McLarens Saison 2015: "Kein Horror, aber herausfordernd"

Das erste Jahr der neu aufgelegten Zusammenarbeit mit Honda wurde für McLaren zum sportlichen Debakel, doch Aufgeben gilt nicht: Großer Schritt angekündigt

(Motorsport-Total.com) - Ganze sechs Top-10-Platzierungen und damit nochmals deutlich weniger als in der bereits als riesige Enttäuschung abgestempelten Saison 2014: Das ist die ernüchternde Bilanz der Formel-1-Saison 2015 aus der Perspektive von McLaren. Im ersten Jahr der neu aufgelegten Zusammenarbeit mit Honda sprang eine einzige Top-5-Platzierung heraus: Fernando Alonsos fünfter Platz beim Grand Prix von Ungarn.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso, Jenson Button, Stoffel Vandoorne, Yasuhisa Arai, Eric Boullier

McLaren hat ein Jahr zum Vergessen hinter sich, lässt sich aber nicht unterkriegen Zoom

Über weite Strecken der Saison fuhren Alonso und Teamkollege Jenson Button der Konkurrenz hoffnungslos hinterher. 16 WM-Punkte gingen auf das Konto von Button, elf auf jenes von Alonso. Damit hat der zweimalige Weltmeister aus Spanien zum ersten Mal in seiner 14-jährigen Karriere in der Königsklasse eine Saison hinter dem Teamkollegen beendet. Mit mickrigen 27 WM-Punkten hielt McLaren in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft einzig die punktelos gebliebene Truppe von Manor-Marussia hinter sich (WM-Endstände der Formel-1-Saison 2015).

Doch Aufgeben gilt nicht in Woking, wo man insbesondere in der ersten Zusammenarbeit mit Honda (1988 bis 1992) sowie um die Jahrtausendwende mit Mercedes große Erfolge feierte. McLaren-Boss Ron Dennis will 2015 "nicht als Horrorjahr, aber als herausforderndes Jahr" verstanden wissen. Die Fahrer stimmen zu.

Gewaltige Lernkurve im Hinblick auf 2016

"Es war eine sehr schwierige Saison für uns. Die Performance war ziemlich schlecht und manchmal hatten wir Pech", sagt Alonso und nennt den Reifenschaden im Qualifying zum Saisonfinale in Abu Dhabi als "ganz gutes Beispiel dafür".

Button bezeichnet die Saison 2015 rückblickend als "herausfordernd, aber mit einer gewaltigen Lernkurve", sieht darin jedoch wichtige Aufbauarbeit: "Wir haben in unserer neuen Partnerschaft sehr viel gelernt. Es war ein schwieriges Jahr, aber ein wichtiges in unserer Zusammenarbeit im Hinblick auf 2016."

Jenson Button, Fernando Alonso

Fernando Alonso schloss erstmals eine Saison hinter dem Teamkollegen ab Zoom

"Wir sehen massive Verbesserungen kommen. Die brauchen wir auch", blickt Button im Gespräch mit 'Sky Sports F1' auf die Saison 2016 voraus. Dabei gehe es nicht um einzelne Bereiche des Autos, sondern um das Gesamtpaket: "Wir brauchen mehr Motorleistung, wir brauchen eine bessere Energieeffizienz und wir brauchen mehr Abtrieb."

"All an diesen Punkten haben wir gearbeitet. Fernando und ich haben versucht, so gute Rückmeldungen wie möglich zu geben. Ich persönlich habe das Gefühl, dass uns im nächsten Jahr ein großer Schritt gelingen wird. Ob wir um Siege mitfahren können, kann ich natürlich noch nicht sagen. Das weiß niemand. Ich kann nur an unsere Fans appellieren, uns die Treue zu halten. Hoffentlich werden wir die Treue zurückzahlen können", so Button.

McLaren-Rennleiter Eric Boullier äußert sich diplomatisch, indem er sagt: "Um es auf den Punkt zu bringen: Wir hatten keine großartige Saison. Wir können nicht behaupten, dass wir jede Minute genossen hätten. Wir wissen, dass es für unsere Fahrer, unsere Mitarbeiter, unsere Sponsoren und unsere Fans eine schwierige Zeit war. Doch zweifellos steht auch fest, dass wir im Sinne der Reduzierung des Rückstands auf unsere Gegner weiterhin so intensiv arbeiten werden wie es menschlich möglich ist."


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Boullier diplomatisch, Dennis spricht vom ganz großen Ziel

Während Boullier zunächst die Reduzierung des Rückstands auf die Gegner als Ziel ausgibt, spricht McLaren-Patron Dennis direkt vom ganz großen Ziel. Im Sinne der Chance auf den WM-Titel sei es "unerlässlich, das Spitzenteam eines der vier Motorenhersteller im Feld zu sein. Was es braucht, ist die hundertprozentige Unterstützung des Herstellers. Wir dürfen uns glücklich schätzen, diese Unterstützung von Honda zu bekommen".

Hondas Startschwierigkeiten in der Hybrid-Ära sind für Dennis nicht die große Überraschung: "Wir haben es oft erlebt, dass sich Motorenhersteller in einem derart intensiv von Wettbewerb gekennzeichneten Umfeld, wie es die Formel 1 nun mal ist, im ersten Jahr schwergetan haben. Ich würde das nicht als etwas bezeichnen, das für die Formel 1 uncharakteristisch wäre."

Ron Dennis

McLaren-Boss Ron Dennis glaubt fest an eine deutliche Steigerung 2016 Zoom

Im Hinblick auf den Honda-Motor für 2016 merkt Dennis an: "Wir arbeiten seit geraumer Zeit am nächstjährigen Motor. Die Frage ist, wie weit im Voraus setzt man den Freeze an und beginnt, die Zuverlässigkeit zu optimieren? So oder so bin ich mir sicher, dass wir die Performance haben werden und dass uns beim ersten Grand Prix der neuen Saison ein großer Schritt gelingen wird."

Das Rennwochenende um den Grand Prix von Australien in Melbourne am dritten März-Wochenende 2016 wird zeigen, ob Dennis recht behält. Einen ersten Eindruck werden bereits die Testfahrten im Winter vermitteln. Diese stehen Ende Februar und Anfang März in Barcelona auf dem Programm.