Button: "Ich bin zuversichtlich"
Trotz eines Rückstandes von 25 Punkten geht McLaren-Fahrer Jenson Button optimistisch in den Japan-Event und will aggressiv zu Werke gehen
(Motorsport-Total.com) - Für Jenson Button ist die Situation nicht einfach: Der britische McLaren-Fahrer muss in den letzten vier Rennen des Jahres einen Rückstand von 25 WM-Punkten wettmachen, will er sich zum Ende der Saison erneut den Titel sichern. Weil sein Rennstall in Japan allerdings einige neue Teile am Start hat, gibt sich der 30-Jährige vor dem Wochenende in Suzuka betont zuversichtlich. In seiner Medienrunde erläutert Button, weshalb im Endspurt des Jahres unbedingt mit ihm und McLaren zu rechnen ist.

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Jenson Button blickt dem Wochenende von Suzuka betont entspannt entgegen
Frage: "Jenson, Suzuka gilt als Strecke, auf der ein Fahrer noch den Unterschied ausmachen kann. Ist das möglich?"
Jenson Button: "Ich denke nicht, dass es sich so verhält. Ohne ein gutes Auto bist du selbst auf dieser Strecke aufgeschmissen. Vermutlich werden hier in Japan drei Teams an der Spitze liegen."
"Das werden Ferrari, Red Bull und wir sein, nehme ich an. Es wird darauf ankommen, welche Updates man zu diesem Rennen mitbringt und wie gut das Auto auf diesem Kurs funktioniert. Du brauchst ein komplettes Paket und kannst dir keine Fehler erlauben. Es gilt, ein gutes Ergebnis einzufahren."
Frage: "Um deine Titelchancen am Leben zu erhalten, solltest du dieses Rennen nach Möglichkeit gewinnen, oder?"
Button: "Ein Sieg wäre großartig, aber nicht zwingend notwendig. Wie die anderen Fahrer zu sagen pflegen: Auf das Podium zu fahren ist wichtig. Man muss möglichst vor den Jungs ankommen, gegen die man antritt."
"Die Wetterbedingungen sollen in den kommenden Tagen recht durchwachsen sein. Uns steht also ein lustiges Wochenende ins Haus. Wenn man wie ich 25 Punkte hinter dem Tabellenführer zurückliegt, kann das nur gut sein, denn es bringt die Hackordnung durcheinander. Das brauchen wir jetzt. 25 Zähler sehen in diesem Jahr nach mehr aus, als es wirklich ist."
"Im vergangenen Jahr kamen wir als WM-Führende an diesen Kurs und hatten nicht viel mehr Vorsprung auf Sebastian und Rubens. Der Abstand ist also nicht allzu groß und ich rechne damit, dass unser Fahrzeug hier viel besser funktioniert, als manche glauben mögen. Einfach wird es aber nicht, denn die Konkurrenz ist groß. Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns ein Fortschritt gelingen wird."
McLaren zündet eine neue Entwicklungsstufe
Frage: "Du liegst 25 Punkte hinter der Spitze zurück. Wie fühlst du dich?"
Button: "Ich fühle mich gut. Den Großen Preis von Japan mag ich immer sehr. Du weißt einfach nie, was das Wetter hier mit uns vor hat. Am Samstag und am Sonntag ist die Regenwahrscheinlichkeit wohl sehr groß. Wir werden sehen."
"Das kann meinem Abschneiden auf jeden Fall nur dienlich sein. Darauf freue ich mich. Ich liebe mein Auto und fahre es gerne im Regen. Außerdem haben wir einige gute Updates im Gepäck. Ich weiß nicht, um die anderen Teams ebenfalls derart umfangreiche Neuerungen mitbringen."
"Ich bin zuversichtlich, dass wir konkurrenzfähig sein werden. Vor dem Sonntag weiß man aber nie so genau, wo man sich einsortieren wird. Die Teams der Titelkandidaten sollten jedenfalls geschlossen konkurrenzfähig sein."
Frage: "Du hast ein mögliches Regenrennen angesprochen. Darauf kannst du dich aber nicht verlassen, wenn du 2010 den Titel holen willst..."
Button: "Das ist richtig. Ich liege 25 Punkte hinter dem Führenden - und das nicht nur aufgrund von Regenrennen."
