Stewart: Große Namen sind kein Thema mehr
Laut Jackie Stewart war die Kündigung Niki Laudas notwendig, da man auf die "neue Formel 1" reagieren musste
(Motorsport-Total.com) - In den Anfängen der Formel 1, da kletterten wagemutige Konstrukteure noch in ihre eigenen Formel-1-Autos. Dann kamen die großen Designer, die in alleiniger Arbeit komplette Formel-1-Boliden für ihren Auftraggeber entwarfen. Noch vor wenigen Jahren gab es die so genannten "Ein-Mann-Shows". So galt beispielsweise Adrian Newey als hauptverantwortlich für die Erfolge bei Williams-Renault und später bei McLaren-Mercedes, weil seine Autos der Konkurrenz stark überlegen waren.

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Jackie Stewart und Richard Parry-Jones, Ford Vize-Präsident
Doch diese Zeiten sind vorbei. In der modernen Formel 1 beschäftigen die Teams duzende von Designern, die an der Konstruktion des Autos mitwirken. Das hat man bei McLaren erkannt, wo sich Adrian Newey erst vor kurzem aus dem Design deutlich zurückzog und man stattdessen neue Designer als Team verpflichtete, die sich um die verschiedenen Bereiche des Autos kümmern.
Auch Jaguar will laut Jackie Stewart auf diesen neuen Trend reagieren und statt einem teure "Super-Namen" wie Niki Lauda lieber einen technisch versierten "Nobody"-Boss anstellen, unter dem eine Gruppe von Designern arbeitet: "Wir kommen in eine neue Ära", meinte der Schotte gestern auf der Pressekonferenz in London. "Wir hatten in der Vergangenheit Superstars als Technische Direktoren und Aerodynamiker. In Zukunft wird der Chef der Technik von einer Abteilung heller Köpfe unterstützt, die alle keine Superstars sind."
Mit dem Austausch von Niki Lauda durch Tony Purnell machen die Grünen den Anfang. Purnell ist technisch versiert, aber er ist kein großer Name der Formel 1: "Er war schon immer jemand, der im Hintergrund stand, aber er kennt sich mit der Technologie sehr gut aus. Man kann in der Vergangenheit die Colin Chapmans und John Coopers betrachten und in der modernen Zeit könnte es ein Gordon Murray, Patrick Head, Ross Brawn oder Adrian Newey sein, wenn man möchte. Aber in der kommenden Generation wird es keine Newey oder Brawns mehr geben."
Noch vor wenigen Jahren waren laut Stewart in der Formel 1 große Namen noch reizvoll, wie er selbst eingesteht. So war es wohl kein Zufall, dass Adrian Newey bei Jaguar unterschrieb, um dann doch noch für viel Geld wieder bei McLaren anzudocken: "Und seien wir doch einmal ehrlich ? wenn ich nicht Jackie Stewart geheißen hätte, dann hätte ich das Stewart-Team nie aus dem Boden stampfen können."

