powered by Motorsport.com
  • 23.08.2015 19:24

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Renault: Erneut Interesse an Force India bekundet

Renault könnte die Mehrheit von Force India übernehmen und die Mannschaft aus Silverstone als Werksteam betreiben: Zweites Gespräch mit Vijay Mallya

(Motorsport-Total.com) - Die Zukunft von Renault in der Formel 1 ist immer noch in der Schwebe. Die Franzosen haben drei Optionen: Rückkehr als Werksteam, Fortführung des Engagements als Antriebshersteller oder kompletter Ausstieg aus der Szene. Beobachter gehen bislang davon aus, dass sich ein großer Deal abzeichnet. Renault könnte Lotus übernehmen und die Mannschaft aus Enstone wieder als Werksteam betreiben. Doch es gibt eine realistische Alternative.

Titel-Bild zur News: Force India F1

Force India könnte womöglich die Mehrheit des Teams an Renault abgeben

Wie 'Motorsport-Total.com' am Rande des Grand-Prix-Wochenendes in Spa-Francorchamps erfahren hat, gibt es Interesse an einer Mehrheitsbeteiligung bei Force India. Renault-Repräsentant Alain Prost traf sich aus diesem Grund am Samstagabend mit Force-India-Teamboss Vijay Mallya. "Renault hat um ein Gespräch gebeten. Wir sprechen gern mit allen. So kam es dazu", gibt Mallya das Meeting mit dem Ex-Formel-1-Weltmeister auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com' offen zu.

"Renault schaut sich ganz genau an, ob man wieder als Werksteam agieren sollte oder nicht. Alain hat uns ganz deutlich gesagt, dass bislang keine Entscheidung gefallen ist. Ich habe mich für diese Offenheit bedankt. Aktuell prüfen sie ihre Optionen und sprechen mit vielen Teams", sagt der Inder. "Er wollte von mir die aktuellen Besitzverhältnisse erfahren und so weiter. Es war einfach ein nettes Gespräch." Man traf sich bereits zum zweiten Mal, nachdem Renault bereits im März erstmals den Kontakt gesucht hatte. Am kommenden Dienstag soll ein weiteres Gespräch folgen.

Renault checkt Finanzstatus von Force India

"Damals im März wollten sie alle Finanzdaten, die natürlich verfügbar sind", sagt Mallya. Force India mit Sitz in Silverstone muss seine Bilanzen gemäß britischem Wirtschaftsrecht jährlich veröffentlichen. Die Zahlen sind bei Companies House unter der Unternehmensnummer 03660294 für Jedermann ersichtlich. Dort sind auch die aktuellen Besitzverhältnisse festgehalten. Force India gehört derzeit drei Parteien: Mallya, Sahara und der niederländischen Mol-Familie.

"Ich habe das Mandat, im Namen aller drei zu sprechen. Sollte sich tatsächlich ein Deal anbahnen, dann müsste ich dies natürlich besprechen. Das dürfte ich nicht allein durchziehen, bin aber sicher, dass man meinen Empfehlungen folgen würde", meint der Inder. "Das gestrige Gespräch diente dem Zweck, noch einmal klarzustellen, dass noch alles offen ist. Zweitens wollte man erfahren, wie ich zum Thema Teilhaberschaft stehe und ob ich mir eine Minderheitsbeteiligung vorstellen könnte."

Vijay Mallya

Bleibt in seinen Äußerungen bislang sehr vorsichtig: Teamboss Vijay Mallya Zoom

"Sie haben mich gefragt, ob ich mir grundsätzlich eine Mehrheitsübernahme durch Renault vorstellen könnte. Hätte ich nein gesagt, wäre das Gespräch wahrscheinlich beendet gewesen. Ich habe also gesagt, dass man sich das mal überlegen müsste. Und ich wollte wissen, welchen Schutz die Minderheitseigner genießen würden", sagt Mallya, der gleichzeitig immer wieder betont, dass "man nicht zu viel in diese Gespräche hineininterpretieren" sollte. Am Tisch in einem Hotel in Spa saßen Mallya, Otmar Szafnaur und Robert Fernley (alle Force India) sowie von Renault-Seite Prost und Antoine Magnan (Businessmanager Renault Sport).

"Ich habe Alain nach den Ambitionen von Renault gefragt. Es ist zwar keinerlei Entscheidung gefallen, aber sollten sie sich für die Rückkehr als Werksteam entscheiden, dann tun sie dies mit dem Anspruch, Weltmeister zu werden. Alles andere wäre schließlich auch überraschend. Fahrzeuge mit Renault-Motoren haben vor nicht allzu langer Zeit vier Titel in Folge ermöglicht. Dann ist es doch klar, dass sie solche Ziele haben müssen", sagt Mallya. Es sei im Meeting keinesfalls nur um die Lieferung von Antrieben gegangen.