• 21.05.2011 21:16

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Nach Flammeninferno: Heidfeld kündigt Aufholjagd an

Nick Heidfeld erzählt von seinem bisher größten Feuer in der Formel 1, glaubt aber dennoch, dass er in Barcelona noch eine Chance hat

(Motorsport-Total.com) - Weil sein Renault im dritten Freien Training plötzlich unerwartet in Flammen aufging und die Reparatur zu lange dauerte, konnte Nick Heidfeld heute nicht am Qualifying in Barcelona teilnehmen. Dabei saß er schon fertig festgezurrt im Cockpit, als die 20 Minuten in Q1 abliefen: "Es hat nicht viel gefehlt", erinnert er sich.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfelds verbrannter Renault konnte nicht rechtzeitig repariert werden

"Ich weiß nicht genau, wie lange es noch gedauert hätte", fügt Teamchef Eric Boullier an, "aber der Unterboden war schon drauf. Weil der Schaden so groß war, haben wir uns entschieden, sicherheitshalber viele Teile zu tauschen. Daher hat es ein bisschen zu lange gedauert." Das Feuer selbst sei hingegen "ganz schnell gegangen", schildert Heidfeld: "Im ersten Moment war es nur eine kleine Flamme. Also habe ich das Team angefunkt und überlegt, ob ich an die Box fahren oder sofort anhalten soll."

Bisher größtes Formel-1-Feuer

"Eine kleine Flamme habe ich schon oft erlebt, aber im nächsten Moment war die so riesig, dass ich nach dem nächsten Feuerwehrposten Ausschau hielt. Der war links. Also habe ich mit blockierenden Rädern da angehalten. Ich hätte gehofft, dass die ein bisschen schneller da sind, aber in dem Moment kommen einem halt auch die Sekunden ein bisschen länger vor", nimmt er die von einigen Fachkommentatoren kritisierten Streckenposten in Schutz.

Für Heidfeld war es übrigens nicht das erste Mal, dass er sich mit Feuer im Rennauto konfrontiert sah: "2000 hatte ich auch einmal ein Feuer, damals auf Prost", erzählt der 34-Jährige von seiner ersten Saison in der Formel 1. "Ich habe damals in der Boxengasse angehalten, ich glaube vor Ferrari, damit die das schnell löschen. Aber so viel Schaden wie heute hatte ich noch nie."

¿pbvin|512|3705||0|1pb¿Dabei hätte sich der Zwischenfall möglicherweise vermeiden lassen, denn als Heidfeld aus der Box ging, fiel den Ingenieuren am Kommandostand die erhöhte Auspufftemperatur auf. Außerdem soll der Motor "komisch geklungen" haben, bestätigt Boullier, "und sein Topspeed war viel schlechter als bei Witali. Gerade als es passierte, funkten wir ihn an, dass er an die Box kommen soll."

Doch 2011 hat jede Qualifying-Pleite auch etwas Gutes, denn Heidfeld kann nun im Rennen als einziger Fahrer auf sechs neue Reifensätze zurückgreifen, was auf eine Aufholjagd im Stile von Mark Webber (Schanghai) oder Kamui Kobayashi (Istanbul) hoffen lässt. "Das Gute ist, dass wir noch frische Reifen haben, denn der Reifenverschleiß ist hier sehr hoch", sagt Boullier, während Heidfeld grinst: "Aber drei Sätze davon wollen wir nicht verwenden!"

Heidfeld für das Rennen optimistisch

Eine Anspielung auf die neuen Pirelli-Primes, die pro Runde um zwei Sekunden langsamer sind als die weichere Gummimischung. Doch gerade diese enorme Differenz und die möglicherweise chaotischen Reifenstrategien lassen Heidfeld hoffen, dass er auch vom letzten Startplatz aus noch etwas ausrichten kann - und das, obwohl Barcelona viele Jahre lang als Strecke mit Überholverbot galt.


Fotos: Nick Heidfeld, Großer Preis von Spanien


"In den vergangenen Jahren hätte ich hier wahrscheinlich nach Hause fahren können, aber dieses Jahr ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass ich trotzdem noch in die Punkte fahren kann. Das ist jedenfalls das Ziel", kündigt er an. "Ich kämpfe gerne, jeder überholt gerne. Ich hoffe, dass ich davon morgen einiges haben werde. Mein Rennen ist noch lange nicht vorbei!"

Ebenso wenig wie das von Teamkollege Witali Petrow, der heute Sechster wurde, eine halbe Sekunde hinter Lewis Hamilton. Boullier: "Witali hat in Sektor zwei einen Fehler gemacht, sonst hätte er Dritter werden können. Die Pace war also da." Die Analyse bestätigt das: Petrow war im ersten Sektor genauso schnell wie die Red Bulls (!), verlor im dritten gerade mal zwei Zehntel auf Sebastian Vettel. Nur im Mittelsektor büßte er eine Sekunde ein...