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Nachtrennen im Visier: Doch Sotschi boomt auch am Tag

Die Promoter von Sotschi sind sich sicher, dass ein Nachtrennen schon bald kommen wird, doch auch mit der Bilanz 2016 ist man trotz kurzer Pause sehr zufrieden

(Motorsport-Total.com) - Sotschi hatte vor dem Formel-1-Rennen 2016 eine große Bürde zu bewältigen. Weil das Rennen vom Herbst in den Frühjahr verlegt wurde, lagen zwischen den beiden Grands Prix nur sechs Monate. Trotz der geringen Zeitspanne scheint das Interesse an der Formel 1 in Russland ungebrochen zu sein. Im Vergleich zum Lauf im Oktober sind laut Angaben der Organisatoren sogar mehr Zuschauer in den Olympiapark gepilgert.

Titel-Bild zur News: Start in Sotschi

Das dritte Rennen in Sotschi war erneut ein Zuschauermagnet Zoom

Waren es 2015 noch 149.000 Fans, so strömten laut Angaben am vergangenen Wochenende 158.000 Zuschauer in die Stadt am Schwarzen Meer - mit 60.000 Zuschauern war das Rennen am Sonntag ausverkauft. Eigentlich sollten nur 55.000 Menschen Platz finden, doch aufgrund einer Sondergenehmigung konnten noch einmal 5.000 zusätzliche Köpfe gezählt werden. Grund hierfür sei vor allem die günstige Lage des Vorverkaufgeschäfts gewesen.

"Der Verkauf ging langsam los, aber um Neujahr herum stieg das massiv an, weil die Tickets als Geschenk gekauft wurden. Jetzt verkaufen sich die Tickets sogar schneller als in den ersten Jahren", verkündet Promoter Sergei Worobiew gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Jetzt kommen viele Leute nach Sotschi, nicht nur um das Rennen zu sehen, sondern um die Woche dort zu verbringen. Das Rennen war trotzdem der Hauptgrund für den Besuch."

Vor allem Lokalheld Daniil Kwjat dürfte als Triebfeder für einen guten Verkauf gedient haben, auch wenn sein Rennen nach dem Startunfall mit Sebastian Vettel schnell ins Schlechte umgekehrt wurde. "Es wird immer besser. Kwjat bekommt langsam eine gewisse Popularität", erkennt auch Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko bei 'Sky'. "Wir sehen es am Merchandise-Verkauf, der besonders mit Kwjat angezogen hat."

Fußball & Eishockey als große Konkurrenz

Doch noch ist die Formel 1 nicht ganz in Russland angekommen. Denn Fußball und Eishockey sind als Sportarten immer noch weit vor Motorsport anzusiedeln, was Beliebtheit angeht - und auch Tennis oder Volleyball hätten laut Worobiew noch einen anderen Stellenwert. "Es ist also noch ein langer Weg, um Motorsport zu einer Schlüsselsportart in Russland zu machen", so der Russe weiter. "Mit einem Russland-Grand-Prix, mit diversen Strecken im Land und mit russischen Fahrern, die in vielen Serien auch außerhalb der Formel 1 glänzen, besitzen wir aber eine gute Basis."

Womöglich droht aber in der Zukunft Konkurrenz, denn mit dem Lauf in Aserbaidschan gibt es in diesem Jahr erstmals einen zweiten Grand Prix in der Region. Für Worobiew jedoch kein Problem: "Wir haben keinen Einbruch in den Verkaufszahlen gesehen, also sieht es nicht danach aus, als würde Baku einen Einfluss auf unser Rennen haben", sagt er. Langfristig sieht er sogar Vorteile für Sotschi, weil so das Interesse noch steigen könnte: "Je mehr Rennen in der Region sind, desto besser ist es für uns."


Fotostrecke: F1 Backstage: Sotschi

Entscheidung für Nachtrennen "schon gefallen"

Ein weiteres Thema, was in Sotschi zuletzt häufiger aufgetreten war, ist ein mögliches Nachtrennen. Nach Singapur, Bahrain und Abu Dhabi könnte Russland schon bald das vierte Flutlichtrennen der Formel 1 werden. Pläne dafür gebe es schon lange, meint Worobiew: "Die Entscheidung ist schon gefallen, allerdings ohne ein konkretes Datum. Ich bin sicher, dass es kommen wird", erklärt der Promoter.

Allerdings könnten die Fans noch ein paar Jahre daraus warten müssen, denn die endgültige Bestätigung seitens der Regierung stehe noch aus, weil es ein eigentlich unnötiges Investment ist. Auch kann Sotschi die zusätzlichen operativen Kosten eines Nachtrennens noch nicht stemmen. "Wir müssen genügend Tickets verkaufen, um die Kosten zu decken - egal ob Nachtrennen oder Tagrennen. Im Moment sind wir nicht bereit, um die operativen Kosten zu decken", so Worobiew, der dennoch zuversichtlich ist: "Ich bin sicher, dass es vor 2020 passieren wird."