• 21.05.2011 20:54

  • von Dieter Rencken

Kovalainen: "Das Qualifying lief für mich fantastisch"

Heikki Kovalainen egalisierte mit Startplatz 15 die bisher beste Qualfiying-Leistung des Lotus-Teams - KERS-Verzicht am Start klarer Nachteil

(Motorsport-Total.com) - Lotus-Pilot Heikki Kovalainen ist dank Startplatz 15 hocherfreut. Für das Rennen erwartet der Finne aufgrund der Tatsache, dass Lotus ohne KERS fährt, allerdings ein hartes Stück Arbeit.

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen

Heikki Kovalainen erwartet für den Sonntag ein hartes Stück Arbeit

Im Interview spricht Kovalainen über seine Strategie im Qualifying, den aktuellen Stand von Team Lotus im Formel-1-Feld, die Strategie für den Grand Prix von Spanien und die im Feld zu erwartenden Überholmanöver dank DRS und KERS.

Frage: "Heikki, du hast eine interessante Qualifying-Strategie an den Tag gelegt. Wie sah diese genau aus?"
Kovalainen: "Wir haben in Q2 zwei Reifensätze verwendet. Wir hätten auch in Q1 bereits zwei Sätze verwenden können. Wir haben uns aber dazu entscheiden, diese fürs Rennen aufzuheben. Mit dem zweiten Satz sind wir nur eine Runde gefahren. In der Türkei war es ähnlich. Der Hauptunterschied lag hier darin, dass wir sehr leicht unterwegs waren. Auf unser Endergebnis wird das jedoch keinen großen Einfluss haben. Wir nehmen jetzt einfach das Positive aus diesem Tag mit. Ich habe es heute sehr genossen, da ich zwei gute Runs hatte. Das Qualifying lief für mich fantastisch."


Fotos: Heikki Kovalainen, Großer Preis von Spanien


Frage: "Rechnest du damit, in diesem Jahr in die Punkteränge fahren zu können?"
Kovalainen: "Das halte ich auf jeden Fall für möglich. Selbst im vergangenen Jahr standen wir ein paar Mal kurz davor, Punkte einfahren zu können. Mein Ziel in diesem Jahr ist es ganz eindeutig, ein paar Punkte einzufahren. Im Moment sind wir von der Performance her noch nicht ganz dort, um das schaffen zu können. Wir sind noch nicht ganz im Mittelfeld angelangt. Sobald wir das einmal geschafft haben, machen ein paar wenige Zehntel gleich einige Positionen nach vorn oder hinten aus. Ich denke, es ist nur natürlich, dass wir uns höhere Ziele setzen, als das, was wir in der Vergangenheit erreicht haben. Eine aggressive Strategie im Rennen kann bereits morgen einen Unterschied machen."

Frage: "Wenn du von 'aggressiv' sprichst, wie viel geht in diesem Zusammenhang auf das Fahrzeug und wie viel auf den Fahrer zurück?"
Kovalainen: "Das ist schwer zu sagen. Wenn wir uns unsere Daten von diesem Wochenende anschauen, so stellen wir fest, dass wir in den schnellen Kurven inzwischen deutlich besser aufgestellt sind. Das ist sehr ermutigend. In den langsamen Kurven verlieren wir durch ein ausbrechendes Heck noch etwas Zeit. Wenn es uns gelingt, das Paket als Ganzes zu optimieren, sollten wir gut aussehen. Der Fortschritt in den schnellen Kurven ist ganz entscheidend und wie gesagt sehr ermutigend. Unser Ziel ist es, das Rennen zu beenden und das Auto als Ganzes besser zu verstehen."

Frage: "Ungeachtet der Rundenzeit wäre es ohne die Probleme von Heidfeld und Barrichello wohl schwierig geworden, in Q2 vorzustoßen. Siehst du das genauso?"
Kovalainen: "Nicht unbedingt. Wir haben unser Auto speziell im Bereich des Auspuffs deutlich verbessern können. Das macht einen großen Unterschied. Gleichzeitig steckt noch eine ganze Menge Potenzial im Wagen. Wir haben als Team noch einiges an Arbeit vor uns, aber es geht voran."

KERS-Verzicht wird sich bemerkbar machen

"Mit einem guten Start kann ich die Force India hoffentlich hinter mir halten." Heikki Kovalainen

Frage: "Was glaubst du, an welcher Stelle du in der ersten Kurve liegen wirst, wenn man bedenkt, dass du ohne KERS an den Start gehst?"
Kovalainen: "Angenommen, wir kommen alle gleich gut von der Linie weg, dann macht die Zusatzpower von KERS einen Riesenunterschied. Auf der Geraden im Rennen gilt das genauso. Das ist ein Bereich, in dem wir im Moment noch Zeit verlieren, weil unser Fahrzeug aerodynamisch noch nicht perfekt ist. Ungeachtet dessen waren unsere Starts in diesem Jahr bisher sehr gut. Wenn uns das morgen wieder gelingt, sollten wir die Jungs hinter uns (die beiden Force India; Anm. d. Red.) auch hinter uns halten können. Ein weiterer Faktor, der ins Spiel kommt, ist DRS. Wenn sie das System nach ein paar Runden aktivieren, wird es schwer werden, sie hinter uns zu halten, da sie auf der Geraden 15 bis 20 km/h schneller sind."

Frage: "Was erwartest du in Bezug auf die Strategie. Mit wie vielen Boxenstopps planst du?"
Kovalainen: "Ich denke, es werden eine ganze Menge werden. Ich schätze, es werden zwischen drei und vier Stopps, wahrscheinlich eher vier werden. Wir müssen abwarten, wie sich die Performance der harten Reifen im Vergleich zu den weichen darstellt."

Frage: "Glaubst du, dass es bewusst kurze Stints auf den harten Reifen geben wird?"
Kovalainen: "Das könnte durchaus so kommen. Es ist schwer abzuschätzen, wie die einzelnen Teams mit den harten Reifen zurechtkommen werden. Es wird darauf ankommen, mit den gebrauchten Reifen nicht zu lange draußen zu bleiben. Man verliert dann schnell mehrere Sekunden pro Runde."

Frage: "Man konnte im Freien Training beobachten, dass einige Autos in den Rechtskurven mit der Front mehr zu kämpfen hatten als andere. Erwartest du, dass dies einen Einfluss auf das Überholen haben wird?"
Kovalainen: "Wir werden sicher deutlich mehr Überholmanöver sehen als in der Vergangenheit auf dieser Strecke. Die letzte Rechtskurve geht im Qualifying problemlos mit Vollgas. Im Rennen fehlt nicht viel. Selbst wenn du dort kurz die Front verlierst, ist das keine große Sache. Du kannst nach wie vor einen guten Run auf die Gerade und damit auf den Vordermann haben."

Frage: "Wie schätzt du die Überholzone auf der Start/Ziel-Geraden ein? Hältst du sie für zu lang und glaubst du, dass es möglich sein wird, auf der Außenseite zu überholen?"
Kovalainen: "Wir müssen sehen, was die FIA ausgerechnet hat. Mein Gefühl sagt mir, dass es eine sehr lange Überholzone ist, sodass es nahezu unmöglich sein dürfte, vor der Bremszone komplett vorbeigehen zu können. In der Bremszone selbst erwarte ich viele Überholmanöver. Solange der Gegner seine Linie auf der Innenseite verteidigt, hast du außen herum allerdings kaum eine Chance."