• 29.10.2002 16:05

  • von Fabian Hust

Von der Teamorder und dem Gummiparagraphen

Ab der kommenden Saison ist die Anwendung einer Teamorder nicht mehr erlaubt ? doch der Passus ist ein Gummiparagraph

(Motorsport-Total.com) - Mehrere tausend Vorschläge ließ sich die FIA nach dem Großen Preis von Österreich von den Formel-1-Fans zuschicken, um vielleicht auf eine gute Idee zu kommen, wie man den Einsatz einer Teamorder sicher überwachen kann. Das Urteil von FIA-Präsident Max Mosley: "Es waren viele gute Vorschläge dabei, doch leider war bisher kein durchführbarer Vorschlag dabei." So beschloss man jetzt auf der Sitzung der Formel-1-Kommission, dass eine "Teamorder, die ein Rennergebnis beeinflusst, verboten ist."

Titel-Bild zur News: Schumacher und Barrichello

Peinliche Rennen wie in Spielberg soll es nicht mehr geben

Ganz offensichtliche Platzwechsel wie in Spielberg, als Rubens Barrichello Michael Schumacher seinen Sieg überlassen musste, wird es in der kommenden Saison nicht mehr geben. Aber soll man ernsthaft glauben, dass die Teams ganz auf den Einsatz einer Teamorder verzichten? Ganz banal dürfte nicht einmal ein Fahrer seinen hinter sich fahrenden Teamkollegen passieren lassen, wenn er auf Grund einer anderen Strategie langsamer ist, ganz zu schweigen wenn es wirklich um die Weltmeisterschaft geht.

Schon 1998, als Mika Häkkinen irrtümlicherweise nach einem Missverständnis mit seiner Mannschaft an die Box kam und dadurch den ersten Platz an David Coulthard verlor, der nach Aufforderung durch sein Team den Finnen gewinnen ließ, verabschiedete der Motorsportweltverband FIA ein Teamorder-Verbot ? um es dann wenig später wieder aufzuheben. Man war einfach nicht in der Lage, zu verhindern, dass die Teams intern die Plätze tauschen.

Möglichkeiten, einen Platzwechsel "verkappt" vorzunehmen gibt es unzählige: Das Team könnte den Fahrer zu einem zusätzlichen Boxenstopp an die Box beordern, es könnte absichtlich "Probleme" beim Stopp geben, der Fahrer könnte ganz "aus Versehen" einen Fahrfehler begehen, so dass der Teamkollege überholen kann und in Zeiten des bi-direktionalen Funkverkehrs wäre es sogar denkbar, dass das Team einem seiner Fahrer kurzzeitig technische Probleme aufhalst.

Dennoch möchte die FIA den Passus im Reglement haben, damit sich solche Szenen wie in Österreich nicht mehr wiederholen, denn diese schaden dem Sport mehr als eine "hinter dem Rücken" ausgeführte Stallorder. Die Hemmschwelle der Teams, durch Tricks eine Stallorder anzuwenden, wird höher sein, als diese für jedermann offen ersichtlich wie von Ferrari in Spielberg gezeigt, durchzuziehen. Dadurch wird es definitiv weniger Platzwechsel geben aber es muss und wird den Fans auch klar sein, dass es "hinten herum" doch zur Teamorder kommen wird.

"Wir werden das Renngeschehen sehr genau beobachten und wenn es einen Verdachtsmoment gibt, dann werden wir ihn der Rennleitung mitteilen", kündigte FIA-Präsident Max Mosley am Montag an. Der Brite glaubt aber an die Vernunft der Teams: "Die Teams haben selbst realisiert, dass die Teamorder, wie sie in diesem Jahr gesehen wurde, komplett gegen die Interessen aller in der Formel 1 ist. Ich gehe also nicht davon aus, dass wir sie in Zukunft noch sehen werden."

Die Meinung von Max Mosley und Bernie Ecclestone hat sich in letzter Zeit ebenso verändert wie bei vielen anderen Beteiligten. Die Formel 1 ist und bleibt auch ein Mannschaftssport, auch wenn am Steuer Einzelpersonen arbeiten. Aber die Proteste gegen Ferraris Manipulationen bei den Rennausgängen ? zuletzt beim Rennen in Indianapolis ? haben die Beteiligten zum Umdenken gezwungen. Eine Stallorder wird es nun zumindest offiziell nicht mehr geben.