• 17.07.2001 13:22

  • von Fabian Hust

Patrick Head im Interview

Williams' Technischer Direktor über Schumachers ignorierte Stallorder und den Crash zwischen Trulli und Coulthard

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - In einigen Rennen dieser Saison konnte das BMW-Williams-Team so richtig Druck auf die Konkurrenz machen, doch in Silverstone gelang den Blau-weißen wie erwartet keine Überraschung. Ein vierter Platz war die magere Ausbeute, auch wenn zu einem gewissen Zeitpunkt sogar ein dritter Platz möglich gewesen wäre.

Titel-Bild zur News: Patrick Head

Patrick Head war nicht begeistert, was Ralf Schumacher in Silverstone tat

Zum zweiten Mal in Folge fuhren Ralf Schumacher und Juan-Pablo Montoya direkt hintereinander und zum zweiten Mal in Folge soll der langsamere Ralf Schumacher seinem Teamkollegen keinen Platz gemacht haben. Im Gegensatz zu anderen Piloten hielt sich Montoya bei Ralf Schumacher zurück und startete keines seiner berühmt-riskanten Überholmanöver. Und auch die Teamorder half ihm nicht, es wird also interessant sein zu sehen, was passiert, wenn es in diesem Jahr noch einmal zu einer ähnlichen Situation kommen sollte...

Frage: "Wie entwickelte sich das Rennen für Juan?"#b
Patrick Head: "Für Juan lief es richtig gut bis nach seinem ersten Boxenstopp, als er hinter Ralf hing, der sich dem Ende seines ersten langen Rennabschnitts seiner Ein-Stopp-Strategie näherte. Ich denke nicht, dass Ralf Juan absichtlich aufgehalten hat, aber als wir Ralf anfunkten, um ihm zu sagen, dass es besser wäre, wenn er Juan vorbeilässt, sagte Ralf 'Ich bin schneller als Rubens, ich werde kein Problem haben, ihn zu überholen'. Aber wie die nächsten fünf Runden gezeigt haben, hatte er doch wohl ein Problem, ihn zu überholen."

Frage: "Es ist jetzt das zweite Rennen in Folge, dass es zu einer solch ähnlichen Situation kam. Wird das langsam zum Problem?"
Head: "Es ist etwas, das wir unbedingt aus der Welt schaffen müssen, ja."

Frage: "Und wie machen sie das?"
Head: "Es gibt natürlich darüber Gespräche und Diskussionen und einen fairen und offenen Austausch der verschiedenen Ansichten."

Frage: "Warum ein Stopp für Ralf und zwei für Juan?"
Head: "Wir dachten, dass es zwischen den beiden Strategie sehr eng zugehen würde. Wie man sehen konnte, war Mika vorne in der Lage, mit einer Zwei-Stopp-Strategie sehr schnell zu fahren. Aber wenn man in der Startaufstellung Achter und Zehnter ist und man eine Zwei-Stopp-Strategie anwenden möchte, dann muss man in der Lage sein, seinen eigenen Speed fahren zu können, weswegen man niemanden vor sich haben darf, der auf einer Ein-Stopp-Strategie unterwegs ist. Wir dachten, dass wir so einen guten Start haben würden, was ja auch funktionierte und dann war da ja noch der Unfall zwischen David und Trulli in der ersten Kurve, der das scheinbar ziemlich häufig macht."

Frage: "Das spielte euch natürlich in die Hände, oder?"
Head: "Dass sich Trulli mit einem Weltmeisterschaftskandidaten anlegt ist nicht akzeptabel und macht die Angelegenheit für David jetzt mit Sicherheit sehr schwierig. Wie auch immer, Juan befand sich in dritter Position, ohne von jemandem aufgehalten zu werden. Wir konnten nicht vorhersagen, dass es genau so laufen würde, aus diesem Grund lag nicht viel zwischen einem und zwei Stopps."

Frage: "Hatte jeder Fahrer seine Vorliebe für eine Strategie?"
Head: "Jeder Fahrer war mit seiner Strategiewahl zufrieden, ja."

Frage: "Hatte Juan ein Problem bei seinem zweiten Stopp?"
Head: "Er hielt ziemlich jenseits der vorgegebenen Position und er wusste dies, denn er schüttelte seinen Kopf, weil er bei den Stopps peinlich genau akkurat sein möchte. Das führte dazu, dass sich die Jungs mit ihren Schlagschraubern fast einen dreiviertel Meter bewegen mussten. Und das verlangsamt den Stopp natürlich. Wenn er einmal in der Position angehalten hat, kann man nichts mehr tun."

Frage: "Funktionierte die Reifenwahl wie gewünscht?"
Head: "Wegen des Regens am Samstagmorgen hatten wir keine wirklich guten Daten. Wir hätten um ehrlich zu sein mit beiden Reifen fahren können, wir entschieden uns aber für den sichereren, härteren Reifen. Wir wussten, dass es am Renntag ein wenig wärmer werden würde und der Reifen war gut."

Frage: "Dabei habt ihr aber eine gute Startposition geopfert..."
Head: "Das war ein Teil des Problems und vielleicht war auch das Setup des Autos ein Problem."

Frage: "Waren sie ein wenig enttäuscht, dass sie nach drei oder vier Rennen vorne dieses Mal nicht an der Spitze mitfahren konnten?"
Head: "Wir wussten, dass dies nicht eines unserer besten Rennen werden würde und wir qualifizierten uns nur als Achter und Zehnter. Und ich denke, dass wir Dritter und Vierter geworden wären, wenn die Strategie aufgegangen wäre. Wir schafften das in einem Fall nicht wegen eines technischen Problems und im anderen Fall wegen den Geschehnissen auf der Strecke."