• 28.11.2002 15:25

  • von Fabian Hust

Nach der Lauda-Entlassung: Wie geht es weiter?

Was machen Niki Lauda und Jackie Stewart und wer wird der neue dauerhafte Teamchef von Jaguar Racing?

(Motorsport-Total.com) - Ein paar wenige Stunden hatte Niki Lauda mittlerweile Zeit, über seine plötzliche Entlassung bei Jaguar nachzudenken. "Ich fragte, ob ich etwas falsch gemacht habe. Darauf hieß es: Überhaupt nicht, alles in Ordnung. Es gab nicht den geringsten Vorwurf", rätselt der Österreicher gegenüber 'Sport1' aber auch heute noch über die wahren Beweggründe, warum man ihm als Jaguar-Teamchef den Laufpass gegeben hat.

Titel-Bild zur News: Jaguar

Das Jaguar-Team hat ein paar aufregende Wochen hinter und vor sich

Es ist schon paradox, dass mit Tony Purnell nun jener Mann zumindest zeitweise in seine Fußstapfen tritt, den er einst selbst aufgebaut hatte: "Tony Purnell, den ich ins Team holte, wurde vor einem halben Jahr Berater von Richard Parry Jones", erklärt der 53-Jährige. "Er bekam also den Job, der mir jetzt angeboten wurde. Und er hat so gut beraten, dass er jetzt zum Chef gemacht wurde."

Nicht in den Kopf gehen will Lauda der Zeitpunkt der Entlassung: "Für die anfängliche Misere, das Auto wurde ja nicht von meinen Leuten gebaut, bin ich nicht verantwortlich. Ob die Firma bisher von mir richtig geführt wurde, sieht man ja erst zu Beginn des nächsten Jahres, wenn das neue Auto kommt."

"Man hat mir mein Baby weggenommen"

Lauda hätte an Fords Stelle den Jaguar R4 abgewartet und zur Not dann die Kündigung ausgesprochen. "Das Auto für 2003 haben wir schon gut entwickelt. Jetzt bin ich raus. Es ist ein bisschen so, als ob mir mein Baby genommen wird", so Lauda gegenüber der 'Bild'-Zeitung.

Bevor er über den angebotenen Beratervertrag nachdenkt, "der mich mehr oder weniger in derselben Formel-1-Position lässt", müsse geklärt werden, wie man die bestehende Vertragssituation lösen kann. Auf jeden Fall will er sich aus dem gültigen Vertrag nicht einfach so heraus lösen lassen, das gilt natürlich auch für die rund 2,6 Millionen Euro, die ihm pro Jahr zustehen: "Wenn man Verträge macht, dann gehören die eingehalten. Punkt!"

Wegen seiner bestehenden Verträge mit 'RTL', dort ist Lauda Formel-1-Experte, und 'Viessmann', dem neuen "Kapperl-Sponsor", wird der Österreicher mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch 2003 mit dem Formel-1-Zirkus unterwegs sein. Und der Jaguar-Beratervertrag wäre ja auch noch eine Möglichkeit: "Meine Aufgabe soll sein, für Ford meinen Nachfolger zu beobachten und zu bewerten. Das klingt doch interessant, da kann ich dann ja schön meine Meinung sagen...?

Gerüchte um Wechsel zu BMW "Schwachsinn"

Ein Bericht der Münchner 'Abendzeitung', Lauda werde bei BMW die Nachfolge des mit Rücktrittsgelüsten spielenden Gerhard Berger antreten, kann der dreifache Formel-1-Weltmeister nur dementieren: "Totaler Schwachsinn! Ich habe mit niemandem von BMW gesprochen, nicht mal über das Wetter." Übrigens soll der Autor jenes Berichtes seinen letzten Tag beim Münchner Blatt erlebt haben, bevor er wegen Sparmaßnahmen auf die Straße geschickt werden muss.

Tony Purnell ist nun der Jaguar-Teamchef, aber er soll demnächst schon wieder durch einen probaten Nachfolger ersetzt werden. Wer das sein wird, steht noch völlig in den Sternen. Viele glaubten ja, dass es Jackie Stewart sein könnte, der als Teamchef in der Formel 1 1997 bis 1999 keine schlechte Figur machte, zumal der Schotte auf der Pressekonferenz in London anwesend war, auf der sich Niki Lauda ganz dezent zurückhielt: "Was soll ich mich denn da vorne hinsetzen, wenn ich damit gar nichts zu tun habe?"

Stewart: Mehr Einfluss aber doch kein Teamchef?

"Ich werde nicht in das Tagesgeschäft des Teams einbezogen werden. Das habe drei Jahre lang gemacht und werde es nicht mehr wieder tun", dementiert der 63-jährige Schotte entsprechende Berichte. Dennoch meinte Ford-Vizepräsident Richards Parry-Jones, der Niki Laudas technischern Sachverstand als nicht ausreichend bezeichnet hatte, dass Stewarts technisches und persönliches Wissen über die Formel 1 gar nicht messbar sei.

Und Jackie Stewart ließ durchblicken, dass er in Zukunft vielleicht doch wieder etwas in den Vordergrund treten könnte: "Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um Jaguar in eine Position zu bringen, wo man die Top-Teams herausfordern kann." Wer denn nun wirklich neuer Teamchef von Jaguar Racing wird, werden die kommenden Wochen zeigen. Denn man möchte auf jeden Fall so schnell wie möglich eine Entscheidung treffen.

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