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Mosley: Der Morgen danach
Der 30. März 2008 sollte das Leben von FIA-Präsident Max Mosley verändern - Erinnerungen an einen verhängnisvollen Morgen
(Motorsport-Total.com) - Als am 30. März 2008 die britische Boulevardzeitschrift 'News of the World' erschien, ging ein Aufschrei durch die Motorsportwelt: Das Blatt präsentierte peinliche Details aus dem Privatleben von FIA-Präsident Max Mosley und präsentierte gleichzeitig auf seiner Internetseite ein Video, um die zunächst unglaublich scheinenden Behauptungen zu beweisen.

© xpb.cc
Richard Woods (links) überbrachte Max Mosley am 30. März die Botschaft
Inzwischen hat Mosley selbst längst zugegeben, dass viele der aufgestellten Behauptungen stimmen. Zudem erklärte er, dass es in Zusammenhang mit seinen Aktivitäten keinen nationalsozialistischen Hintergrund gegeben habe - und die Gerichte sehen das genauso. Doch was in der Sensationslust der Öffentlichkeit untergegangen ist, ist der Mensch Max Mosley. Viele weigerten sich zunächst, diesen Aspekt zu beachten.#w1#
Erste Reaktion: Schock
Was muss in einem Menschen vorgehen, der die Zeitung aufschlägt und plötzlich realisiert, dass seine intimsten Geheimnisse im gleichen Moment von Millionen von Menschen nachgelesen werden? Mosley war an jenem Sonntagmorgen schockiert - aber er realisierte auch sofort, dass ihm Unrecht widerfahren war: "Mir war im ersten Moment klar, dass die Veröffentlichung komplett illegal war", erklärte er kürzlich in einem Interview mit 'Scotland on Sunday'.
"Ich fand es um 10:00 Uhr an jenem Morgen heraus", erinnerte er sich. "Unser Pressemann Richard Woods rief mich an, fragte mich, ob ich die Zeitung gesehen habe. Ich sagte nein. Also besorgte ich mir eine Ausgabe. Ich war im Haus meiner Frau und mein Sohn war auch dort. Ich zeigte ihnen die Zeitung und die erste Reaktion meiner Frau war, dass sie es für einen Streich hielt. Sie glaubte, ich hätte die Titelseite selbst gemacht. So etwas mache ich öfter."
Aber rasch klärte sich auf, dass es diesmal eben kein Streich war. Eine der beteiligten Prostituierten hatte Mosley an 'News of the World' verkauft - die Ehefrau eines MI5-Agenten, wie sich später herausstellen sollte. Die Auswirkungen der Enthüllungen auf seine Familie bezeichnet Mosley heute noch als "katastrophal", mit den Medien darüber sprechen will er aber nicht: "Das geht nur mich und meine Frau etwas an, nicht die Öffentlichkeit."
Kreuzzug für den Schutz der Privatsphäre
Der 68-Jährige führt nun einen Kreuzzug gegen die Vorgehensweise der Medien und für den Schutz der Privatsphäre der Menschen. Vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg will er erwirken, dass Medien derartige Enthüllungsstorys nur noch veröffentlichen dürfen, nachdem den Betroffenen Gelegenheit gegeben wurde, darauf zu reagieren. Er selbst konnte das nicht.
'News of the World' - das weiß man seit dem Gerichtsprozess - hat Mosley bewusst nicht im Vorhinein kontaktiert, weil man Angst vor einer einstweiligen Verfügung hatte, die die Veröffentlichung verhindern hätte können. Das soll anders werden: "Jedes Wochenende zerstört die Regenbogenpresse das Leben eines Menschen. Wenn es einmal geschehen ist, kann man es nicht mehr rückgängig machen. So etwas sollte ein Richter entscheiden, nicht ein Redakteur."
Inzwischen haben sich die Wogen um die Mosley-Affäre geglättet. Der FIA-Präsident wird von den "Big Players" im Motorsport nicht mehr gemieden und selbst sein alter Freund Bernie Ecclestone, der ihn zunächst auf das Schärfste verurteilt hatte, steht wieder zu ihm, als wäre nichts gewesen.