"Wir hatten einige gute Grands Prix - Monza zum Beispiel und Spa wäre ebenfalls sehr gut geworden. Singapur war keine großartige Geschichte für uns, dennoch kam ich auf Rang vier ins Ziel. Hier sollte alles viel besser aussehen. Wir haben schließlich einige Updates dabei."
Frage: "McLaren-Geschäftsführer Jonathan Neale meinte, das Team würde an diesem Wochenende einfach alles in die Waagschale werfen. Das hört sich an wie 'volles Risiko'. Wie stehst du dazu?"
Button: "Wir haben eine sehr gute Atmosphäre im Team. Die Jungs arbeiten sehr hart und wir haben die Ressourcen, um einige Fortschritte zu verzeichnen."
"Ich habe das Auto im Simulator ausprobiert und es fühlte sich besser an als das Fahrzeug von Singapur. Das ist positiv. In der Qualifikation waren wir in Singapur noch ganz gut unterwegs, doch im Rennen fehlte es uns an Geschwindigkeit. Wir kennen die Gründe dafür und haben das Auto nun ziemlich beim Setup verändert."
"Wir haben zudem einige neue Teile am Start, die uns auf solchen Strecken wie Suzuka entgegen kommen sollten. Es siegt gut aus für uns. Wir schnell wir an diesem Wochenende sein werden, weiß im Augenblick aber niemand."¿pbvin|512|3160|inside|0|1pb¿
Suzuka gefällt Fahrern und Fans
Frage: "Wie sehr braucht McLaren in Japan einen Erfolg? Langsam rennt die Zeit davon..."
Button: "Das wird man noch bis zum letzten Rennen sagen. Jeder sagt stets, 'dieses Rennen ist das wichtigste überhaupt'."
"Das sagte man aber schon in Singapur und das sagte man auch in Monza. Das Wichtige ist aber das Fahren und genau darum sollten wir uns kümmern, statt ewig lange Reden zu schwingen. Schauen wir einmal, wohin uns das bringt."
Frage: "Welche Kurve stellt in Suzuka die größte Herausforderung dar?"
Button: "In meinen Augen ist Suzuka keine Strecke, bei der mein nur eine Kurve herausgreift. Es handelt sich um eine richtig tolle Rennbahn, die sehr schnell und flüssig zu fahren ist."
"Kurve zwei kannst du nicht einfach herausgreifen, weil diese Ecke ohne Kurve eins und Kurve drei einfach nicht dasselbe wäre. Suzuka ist schnell und flüssig, deswegen lieben die Fahrer diese Strecke. Gemeinsam mit Spa und vielleicht mit Monaco zählt Suzuka zu den besten Kursen überhaupt."
"Gleichzeitig ist es ein schwieriges Terrain: Entweder du findest den Rhythmus oder du findest ihn nicht. Das macht aber sehr großen Spaß, auch weil die Strecke körperlich recht anstrengend ist. Zudem verzeiht diese schnelle Bahn keinen Fehler. Das haben wir im vergangenen Jahr gesehen. Wir werden allesamt sehr viel Spaß haben."
Frage: "Die Entscheidung rückt näher. Wann wäre es deiner Meinung nach okay für ein Team, einen Fahrer gegenüber dem anderen zu bevorzugen?"
Button: "Wenn der andere Pilot keine Chance mehr hat, den Titel zu gewinnen. So einfach ist das."
Etwas mehr Aggressivität im Saisonendspurt
Frage: "Du könntest der erste Fahrer seit Juan-Manuel Fangio werden, der in zwei aufeinander folgenden Jahren und auf unterschiedlichen Fabrikaten den Titel holt. Würde dir das etwas bedeuten?"
Button: "Das wäre fantastisch. Das war mir nicht bewusst. Jetzt werde ich mich besonders anstrengen (lacht; Anm. d. Red.). Keine Interviews mehr, ich habe zu tun!"
Frage: "Was ist wichtiger für dich in diesem Jahr: der Titelgewinn oder der besser der beiden McLaren-Fahrer zu sein?"
Button: "Wenn ich den Titel gewinne, schlage ich beide Fliegen mit einer Klappe... (lacht) Ich möchte natürlich Erster werden, denn dafür sind wir hier."
"Während einer Saison kann aber so vieles passieren. Du kannst Glück haben oder viele Unfälle und gleichzeitig viele Siege. Konstanz kann dir ebenso den Titel einbringen. Das ist das große Ziel am Ende der 19 Rennen. Wir müssen nun eben herausfinden, wer insgesamt der Beste ist."
