• 22.08.2015 21:08

  • von Dieter Rencken & Ryk Fechner

Pirelli: Meiste Fahrer werden zweimal Stoppen, manche dreimal

Die Formel-1-Reifenlieferanten gehen beim Formel-1-Grand-Prix von Belgien 2015 von viel Reifenabrieb und Ausreißern bei der Standardstrategie aus

(Motorsport-Total.com) - Eine Reifenplatzer-Schrecksekunde, wie sie sich bei Nico Rosberg am Ende des zweiten Freien Trainings zum Großen Preis von Belgien 2015 ereignete, wird die Fahrer im bevorstehenden Rennen wohl kaum erwarten. Zwar kommen vor allem die weichen Reifen auf der Ardennenachterbahn an ihre Grenzen, doch bei Mercedes geht man nach gemeinsamen Untersuchungen mit Pirelli davon aus, dass ein Fremdkörper die Ursache für den Plattfuß bei nahezu 300 Stundenkilometern war. Noch am Freitag war spekuliert worden, dass scharfe Randsteine der mögliche Auslöser für den schleichenden Plattfuß seien.

Titel-Bild zur News: Pirelli; Lotus

Die weichen Pirellis sind eindeutig schneller, bauen jedoch schneller ab Zoom

Nach den Erfahrungen aus den Trainings geht man beim italienischen Reifenfabrikanten davon aus, dass die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen der mittleren und der weichen Mischung im Neuzustand eineinhalb Sekunden pro Runde beträgt. "Durch den hohen Geschwindigkeitsunterschied zwischen der mittleren und der weichen Mischung sowie dem hohen Reifenabrieb, der zu erwarten ist, gibt es viel Spielraum für die Strategien, die hier in Spa angewendet werden", konstatiert Pirelli Motorsportdirektor Paul Hembery.

Weiterhin bleibt festzuhalten: Der Vorsprung von Mercedes ist nach wie vor gewaltig, wofür die Pirellis einen Indikator darstellen. Während auch Williams und Ferrari gezwungen waren, im ersten Qualifikationsabschnitt weiche Reifensätze zu benutzen, um die erste Hürde zu nehmen, konnten es sich Lewis Hamilton und Nico Rosberg leisten, zu Anfang ausschließlich die härtere Variante einzusetzen.

Die Einschätzung, dass der Verschleiß der Gummis relativ hoch ist und sich auf die Rennstrategie auswirken können, bestätigt Carlos Sainz' Qualifikation. Im ersten Abschnitt entschied sich Toro Rosso, ihm einen zweiten - jedoch unbenutzten - weichen Satz aufzuziehen. "Damit habe ich 1,2 Sekunden von einem auf den anderen Weichen gefunden. Im zweiten Sektor hatte ich dadurch zusätzlichen Grip."

Trotzdem scheint die ideale Marschroute im Rennen relativ klar: "Die schnellste Strategie auf dem Papier für das 44-Runden-Rennen sind theoretisch zwei Boxenstopps", heißt es von Pirelli. So sei es am sinnvollsten, zum Start und in Runde 15 weiche Pneus aufzuziehen und die härtere Variante für die Schlussphase ab Runde 30 zu benutzen: "Einige Fahrer werden vielleicht eine Dreistopp-Sprintstrategie ausprobieren." Abweichler würden versuchen, einen zusätzlichen dritten Reifenstopp einzulegen und ebenfalls die mittlere Mischung im Schlussabschnitt benutzen. So könne man den hohen Reifenabrieb umgehen.


Großer Preis von Belgien

Dass die Teams am Sonntag in die Verlegenheit kommen, Regenreifen aufzuziehen, darf nach den derzeitigen Wettervorhersagen der Formel-1-Wetterfrösche von 'UbiMet' als unwahrscheinlich gelten. Die Regenwahrscheinlichkeit liegt derzeit bei maximal 30 Prozent während des Rennens. Allerdings ist das Wetter im belgischen Spa dafür bekannt, alles andere als berechenbar zu sein.