Nick Heidfeld pokert – Angst vor dem großen Regen
Während Heidfeld ein gutes Qualifying-Ergebnis für ein Regen-Setup opferte, hofft Sao Paulo auf einen "gnädigen Himmel"
(Motorsport-Total.com) - Mit einem 12. Rang qualifizierte sich Nick Heidfeld nicht besonders gut, doch der Mönchengladbacher hat mit Absicht einen schlechteren Platz im Qualifying hingenommen, um vielleicht im Rennen dann den großen Trumpf aus dem Ärmel schütteln zu können: "Ich beriet mich mit meinem Renningenieur. 80 Prozent Regenwahrscheinlichkeit hieß die Wetterprognose für Sonntag", so der 25-Jährige auf seiner Internet-Seite. "Das wiederum hieß: Wir mussten eine Fahrzeugabstimmung finden, die am Sonntag auch noch einigermaßen im Regen funktionieren würde - weil man ja außer der Einstellung des Frontspoilers fürs Rennen am Auto nichts mehr ändern darf."

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Nick Heidfeld wünscht sich für das Rennen regnerische Bedingungen
Den Zeitverlust im Abschlusstraining akzeptierte der Deutsche, der wie Teamkollege Heinz-Harald Frentzen schon im Qualifying insgeheim auf Regen und kühlere Bedingungen gehofft hatte: "Es ist kein Geheimnis, dass unsere Bridgestone-Reifen unter diesen Bedingungen früher zu 'schwitzen' anfangen." Nun hofft "Quick Nick" darauf, dass er mit seiner Annahme richtig liegt und einige Fahrer vor ihm voll auf trockenes Wetter gesetzt haben und im Rennen dann böse überrascht werden.
Im Moment (10:00 Uhr Ortszeit) ist es in Sao Paulo noch trocken, für den Nachmittag werden jedoch Gewitterschauer mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent vorhergesagt, die Temperaturen werden im Gegensatz zu gestern deutlich niedriger sein. Um 18 Uhr Ortszeit wurden am Samstagabend noch drückende 26 Grad gemessen, für heute sagen die "Wetterfrösche" maximal 22 Grad voraus.
Mit Dauerregen ist im Moment nicht zu rechnen, aber gerade die starken Gewitterregen sind in Interlagos gefürchtet, denn sie würden die Wasserverdrängungskapazität der Intermediates hoffnungslos übersteigen. Die Teams einigten sich darauf, ab dieser Saison nur einen Regenreifen zuzulassen, um Kosten zu sparen. Doch man machte den Fehler, dass man keine Profiltiefe festschrieb, jetzt bringen Michelin und Bridgestone Pneus mit, die bei halbnasser Strecke funktionieren, bei starkem Regen aber hoffnungslos überfordert sind.
Nun wird hinter den Kulissen bereits überlegt, ob man die Profiltiefe sowie das Negativprofil, das die Regenreifen mindestens aufweisen müssen, festschreiben sollte, um sicherzustellen, dass die Formel 1 nicht schon bei etwas kräftigerem Regen hinter dem Safety Car fahren muss. Das Problem: Diese Reifen wären bei halbnasser Strecke nach wenigen Runden abgenutzt und die Fahrer müssten so alle paar Runden an die Box. Aber zumindest wären diese Bedingungen für alle die gleichen. Die Alternative wäre es, zwei Regenreifen zuzulassen, das würde aber die Kosten nicht reduzieren.
Sollte es während dem Rennen stark regnen, müssten die Piloten hinter dem Safety Car herfahren, vielleicht sogar so lange, bis die Rennleitung das Rennen vorzeitig abbricht: "Ich weiß, dass es für die Öffentlichkeit schwierig ist zu verstehen, warum die besten Autos und Fahrer der Welt ein Safety Car brauchen, um heil um die Strecke zu kommen", so David Coulthard gegenüber 'Autosport'. "Man muss jedoch wissen, dass wir mit einem Millimeter Bodenfreiheit fahren und nun auch noch diese Reifenregel haben."
Selbst zu Zeiten der "echten" Regenreifen konnten die Formel-1-Fahrer manchmal nicht einmal dem Tempo des Safety Cars folgen. Das Problem ist, dass zu dem Aquaplaning durch die Reifen auch noch die hölzerne Unterbodenplatte regelrecht auf stehendem Wasser "aufschwimmt" und somit die Autos nicht mehr kontrollierbar sind. Das Safety Car mit seinen schmaleren Reifen und der großen Bodenfreiheit kann damit bei starkem Regen wesentlich schneller fahren als ein Formel-1-Bolide ? trotz des Abtriebs, den die Flügel an den Formel-1-Boliden generieren.