Frage: "Was ist dein Rezept für den Rest der Saison?"
Button: "Ich muss schnell sein und möglichst viele Punkte abgreifen. Vielleicht werden wir bei der Strategie ein bisschen aggressiver zu Werke gehen. Wir machen viel Druck, haben zahlreiche Updates am Auto und das wird sich bei den restlichen Rennen so fortsetzen. Das braucht es auch."
"Man muss bis zum letzten Grand Prix bei der Stange bleiben, denn vorher wird diese Meisterschaft meiner Meinung nach nicht entschieden sein. Mit der Entwicklungsrichtung des Autos und mit den Neuerungen, die hier zum Einsatz kommen, bin ich sehr zufrieden. Vor uns liegen noch vier aufregende Rennen."
Frage: "Deine Ausgangslage ist nicht einfach: Einerseits musst du aggressiv vorgehen, um den Anschluss wieder herzustellen, andererseits könnte ein Fehler das Aus für dich bedeuten. Wie gehst du damit um?"
Button: "Das ist doch sehr aufregend."
"Im vergangenen Jahr war die Situation eine andere. Damals konnte ich den Titel nur noch verlieren. 2010 ist alles viel intensiver. Es kann in die Hose gehen und das wäre enttäuschend. Es ist aber trotzdem besser, sich ein Herz zu fassen und zu kämpfen."
Button outet sich als Japan-Fan
Frage: "Ist die Position des Jägers besser als die des Gejagten?"
Button: "Mark hat den Vorteil, weil er mehr Punkte aufweist. Das ist einfach eine Tatsache. Er hat 25 Zähler mehr auf dem Konto und das ist ein großer Bonus."
"Er befindet sich zweifelsohne in einer besseren Position. Ich kann aber mit der Zuversicht ins Rennen gehen, dass wir in Suzuka ein gutes Auto haben werden. Außerdem ist es sehr aufregend für mich, auf meine Konkurrenten aufzuholen. Lewis und Sebastian liegen ohnehin nur knapp vor mir."
Frage: "In Japan genießt du den Status eines Superstars. Wie gefällt es dir in diesem Land?"
Button: "Es gefällt mir sehr gut. Ich fühle mich wohl hier. Eigentlich ist es recht ruhig für mich. Ich bin einfach nur mit meiner Freundin unterwegs. Ich mag diesen Ort und bin nun schon eine Woche hier."
"Seit Freitag bin ich in Tokio und habe hier eine gute Zeit verbracht. Ich konnte ein bisschen trainieren, war mit dem Fahrrad unterwegs und habe ein paar Laufübungen gemacht. Ich lerne immer mehr über die japanische Kultur. Ich habe in dieser vergangenen Woche viele neue Erfahrungen gemacht."
"Schön ist auch, hier in Suzuka zu sein. Es ist ganz anders als Tokio, aber ich mag es genau so sehr. Es ist ein toller Rennplatz. Der Kurs ist fantastisch zu fahren. Die Atmosphäre ist auch immer spitze, denn es sind meistens viele leidenschaftliche Fans an der Strecke. Das gefällt mir sehr."
Frage: "Suzuka markiert das letzte Formel-1-Heimrennen für Bridgestone. Kannst du uns etwas über deine Erfahrungen mit dieser Reifenmarke berichten?"
Button: "Ich arbeite nun schon seit vielen Jahren mit Bridgestone zusammen. Meinen Titel habe ich auf diesen Pneus eingefahren. Sie sind sehr leidenschaftlich und treten in der Formel 1 an, um zu siegen."
"In den vergangenen Jahren haben sich die Regeln immer wieder etwas verändert. Wir hatten aber stets eine tolle Arbeitsbeziehung. Die Ingenieure, mit denen wir gearbeitet haben, waren großartig. Wir arbeiten eng zusammen, um das Beste aus den Reifen herauszuholen. Die Pneus spielen eine sehr wichtige Rolle in der Formel 1."
"Nur vier Elemente berühren in unserem Sport den Boden - und das sind nun eben die Reifen. Eine enge Zusammenarbeit ist daher ungeheuer wichtig. Bridgestone hatte eine fantastische Karriere in der Formel 1. Es ist traurig, sie nun gehen zu sehen. Vielleicht kehren sie aber eines Tages wieder zurück."

