Nach Santander-Deal: McLaren spielt Sponsorenflucht herunter

Während Santander bis 2020 gehalten werden kann, gehen TAG Heuer, Hugo Boss und Johnny Walker über Bord: McLaren-Boss Ron Dennis erklärt die Ereignisse

(Motorsport-Total.com) - Aufatmen bei McLaren: Nach dem Sponsoren-Exodus der vergangenen Monate hat nun zumindest die spanischen Santander-Bank den Vertrag mit dem ins Trudeln gekommenen britischen Traditionsteam verlängert - und zwar bis Ende 2020. McLaren und Santander arbeiten bereits seit 2007 zusammen. Auch der Vertrag mit Jenson Button, der die Marke in Großbritannien populärer machen soll, wurde verlängert.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis, Mansour Ojjeh

Boss Ron Dennis und Mitbesitzer Mansour Ojjeh: McLaren ist nicht mehr so attraktiv Zoom

Das Team hat zwar noch immer keinen Nachfolger für den ehemaligen Hauptsponsor Vodafone gefunden, der Ende 2013 über Bord gegangen war, zumindest hat man aber die zuletzt negative Entwicklung abstoppen können: Mit TAG Heuer und Hugo Boss hat man zwei Sponsoren verloren, die seit Jahrzehnten mit McLaren verbunden waren. Auch Johnny Walker trennt sich vom Rennstall aus Woking, nachdem Boss Ron Dennis laut dem 'Telegraph' Ende 2014 ein Angebot des Whiskey-Herstellers, um 60 Millionen Euro pro Jahr als Hauptsponsor zu agieren, abgelehnt hat.

Die Gründe für den Sponsoren-Exodus

Dennis selbst ist aber der Meinung, dass die negative Außenwirkung vor allem auf die Art und Weise zurückzuführen ist, wie die Medien darüber berichtet haben. "Wir haben Vodafone nicht verloren, sondern sie haben sich entschieden aufzuhören", bemüht sich der Brite um eine Richtigstellung. "Da besteht ein großer Unterschied, denn bei großen Unternehmen gibt es immer wieder Wechsel in der Führungsebene, die Perspektive ändert sich. Und dann ist es manchmal unausweichlich, dass so etwas passiert."

Auch der Abgang von TAG Heuer zu Red Bull nach rund 30 Jahren ist laut Dennis kein großes Drama und sei absolut erklärbar. Die Schweizer Uhrenfirma, die ursprünglich zum Firmenimperium von McLaren-Mitbesitzer Mansour Ojjeh gehörte und für die der Teamboss schon in den Anfangszeiten Marketing und Vertrieb leitete, bugsierte sich angeblich selbst ins Abseits.

Geschäftsführer Jean-Claude Biver und Dennis hatten laut dem Formel-1-Urgestein "ein paar grundlegende Meinungsverschiedenheiten. Ich konnte seine Sichtweise in Hinblick auf eine radikale Herangehensweise beim Sponsoring nicht teilen, denn die erschien mir für unsere Marke unangemessen. In Monte Carlo gab es eine Situation, die ich nicht gut gefunden habe."

McLaren laut Dennis "profitabel"

Der Verlust sei zu verkraften, da man inzwischen mit dem Champagner-Hersteller Chandon eine weitere Marke der LVMH-Gruppe angezogen hat, die laut Dennis "um ein Vielfaches wertvoller als TAG Heuer" ist. Zudem verweist Dennis darauf, dass der Vertrag mit der Hotelkette Hilton über die geplante Dauer hinaus verlängert wurde.Das Ende der Zusammenarbeit mit Johnny Walker sei bloß darauf zurückzuführen, dass der neue Geschäftsführer andere Sponsoring-Vorstellungen hatte.

Jenson Button

Auch 2015 hielten sich die Firmenlogos auf dem McLaren bereits in Grenzen Zoom

Generell müsse man sich um McLaren keine Sorgen machen, obwohl die Lage am Sponsorenmarkt alles andere als einfach sei. "Man muss kein Einstein sein, um zu begreifen, dass das Umfeld in der Formel 1 und im Sportsponsoring herausfordernd ist", sagt Dennis. "Wir haben auch bei Ferrari seit zwei Jahren keinen neuen Sponsor gesehen."

Als Chef der McLaren-Gruppe habe er die Übersicht, wie das Unternehmen seine Einnahmen lukriert: "Ich muss voraussehen, in welche Richtgung wir gehen. Bereitet mir das schlaflose Nächte? Nein, tut es nicht. Wir sind finanziell gesehen sehr stark. Der Eigenkapitalwert unseres Unternehmens beträgt nun deutlich über eine Milliarde Pfund. Alle unsere Geschäfte sind profitabel, und wir werden profitabel sein. Wir sind eine starke Firma."

Dennis tüftelt an neuem Businessplan

Der McLaren-Boss tauchte vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi vier Monate lang bei keinem Grand Prix auf. Laut eigenen Angaben nutzte er die Zeit, um an einem neuen Businessplan für die McLaren-Gruppe zu arbeiten. "Als privates Unternehmen kann man auf zwei Arten wachsen: Entweder man investiert den Profit in die Zukunft oder man setzt - wenn es etwas schneller gehen soll - auf eine ganz andere Herangehensweise", gibt er sich kryptisch. "Komplexe Dinge brauchen eben Zeit. Und wenn wir dort sind, dann wird McLaren einen riesigen Schritt machen, und ich werde es verkünden."

Sich bloß auf die Formel 1 zu verlassen, ist laut Dennis kein sehr cleverer Weg. "Das Formel-1-Businessmodell ist langfristig nicht attraktiv, nicht zuletzt weil 110 Formel-1-Teams seit 1966 gekommen und wieder verschwunden sind. Wir wollen nicht dazugehören. Das kann man verhindern, indem man das Formel-1-Team auf eine breitere Basis stellt, was ein wichtiger Teil des Geschäfts ist. Das Formel-1-Team macht 34 bis 38 Prozent unseres gesamten Geschäfts aus." Da das Formel-1-Engagement aber das Aushängeschild der Gruppe ist, müsse man dringend auf die Erfolgsspur kommen.