• 06.02.2011 20:22

  • von Britta Weddige & Roman Wittemeier

Neale: "Wegfall des Doppeldiffusors größte Herausforderung"

McLaren-Geschäftsführer Jonathan Neale exklusiv über die Ideen der Konkurrenz, die neue Fahrzeugbalance und die neuen Pirelli-Reifen

(Motorsport-Total.com) - Nun also ist auch das Geheimnis gelüftet, mit welchen technischen Finessen der neue MP4-26 von McLaren in die neue Saison geht. Für den meisten Gesprächsstoff bei der Präsentation in Berlin sorgten die komplett unterschnittenen Seitenkästen. Die Konkurrenz hat indes schon früher die Hüllen fallen lassen und ist mit ihren neuen Boliden bereits in den vergangen Tagen in Valencia auf der Teststrecke gewesen.

Titel-Bild zur News: Jonathan Neale und Lewis Hamilton

Jonathan Neale (l.) ist froh, dass Lewis Hamilton in Valencia den MP4-25 testete

Dabei hat man natürlich auch bei McLaren neugierig gespitzelt, was sich die Konkurrenz für die neue Saison ausgedacht hat. McLaren-Geschäftsführer Jonathan Neale hat dabei zwar "einige interessante Ideen", aber keine großen Überraschungen gesehen - außer bei Williams. "Das Heck des Williams ist sehr interessant, mit dem sehr niedrigen Differenzial und der Säule, die viel von der strukturellen Belastung hinten trägt. Ich glaube, da kratzen wir uns immer noch am Kopf und fragen uns, wie sie das gemacht haben", sagt Neale im Exklusiv-Interview mit 'Motorsport-Total.com'.

Und wie beurteilt er die Boliden der anderen Konkurrenten? "Einige Lösungen von Red Bull und Ferrari sind recht elegant. Es ist aber nichts dabei, über das wir noch nicht nachgedacht hätten", erklärt Neale. "Bei Renault empfinde ich es als interessanten und mutigen Schritt, den Auspuff vorne aus dem Auto heraus zu leiten."


Fotos: Präsentation des McLaren MP4-26


Die Pirelli-Reifen als Stolperstein 2011?

All diese Ideen sollen dazu dienen, die größte technische Herausforderung, die das neue Reglement mit sich bringt, zu meistern. Und diese Herausforderung ist laut Neale, "dass das Auto durch den Wegfall des Doppeldiffusors an Balance verliert". Die Fahrzeuge produzieren nun vorne mehr Abtrieb als hinten. "Die Herausforderung ist also, das Heck hier wieder mehr mit einzubeziehen. Und ich denke, all die Technologien, die man sieht, alle Hilfsmittel am Auto, wurden entwickelt, um hinten wieder mehr Abtrieb zu bekommen", sagt er.

Diese Lösungen sind nun alle entwickelt. Jetzt müssen die Teams die nächste Aufgabe angehen. "Das Interessanteste wird nun sein, was wir alle machen müssen, um die Pirelli-Reifen optimal nutzen zu können", erklärt Neale. Darauf hat sich McLaren in Valencia konzentriert. Neale ist froh, dass dabei der Vorjahreswagen zum Einsatz kam. "So mussten wir nicht mit einem Auto kämpfen, das nicht zuverlässig ist oder mit all den neuen Teilen aerodynamische Probleme hat und dergleichen. Wir konnten uns allein auf die Arbeit mit den Reifen konzentrieren."

"Die Herausforderung ist, das Heck hier wieder mehr mit einzubeziehen." Jonathan Neale

"Ich denke, dass wir zunächst mit Lewis und auch mit Jenson sehr viel gelernt haben. Und da kommt noch einiges mehr. Was die Reifen angeht, stehen wir meiner Meinung nach erst am Anfang", betont der McLaren-Geschäftsführer. Gleichzeitig geht auch bei Pirelli selbst die Entwicklung immer weiter voran. "Ich denke, dass sie große Fortschritte machen. Alle Teams arbeiten sehr intensiv mit Pirelli zusammen. Wir möchten, dass sie erfolgreich sind. Sie wollen, dass wir erfolgreich sind. Und ich bin sicher, dass dies der Fall sein wird", so Neale.¿pbvin|512|3453|mclaren|0|1pb¿

Das Kräfteverhältnis ist noch undurchschaubar

Ob die derzeit hohe Abnutzung der Reifen ein Problem werden könnte, möchte er noch nicht beurteilen. "Dazu ist es noch zu früh. Es stimmt: Die Abnutzung bei den weichen Reifen ist eine ziemliche Herausforderung. Ich denke aber, das könnte gut für die Show sein", betont er. Denn wenn man wegen der Reifenabnutzung im Rennen einen frühen Boxenstopp einlegen muss, "ist das ein gutes Spektakel für den Sport - auch wenn es für das Team schwierig ist".

Grundsätzlich hält es Neale für schwierig, aus den beim Test gefahrenen Zeiten jetzt schon irgendwelche Schlüsse zu ziehen. "Den Teams stehen pro Tag nur vier Reifensätze zur Verfügung, es wird mit verschiedenen Benzinmengen gefahren, der Abrieb ist unterschiedlich, es gibt große Unterschiede zwischen dem superweichen und dem weichen Reifen" sagt er. "Wir sprechen von einer, zwei, zweieinhalb Sekunden Unterschied bei den Rundenzeiten. Und wir haben uns bisher alle im Bereich von Hundertstelsekunden unterschieden, was die Autos angeht. Das macht die Sache recht schwierig."

"Es fühlt sich gut an, wenn man vorne ist und weniger gut, wenn man hinten ist." Jonathan Neale

Natürlich schaue letzten Endes aber jeder auf die Zeitentabelle und wer an der Spitze liege, räumt Neale ein: "Es fühlt sich gut an, wenn man vorne ist und weniger gut, wenn man hinten ist. Ich hoffe, dass wir nächste Woche irgendwo vorne sind und nicht hinten." Und was wäre sein Wunsch, wenn ihm einer gewährt würde? "Ein Monat mehr Zeit", antwortet er lachend.

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