ganz schnell: "Es war kurzfristig", bestätigt Heidfeld. "Ich war in der Fabrik, habe mich mit den Ingenieuren unterhalten, mit Eric. Wir haben noch keinen Sitz angepasst, aber das werden wir heute und vielleicht morgen nachholen. Alles ist sehr eng und ich werde am Anfang nicht alles genau kennen, aber es wird schon klappen."

Ruhig schlafen kann der 172-fache Grand-Prix-Teilnehmer auch, weil die neuen Reifen für ihn als ehemaligen Pirelli-Entwicklungsfahrer kein Mysterium sind: "Es ist zwar nicht so, dass ich versucht hätte, einen Reifen zu entwickeln, der mir liegt und den anderen nicht, aber natürlich kann ich den Ingenieuren nicht sagen, dass ein Reifen gut ist, wenn ich ihn nicht mag. Hoffentlich ist das jetzt ein kleiner Vorteil", sagt "Quick Nick".