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  • 19.04.2013 14:21

  • von Norman Fischer & Dieter Rencken

Hemberys Blick in die Geschichte: "Das gab es früher schon"

Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery hat Materialschlachten auch schon in der Vergangenheit gesehen und glaubt, dass die größten Schwierigkeiten vorbei seien

(Motorsport-Total.com) - Pirelli schien in den vergangenen Wochen ein wenig die Rolle des Prügelknaben inne zu haben. An jedem Rennwochenende gab es Kritik an den Reifen und ihren Folgen für die Formel 1. Von unechten Überholmanövern, Rennen gegen die Zeit und Fahrern, die mit 70 Prozent um den Kurs rollen, ist die Rede. Doch Pirelli-Motorsportchef kann mit diesen Kritiken nichts anfangen. Besonders die Aussage, die Fahrer würden nicht mehr alles geben, kann der Brite nicht verstehen.

Titel-Bild zur News: Paul Hembery

Paul Hembery sieht auch in anderen Bereichen Verbesserungsbedarf

"Man fährt mit dem Paket, was man hat", so Hembery. "In diesem Fall ist es reifenlimitiert. So war es auch in der Geschichte schon", erinnert er an die Materialschlachten Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre. "In der Vergangenheit gab es auch eine Phase, wo man auf seine Bremse aufpassen musste", spielt Hembery darauf an, dass es früher öfters darauf ankam, sein Material schonend ins Ziel zu bringen. Besonders Alain Prost sei durch diese Rolle berühmt geworden.

"Auch in anderen Serien gibt es sowas, Valentino Rossi ist ein gutes Beispiel", fügt er an. Es sei somit kein auf die Formel 1 oder die heutige Zeit begrenztes Phänomen, das nur durch Pirelli aufgetreten sei. Dennoch seien es immer die Italiener, die von Fahrern und Fans verantwortlich dafür gemacht werden, dass die Piloten nicht schneller um den Kurs fahren - zu Unrecht. "Man könnte auch einfach 100 PS mehr verlangen, die Motoren würden das locker hergeben", vergleicht Hembery auch andere Teile, die nicht am Limit operieren.

Ecclestone lobt "erstklassige Arbeit"

"Wir wurden gebeten, Kanada 2010 zu wiederholen. Wenn man sich daran erinnert, dann war das etwas Neues zu diesem Zeitpunkt. Diesen Input hatten wir und diesen sollten wir so wiedergeben." Das weiß auch Chef-Promoter Bernie Ecclestone: "Pirelli hat erstklassige Arbeit geleistet und genau das geliefert, was wir von ihnen erwarten", lobt der Formel-1-Boss. "Sie garantieren, dass wir nicht Reifen haben, die ein halbes Rennen lang halten."

Darum soll der Brite den Vertrag mit Pirelli schon verlängert haben - allerdings nur den Vertrag zwischen der FOM und Pirelli, der unter anderem die Bandenwerbung beinhaltet. Der Reifenliefervertrag mit den Teams und der FIA ist hingegen noch offen. "Mit uns haben sie schon vor langer Zeit unterschrieben", bestätigt Ecclestone seine Einigung mit Pirelli. "Es ist der gleiche Vertrag wie vorher."


Fotos: Großer Preis von Bahrain, Freitag


Der 82-Jährige sieht die Kritik an dem Reifenhersteller wie immer gelassen. Die Teams würden sich sowieso nur beschweren, wenn sie die Reifen nicht in den Griff bekommen: "Wenn sie es zufällig hier hinbekommen, dass die Reifen funktionieren, dann werden sie die Reifen als die besten loben, die es gibt", ist sich der Brite sicher. Besonders die Red-Bull-Beschwerden findet der Chefpromoter angesichts der Umstände unangebracht: "Wenn jemand etwas für besseres Racing tun hätte können, dann Mark (Webber) und Sebastian (Vettel; Anm. d. Red.)."

Problemstrecken nach Bahrain überwunden

Doch wie im vergangenen Jahr werde sich die Aufregung um die schwarzen Walzen wieder legen, ist man sich bei Pirelli sichern. Auf voreilige Schnellschüsse verzichtet man bewusst, auch ob in Barcelona ein überarbeiteter Reifen kommt, ist noch nicht gewiss. "Die extremen Temperaturen gab es in Malaysia und hier - und als nächstes vermutlich in Abu Dhabi", weiß Hembery, dass die größten Stolpersteine schon hinter den Teams liegen. "In Silverstone wird es vermutlich nicht so warm werden", lacht der Pirelli-Mann.

Für die meiste Zeit der Saison werden Temperaturen im Bereich von 25 Grad erwartet, was den Reifen zugutekommen sollte. "Am Ende des Jahres reden wir weniger darüber, weil die Streckentypen und -oberflächen viel weniger aggressiv sind", ist sich Hembery sicher und macht sich letzten Endes keine Sorgen um den Sport: "Am Ende des Tages gewinnt trotzdem das schnellste Auto, mit dem besten Fahrer an diesem Tag."