• 29.10.2002 17:00

  • von Fabian Hust

Neue Reifen-Freiheit statt Reifen-Monopol

In Bezug auf das Reifenreglement gibt es eine Änderung im Reglement, die für mehr Spannung sorgen soll

(Motorsport-Total.com) - Bisher hat das Reifenreglement vorgesehen, dass jeder Reifenhersteller zwei Mischungen mit an die Strecke bringen durfte. Dass Bridgestone mit dem einzigen Top-Kunden Ferrari zwei Reifen zu den Rennen anlieferte, die wie auf den F2002 maßgeschneidert waren, konnte jeder nachvollziehen. Mittlerweile hat man selbst bei Ferrari und in Japan zugegeben, dass man in erster Linie auf die Wünsche der Roten einging.

Titel-Bild zur News: Michelin und Bridgestone in der Formel 1

Bridgestone und Michelin sind 2003 wesentlich flexibler

Da der Ferrari F2002 mit seinem extrem flachen und kompakten Heck eine völlig andere Konzeption verfolgte, funktionierten die Pneus nur sehr selten auf den anderen Bridgestone-Autos. Schon eine geringfügig andere Gewichtsverteilung führt dazu, dass der Reifen nicht mehr richtig arbeitet. Augenfällig war das vor allem zuletzt beim Sauber-Team, was auf dem Papier prinzipiell das zweitstärkste Bridgestone-Kunden-Team war, jedoch oftmals überhaupt nicht mit den Reifen zurechtkam.

Bei Michelin ergab sich ein ähnliches Problem, das für die Franzosen aber schwerwiegender war. Denn während bei Bridgestone klar war, dass nur Ferrari Chancen auf den Titel hat, hatte Michelin mit BMW-Williams und McLaren-Mercedes zwei Top-Teams unter Vertrag. Doch da die Konzepte der Autos ebenfalls zu unterschiedlich waren, konnte Michelin immer nur einen Reifen backen, der perfekt auf ein Auto passte, niemals aber einen, der auf beiden Autos perfekt funktionierte.

So kostete diese Kompromissnotwendigkeit schlichtweg Konkurrenzfähigkeit, die oftmals den eklatanten Rückstand auf Ferrari erklärte. Das ging sogar soweit, dass Williams und McLaren kurzerhand eine Allianz bildeten, um gemeinsam die Autos und Reifen so anzupassen, dass keiner der Partner mehr mit diesem Nachteil leben muss.

Ein Vorschlag tauchte zuletzt von McLarens Technischem Direktor Adrian Newey auf, wie man das Problem aus der Welt schaffen könnte. Er forderte ein Reifenmonopol für die Formel 1. Doch da machen die Reifenhersteller nicht mit, da sie den Wettbewerb brauchen, um ihre Produkte richtig in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stellen zu können.

So kam die Formel-1-Kommission auf ihrer Sitzung am Montag auf die einzig gute Lösung des Problems: Ab der kommenden Saison dürfen die Reifenhersteller jedem ihrer Teams zwei verschiedene Reifenmischungen anbieten. Das wird das Feld näher zusammenbringen, auch wenn dadurch die Entwicklungs- und Produktionskosten der Reifenhersteller immens ansteigen.

Dies ist auch der Grund, warum zu befürchten ist, dass es auch 2003 zu einer "Zwei-Klassen-Gesellschaft" kommen wird. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass beispielsweise Michelin genauso viel Energie in die Entwicklung der Reifen bei Minardi stecken wird, wie man dies bei BMW-Williams und McLaren-Mercedes tun wird. Schlussendlich würde sich die Entwicklungsarbeit nicht rechnen. Im schlimmsten Fall haben also 2003 nur die ganz kleinen Teams unpassende Reifen, wohingegen sich in der vergangenen Saison wesentlich mehr Teams mit dem gleichen Problem herumschlagen mussten.

An der Spitze jedoch wird es durch die neue Regelung spannendere Rennen geben. In der letzten Saison gab es oft die Situation, dass BMW-Williams das dichteste Verfolger-Team von Ferrari war, weil die Reifen besser zum Auto passten als auf jenes von McLaren-Mercedes. Bei einem anderen Rennen war es dann wieder umgekehrt. Solche Schwankungen sollte es ab der kommenden Saison nicht mehr geben und Ferrari wird aus diesem Grund auf mehr Gegenwehr treffen.

Um die Kosten für die Reifenhersteller etwas in Grenzen zu halten, ist man von dem Vorhaben abgekommen, den Teams mehr Reifen zur Verfügung zu stellen, damit auf der Strecke mehr Fahrbetrieb herrscht. Auch in der kommenden Saison werden die Piloten mit zehn Reifensätzen pro Rennwochenende auskommen müssen. Reduziert wurde die Anzahl der erlaubten Regenreifen. Statt drei Regen- oder Intermediate-Reifen ist nun nur noch ein einziger Reifen zum Einsatz unter nassen Bedingungen erlaubt ? das spart massiv Kosten.