• 07.10.2010 16:27

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Neues Formel-1-Projekt in Südafrika

Exklusiv: Eine südafrikanische Firma und ein Investor aus Abu Dhabi möchten Bernie Ecclestone den Wunsch nach einem Grand Prix in Afrika erfüllen

(Motorsport-Total.com) - Bereits im Zuge der Fußball-WM waren erstmals Gerüchte aufgekommen, wonach die Formel 1 eines Tages wieder auf dem "Schwarzen Kontinent" fahren könnte. Nun scheint es laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' tatsächlich wieder einmal ein ernsthaftes Projekt für einen Grand Prix in Südafrika zu geben.

Titel-Bild zur News: Geplantes Layout für die neue Strecke in Südafrika

So sieht die Strecke aus, die angeblich von Hermann Tilke entworfen wurde

Hinter dem Plan, die Formel 1 erstmals seit 1993 (Kyalami) nach Südafrika zu holen, steht die südafrikanische Firma Nightsbridge Investments, die mit der Royal-Gruppe aus Abu Dhabi zusammenarbeitet. Hinter der Royal-Gruppe steckt offenbar die steinreiche Meer-Familie, die auf der ganzen Welt investiert und vor einiger Zeit bereits an Plänen arbeitete, die Formel 1 in die südafrikanische Provinz Gauteng zu lotsen.

KwaZulu-Natal statt Gauteng

Doch nach dem Platzen des groß angelegten Motorsportprogramms des ehemaligen Renault- und BMW-Sponsors Gauteng Motorsport Company (GMSC) wird nun die Provinz KwaZulu-Natal an der Ostküste als möglicher Standort ins Auge gefasst. Die Rennstrecke soll in der Nähe des Flughafens von Durban entstehen. Durban ist in Motorsportkreisen ein Begriff, seit die A1GP-Serie dort vor bis zu 100.000 Zuschauern an den Start gegangen ist (2005 bis 2008).

Die Investoren machen in ihrer Präsentation klar, dass sie nicht gewillt sind, die Regierung an den Einnahmen der Veranstaltung direkt zu beteiligen. Allerdings bitten sie um den Bau der Rennstrecke, um einen 120-jährigen Leasingvertrag für das zugehörige Grundstück und um eine Übernahme der Kosten für den Grand-Prix-Vertrag mit dem Inhaber der kommerziellen Rechte. Diese werden für zehn Jahre auf umgerechnet 680 Millionen Euro geschätzt.

¿pbvin|16|1278||0|1pb¿Der südafrikanische Verband Motorsport South Africa (MSA) hätte grundsätzlich Interesse daran, die Formel 1 zu beherbergen. Allerdings knüpfte MSA bereits im Juli 2010 in einer Presseaussendung Bedingungen an einen Grand Prix, zum Beispiel eine nachhaltige Wirtschaftlichkeit der Veranstaltung. Kurzfristige Kosten, die sich nicht rechnen, kommen für das afrikanische Land so kurz nach der Fußball-WM wohl nicht mehr in Frage.

Eine weitere Voraussetzung ist ein südafrikanischer Pilot: "In Ländern, in denen es keine Repräsentation gibt, genießt die Formel 1 nur sehr geringe Unterstützung", weiß MSA-Präsident George Nyabadza. "Nur wenn wir unsere Regenbogenflagge schwenken können, wird es auch öffentliches Interesse und eine nationale Einigkeit geben." Doch derzeit zeichnen sich keine südafrikanischen Formel-1-Piloten ab.

Ecclestone wäre grundsätzlich interessiert

Für Bernie Ecclestone wäre Südafrika ungeachtet dessen ein interessantes Pflaster: "Afrika ist ein Kontinent, auf dem wir vertreten sein sollten. Es wäre schön, wenn wir die ganze Welt abdecken könnten", sagte der Formel-1-Geschäftsführer schon während der Fußball-WM. "Derzeit ist aber Russland noch wichtiger. Afrika ist für die geschäftliche Seite der Leute in der Formel 1 etwas eingeschränkt, während Russland hier weit offen steht."

"Wir haben immer wieder mit Leuten in Südafrika geredet. Wir haben darüber geredet, eine Strecke zu bauen. Das würde dann vielleicht drei Jahre dauern. Zumindest ist es das, was ich hoffe", so Ecclestone, der ursprünglich am ehesten nach Kapstadt gehen wollte. Aber er relativiert: "Ich hoffe da auch schon seit fünf Jahren. Vielleicht sorgt das, was die Fußball-WM für Afrika bewirkt hat, dafür, dass die Leute auch die Formel 1 in Afrika haben wollen."

Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone würde gerne auch in Afrika einen Grand Prix fahren Zoom

Insider schätzen die Chancen, dass das Nightsbridge/Royal-Projekt in Durban tatsächlich in den nächsten Jahren umgesetzt wird, auf ungefähr 20 Prozent ein. Weiter geht es nun mit einem Treffen am 14. Oktober, bei dem die Machbarkeit besprochen werden soll. Dann werden neben Vertretern der Veranstalter auch Regierungsmitglieder und zahlreiche andere Personen, die im südafrikanischen Motorsport Einfluss haben, am Tisch sitzen.