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  • 17.07.2001 13:25

Nach Horrorunfall: Schumacher bricht Testfahrten ab

Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher ist bei einem schweren Testunfall mit dem Schrecken davon gekommen

(Motorsport-Total.com/dpa/sid) - Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher ist am Dienstag bei einem schweren Unfall in Monza offenbar mit dem Schrecken davon gekommen. Der dreimalige Champion kam bei Testfahrten auf der italienischen Grand-Prix-Strecke bei 310 km/h vom Kurs ab und prallte in die Streckenbegrenzung. Um die Schikane problemlos zu durchfahren, hätte Michael Schumacher das Auto von 310 auf 105 km/h runterbremsen müssen, was er aus noch ungeklärten Gründen aber nicht tat.

Titel-Bild zur News:

Michael Schumacher hatte bei seinem heftigen Unfall Glück im Unglück

Schumacher konnte aus dem völlig beschädigten Auto aussteigen, habe aber zunächst noch etwas gehumpelt. Nach einer 30-minütigen Untersuchung im Medical Center kehrte der sichtlich geschockte WM-Spitzenreiter an die Strecke zurück und gab Entwarnung: "Ich bin okay." Der Kerpener brach die Testfahrten ab und flog nach Hause in die Schweiz. Wie die weiteren Pläne aussehen, wurde vorerst nicht bekannt. Ursprünglich wollte Ferrari am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag in Monza testen. Die Testfahrten in Monza waren nach dem spektakulären Unfall für das gesamte Team beendet, da Ferrari nur mit einem Auto in den Königlichen Park gekommen war.

Beim Anbremsen an die Schikane 'Variante della Roggia' sei das Heck seines Ferraris ausgebrochen ausgebrochen, teilte Schumachers Sprecherin Sabine Kehm mit. Nach Angaben des italienischen Fernsehens prallte das Auto erst an die Leitplanke, rutschte dann über das Kiesbett und schlug anschließend in den Reifenstapel ein. Es gebe keinen Hinweis auf einen technischen Defekt, hieß es weiter.

Benetton-Pilot Giancarlo Fisichella, der hinter Schumacher gefahren war, berichtete später gegenüber italienischen Medien, der Crash des Weltmeisters sei ein "sehr gewaltiger Einschlag" gewesen. Ralf Schumacher blieb anschließend bei seiner Testrunde im BMW-Williams stehen und stieg aus, um nach seinem Bruder zu sehen. Als dieser "Entwarnung" gab, fuhr "Schumi II" wieder weiter.

Augenzeugen zu Folge wies der Unfall Parallelen zu Schumachers bisher schwerstem Unfall auf, dem Crash am 11. Juli 1999 in Silverstone, wo der Rheinländer einen Beinbruch erlitten hatte. In diesem Jahr war der Vorfall in Monza der zweite schwere Unfall des Ferrari-Stars nach dem Crash Anfang März im Freitagstraining vor dem Großen Preis von Australien in Melbourne.

Am Nachmittag hatte auch Ralf Schumacher einen "Abflug". Jedoch sei dieser Unfall weit harmloser als der seines Bruders gewesen, teilte Heiner Buchinger, der Sprecher des Williams-BMW-Piloten, auf Anfrage mit.

Michael Schumacher war nach seinem Crash mit dem Krankenfahrzeug ins "medical center" gebracht worden. Als er es wieder verließ, gab es für ihn Applaus und Aufmunterungsrufe von der Tribüne. Er habe etwas blass und geschockt ausgesehen, berichtete die italienische Nachrichtenagentur 'ANSA'.

1999 in Silverstone hatte der dreimalige Weltmeister nicht so viel Glück gehabt. Damals war der Kerpener im Rennen ebenfalls mit Tempo 300 in der Stowe Corner fast ungebremst geradeaus gerast, frontal in die Reifenstapel geprallt und anschließend mit einem Beinbruch drei Monate außer Gefecht. Die WM-Entscheidung fand ohne den Deutschen statt, Mika Häkkinen wurde im McLaren-Mercedes zum zweiten Mal in Folge Weltmeister.

In beiden Fällern war Schumachers ehemaliger Teamkollege Eddie Irvine als Unglücksbote in Erscheinung getreten. Vor dem folgenschweren Crash in Silverstone hatte der Brite geunkt: "Ich habe doch sowieso nur eine Chance, wenn Schumacher ausrutscht und sich ein Bein bricht." Nach Schumachers zweitem Platz am vergangenen Wochenende an gleicher Stelle hatte Irvine, mittlerweile bei Jaguar, sich ähnlich geäußert: "Wenn David Coulthard noch Weltmeister werden will, muss er darauf warten, dass sich Schumacher ein Bein bricht."

Monza war in diesem Jahr bereits der zweite schwere Unfall, den Michael Schumacher unverletzt überstand. Beim Saisonauftakt in Melbourne hatte er am 2. März, dem 32. Geburtstag seiner Ehefrau Corinna, eine Minute vor Ende des Freien Trainings die Kontrolle über den Ferrari verloren. Das Auto schoss über den Randstein, verkantete sich, hob ab, überschlug sich einmal und kam auf allen vier Rädern wieder zum Stehen. Schumacher stieg ungerührt aus und fuhr am nächsten Tag Bestzeit.