Pirelli von Ecclestone-Aussage überrascht

Bernie Ecclestone will sich mit Pirelli bereits für 2014 einig sein, Paul Hembery scheint das aber zu überraschen - Pirelli-Ja wegen Euro-Krise kein Selbstläufer

(Motorsport-Total.com) - Paul Hembery erfährt derzeit offenbar recht häufig aus den Medien Neuigkeiten über Pirelli, also jene Reifenmarke, deren Formel-1-Projekt er als Sportchef leitet. Nach der überraschenden Ankündigung der Mercedes-Bosse Toto Wolff und Niki Lauda, dass es ab Barcelona neue Reifen geben werde, verkündete heute in Sakhir Bernie Ecclestone, der Vertrag zwischen dem italienischen Pneuhersteller und Formula One Management (FOM) sei bereits unter Dach und Fach.

Titel-Bild zur News: Paul Hembery

Paul Hembery übt zunehmend Druck aus, übt sich aber weiterhin als Diplomat Zoom

"Mit uns haben sie schon vor langer Zeit unterschrieben", meinte der Formel-1-Geschäftsführer am frühen Freitagnachmittag, aber Hembery, ein paar Stunden später von 'Motorsport-Total.com' mit dieser Aussage konfrontiert, zeigt sich überrascht: "Was gibt es da nicht zu verstehen? Dann ist von seiner Seite ja alles klar", lacht er. "Mehr kann ich dazu nicht sagen." Außer, dass man sich "lieber früher als später" eine tatsächlich verbindliche Zusage wünsche.

Die hängt aber nicht nur von Ecclestone ab, der sich mit Pirelli bereits einig ist, was das Bandenwerbungs-Paket ab 2014 angeht, sondern auch von den Teams und nicht zuletzt von der FIA, die den Reifenhersteller ab 2014 für mindestens drei Jahre neu ausschreiben wird - und sei es nur pro forma. "Es gibt auch noch die FIA und die Teams", so Hembery, der betont, dass man sich "mit einigen" bereits angenähert habe.

Überbewerten möchte er den offensichtlich nicht abgesprochenen Ecclestone-Vorstoß nicht: "Wenn man sich in Vertragsverhandlungen befindet, gibt es immer Phasen. Das war schon so, als wir in den Sport eingestiegen sind, und einige dieser Phasen auf dem Weg zu einer Einigung haben wir jetzt schon hinter uns." Und da die kommerziellen Aspekte, die mit der FOM zu klären sind, offenbar bereits geklärt sind, ist zumindest das Finanzielle kein entscheidender Verhandlungsgegenstand mehr.

Aber: "Jedes Mal, wenn ein großes Unternehmen ein großes Projekt absegnet, gibt es Diskussionen", macht Hembery klar, dass ein Ja seitens Pirelli kein Selbstläufer ist, falls man zu lange hingehalten werden sollte. "Die Krise in Europa scheint derzeit keinen Boden zu haben. Wir sind in der automotiven Branche und Europa wird für uns immer weniger wichtig, weil wir in vielen anderen Märkten auf der ganzen Welt wachsen. Trotzdem sind wir ein europäisches Unternehmen."

"Wenn wir wichtige Entscheidungen treffen müssen, muss ich das dem Vorstand vorlegen", erklärt er. "Ich habe dem Vorstand im vergangenen Monat ein Dokument präsentiert, damit sie das Projekt neu bewerten können. Es ist nicht meine Entscheidung. Wenn Pirelli in der Formel 1 bleibt, dann sind es die Aktionäre und das Unternehmen. Wir glauben, dass die Formel 1 eine gute Plattform ist, um die Marke weiterzuentwickeln, aber große Unternehmen geraten unter starken Druck. An einem gewissen Punkt muss da jemand eine Entscheidung treffen."

Neuerlich unterstreicht er, dass es zwar Pirelli-intern durchaus eine Frist gibt, vor der die Entscheidung fallen muss, aber öffentlich äußern möchte er diese nicht: "Ich versuche, dem Ganzen keine Deadline als Stempel aufzudrücken, denn das würde unnötige Spannungen im System verursachen. Aber wenn man eine pragmatische Person ist, weiß man, dass Pirelli nicht ewig warten kann. Ich weiß, wann dieser Zeitpunkt ist, und ich habe von Teams gehört, dass sie sich auch bald Klarheit wünschen", sagt Hembery.

Pirelli-Siegerkappe in Melbourne

Was die Werbepräsenz angeht, sind sich die beteiligten Parteien bereits einig Zoom

"Erstens arbeiten viele unserer Leute für das Formel-1-Projekt und zweitens gibt es auf der ganzen Welt viele Projekte, die wir gerne in Angriff nehmen würden. Wenn wir Ressourcen von der Formel 1 abziehen, werden wir damit andere Projekte angehen", erläutert er den involvierten Zeitdruck. "Wir haben ein Angebot unterbreitet, von dem wir denken, dass wir es unter den derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nachhaltig stemmen können. Wenn das akzeptabel ist, schön. Wenn nicht, dann halt nicht."