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Pirelli fordert mehr Tests: Nicht am falschen Ende knausern
Sportchef Paul Hembery will dem rasanten Entwicklungstempo mit mehr Fahrpraxis Tribut zollen und so auch seinen Regenreifen auf den Gummi fühle
(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen Jahren musste Pirelli oft als Sündenbock für die Probleme der Formel-1-Teams herhalten - mal berechtigt, mal unberechtigt. Damit die Italiener ihre Einheitsreifen noch besser an die Gegebenheiten anpassen können, wünschen sie seit längerer Zeit mehr Testfahrten und sind mit Beginn der Turbo- und Hybridära in der Königklasse nicht von dieser Forderung abgerückt. Im Gegenteil: Paul Hembery unterstreicht am Rande des Saisonauftaktes, dass Fahrpraxis für die Pneus noch wichtiger ist.

© LAT
Pirelli-Reifen im Regal: Die Italiener gönnen ihnen mehr Auslauf Zoom
Grund ist laut dem Sportchef zum einen das zu erwartende Entwicklungstempo der novellierten Boliden. "Ich könnte mir vorstellen, dass es doppelt so schnell ist und die Steigerung etwa vier Sekunden pro Runde beträgt. Das ist wie Formel 1 und GP2", verdeutlicht Hembery. Klar geworden ist das schon im März: Waren die Testfahrten in Bahrain vor drei Wochen bei vielen Teams ein einziges Debakel, sah das Freie Training in Melbourne bei den meisten Mannschaften nach Alltag aus.
Pirelli mahnt die Teams eindringlich, immer aktuelles Datenmaterial zur Verfügung zu stellen, damit sie das Produkt optimieren und an die aktuellen Leistungswerte anpassen können. Hembery rechtfertig so die verhaltende Herangehensweise mit den neuen Mischungen, die deutlich langsamer abbauen als ihre Vorgänger. "Gebt uns sechs Monate Zeit, dann sind wir vielleicht weniger konservativ", so der Brite, der keine zusätzliche Hürde präsentieren will: "Das Wichtige für den Sport ist der neue Antriebsstrang. Es ist nur richtig, dass sich alles auf diesen Punkt konzentriert."
Reifentest im Dezember als Fortschritt
Zum anderen fordert Hembery Testfahrten, um Erfahrung unter verschiedenen Bedingungen zu sammeln. "Wir haben viele Regenrennen gesehen", gibt er zu bedenken. "Wenn man in den Simulationen schon im Trockenen durchdrehende Räder sieht, dann wird das Problem im Nassen noch größer." Allerdings gibt es Bedenken seitens der Teams, die sparen wollen. Geplante Tests während der Saison, acht Tage an der Zahl, lassen Rob White ohnehin mit dem Kopf schütteln: "Ein gutes Beispiel für Schizophrenie", ärgert sich der Renault-Technikchef.
Für den Verantwortlichen der Franzosen ist klar: "Es gibt kein Vertun, dass das zusätzliche Kosten bedeutet und keine Einsparungen." Hembery glaubt, dass am falschen Ende geknausert wird und erkennt in der Diskussion eher eine Qualitäts- als eine Kostenfrage. Auch ohne den "Schlechtwetter-Test" sieht er mit den Neuerungen Fortschritte im trägen Verhandlungsgefüge der Formel 1: "Wir haben endlich Zugang zu aktuellen Autos", lobt er. "Zuvor sind wir mit welchen aus dem Museum gefahren."
Dazu schuf sich Pirelli mit dem zusätzlichen Reifenest im Dezember in Bahrain Abhilfe. Hembery bezeichnet die Gelegenheit, den neuen Pneus auf den Gummi zu fühlen, als äußerst gewinnbringend - obwohl Autos aus der Saison 2013 zum Einsatz kamen, also die Boliden mit dem bekannten V8-Antriebskonzept. Temperaturen und Asphaltbeschaffenheit gaben aber Aufschluss darüber, was von den Testfahrten mit den Boliden der neuen Generation in der Sachir-Wüste zu erwarten war.

