Neues Qualifying-Format schon ab Saisonmitte?
Das in die Kritik geratene Einzelzeitfahren im Qualifying könnte schon bald Vergangenheit sein - Rückkehr zu leeren Tanks?
(Motorsport-Total.com) - Das umstrittene Einzelzeitfahren im Qualifying könnte schon bald der Vergangenheit angehören, wenn es nach den Verantwortlichen der Formel 1 geht. Offenbar ist geplant, schon ab Saisonmitte wieder mit leeren Tanks - also nach altem System wie vor 2003, wenn auch mit Modifikationen - zu fahren. Dies sickerte zumindest in Barcelona durch.

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Bernie Ecclestone gestern in Barcelona im Gespräch mit McLaren-Boss Dennis
Speziell die TV-Stationen beschwerten sich zuletzt lautstark über den aktuellen Modus mit zwei Durchgängen, bei dem der erste sportlich im Prinzip völlig wertlos ist. Außerdem dauert das Qualifying im Moment an die zwei Stunden - und somit länger als jedes Rennen. Viele - vor allem die Puristen unter den Fans - wünschen sich daher eine Rückkehr zu 60 Minuten, Qualifying-Trimm, leeren Tanks und vier Runs zu je drei Runden.#w1#
Ganz in dieser Form wird es das Abschlusstraining sicher nicht mehr geben, in abgewandelter Form ist aber eine Rückkehr denkbar. Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone bestätigte dies gegenüber 'Autosport' in Barcelona: "Ich möchte zu einer Stunde zurückkehren, aufgeteilt in zweimal 30 Minuten. Jeder Fahrer müsste in jedem Teil der Session mindestens sechs Runden fahren und die beiden schnellsten Zeiten würden dann addiert."
Teilung soll für mehr Action zu Beginn der Session sorgen
Mit der Teilung in zwei Halbzeiten möchte der Brite dem alten Problem vorbeugen, dass die ersten 20 Minuten nach dem alten System stets gar nicht gefahren wurde, weil die Strecke anfangs in der Regel staubig ist und niemand einen Reifensatz verschwenden will. Nach seinem neuen Vorschlag wären die Piloten jedoch gezwungen, früh auf die Strecke zu gehen, um in beiden Sessions auf eine konkurrenzfähige Rundenzeit zu kommen.
"Früher saßen wir gelangweilt da und sagen in der ersten halben Stunde nur die Minardis fahren. Auch für das Fernsehen war das beschämend", erklärte Ecclestone, der jedoch grundsätzlich als Befürworter des klassischen Qualifyings gilt und sich daher nun auch für seinen neuen Vorschlag einsetzen will. Bei Einstimmigkeit aller Teams ist sogar denkbar, dass schon ab Saisonmitte nach diesem Modus gefahren wird - oder früher...
Der Formel-1-Chef hat schon konkrete Vorstellungen, will auch die Regel abschaffen, dass mit Rennbenzin gefahren werden muss: "Die Fahrer könnten tun, was sie wollen, ihre sechs Runden so schnell wie möglich fahren. Wenn einer keine ganzen sechs Runden fährt, zählt in der zweiten Session eben seine langsamste Runde. Und wenn einer in beiden Sessions keine sechs Runden zustande bringt, muss er von hinten starten."
Parc-Fermé-Regel wird in jedem Fall beibehalten
Beibehalten will Ecclestone jedoch die Parc-Fermé-Regel, die besagt, dass die Fahrzeuge nach dem Abschlusstraining nicht mehr verändert werden dürfen. Dies spart insofern Kosten, als die Teams dadurch gezwungen werden, die Autos in Rennabstimmung fahren zu lassen, während eigens für das Qualifying entwickelte und sündhaft teure Experimentalteile nicht eingesetzt werden können. Offenbar sind sich die Teams einig, auf diesem Prozedere bestehen zu wollen.
Für ein neues Qualifying-Format noch während der Saison ist laut Concorde Agreement Einstimmigkeit der Teams nötig, was jedoch als unwahrscheinlich gilt, weil beispielsweise Ferrari beim Design des F2004 speziell darauf Rücksicht genommen hat, dass Qualifying und Rennen mit derselben Spritmenge bestritten werden müssen. Trotzdem möchte Ecclestone seinen Vorschlag durchbringen: "Wir werden versuchen, das bis Saisonmitte zu ändern."
Sollte dies nicht gelingen, kann ein neues Format aber spätestens ab kommender Saison durchgeführt werden, denn für eine Regeländerung über die Winterpause ist lediglich eine Mehrheit unter den Teams, nicht jedoch Einstimmigkeit erforderlich. Fest steht, dass Handlungsbedarf besteht, weshalb eigentlich erwartet wird, dass ein Großteil der Teams bei etwaigen Reformen zustimmen wird.

