Montoya: "Schumacher könnte eher aufhören"
Juan-Pablo Montoya über die Fahrt im NASCAR-Auto, seine Chancen in Kanada und die Vertragsverlängerung von Michael Schumacher
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Juan-Pablo, du hast das letzte Rennen gewonnen. Wie groß war die Erleichterung?"
Juan-Pablo Montoya: "Es war eine große Erleichterung. Ich denke, dass es viel Last von meinen Schultern genommen hat. Es gab einige Rennen, bei denen ich nah dran war, aber der Sieg kam nicht, und das war etwas frustrierend. Ihn dann in Monaco zu erreichen, war etwas Besonderes."

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Juan-Pablo Montoya fand den Autotausch mit Jeff Gorden "lustig"
Frage: "Erzähl uns, was vor ein paar Tagen in Indianapolis passiert ist."
Montoya: "Ich bin Jeff Gordons NASCAR-Auto gefahren. Das war schon eine besondere Erfahrung. Was mich am meisten überrascht hat, war, dass das Auto ganz schön Leistung hat. Was mich aber wirklich überrascht hat, waren die Bremsen. 150 Meter vor der ersten Kurve steht die erste Markierung. Man musste noch einmal einhundert Meter davor bremsen, damit man die Kurve durchfahren konnte."
Das NASCAR-Auto ist vollkommen anders zu fahren
Frage: "Wie viele Runden bis du gefahren?"
Montoya: "Sechs oder sieben. Es hat Spaß gemacht. Das Auto wird nur einfach nicht langsamer, man muss es förmlich hineinwerfen. Es ist schon sehr verschieden."
Frage: "War es körperlich anstrengend?"
Montoya: "Nein, absolut nicht. Man hat eine wirkliche Servolenkung, das Lenken geht butterweich. Wenn man mit einem Formel-1-Auto durch die überhöhte Kurve fährt, dann geht diese ziemlich einfach mit Vollgas zu fahren. Mit diesem Auto musst du lupfen. Man hat seine Hände weit auseinander (wegen des großen Lenkrades eines NASCAR-Autos; Anm. d. Red.) und versucht einfach, das Auto zu kontrollieren."
Frage: "Möchtest du noch mehr damit fahren?"
Montoya: "Im Moment nicht."
Frage: "Und wie kam Jeff Gordon mit dem Formel-1-Auto zurecht?"
Montoya: "Überraschend gut, er hat sich gut geschlagen. Ich bin am Morgen einige Runden gefahren, und er war am Ende nur eine Sekunde langsamer. Für eine erste Fahrt in einem Formel-1-Auto war das richtig gut. Die Strecke ist nicht so schwierig, aber er hat sich gut angepasst. Lustig war es, als er das erste Mal bremste: Man konnte seinen Helm gar nicht mehr sehen (weil dieser durch die Bremswirkung nach vorne abtauchte; Anm. d. Red.)."
Frage: "Ist er komplett im Cockpit verschwunden?"
Montoya: "Ja, es war wirklich lustig. In der Onboard-Kamera konnte man auch erkennen, dass er einlenkte, sein Kopf sich aber in die andere Richtung bewegte. Es war wirklich spaßig."
Juan-Pablo Montoya glaubt an seine Siegchance in Montreal
Frage: "Wir schätzt du deine Chancen hier ein?"
Montoya: "Ich denke, dass wir hier ziemlich stark sein sollten, wahrscheinlich sogar stärker als in Monaco. Dort haben wir gewonnen, also sollten wir hier konkurrenzfähig sein."
Frage: "Michael Schumacher hat bei Ferrari bis Ende 2006 verlängert. Das könnte bedeuten, dass noch weitere Siege oder Meisterschaften von ihm folgen. Was erwartest du von den nächsten drei Jahren."
Montoya: "Es ändert rein gar nichts. Wenn er dabei ist, dann musst du einfach versuchen, ihn zu bezwingen. Wenn er nicht dabei ist, dann musst du jemand anderen besiegen. Das Team hatte in den vergangenen Jahren einen großen Vorteil mit ihrem Auto, aber in diesem Jahr geht es enger zu, und er gewinnt nicht mehr so spielend und führt im Moment noch nicht einmal in der Weltmeisterschaft. Ich mache mir da keine Sorgen."
Michael Schumacher könnte bereits vor 2006 aufhören
Frage: "Wird Michael Schumacher wirklich bis 2006 fahren, oder wird er bereits davor aufhören?"
Montoya: "Wenn er nicht mehr gewinnt, wird er womöglich schon eher aufhören. Die Entscheidung zu bleiben, fällt ihm durch das Siegen nicht so schwer, als wenn Ferrari Probleme hätte. Ich denke, dass sich alles anders entwickeln könnte, aber so genau kenne ich Michael nicht. Ich wäre aber überrascht, wenn auch ohne Siege bleiben würde, weil es nicht besonders gut aussehen würde."
Frage: "Jeff Gordon war gestern von der Traktionskontrolle sichtlich erstaunt. Um wie viel einfacher hat sie seine Arbeit, und natürlich auch deine, gemacht?"
Montoya: "Ich bin überrascht, dass es für ihn eine so große Sache war, denn die Traktion des NASCAR-Autos ist nicht schlecht, vor allem auf der Geraden. Er hat allerdings etwas Interessantes gesagt: 'Es ist gut, dass sie da ist, aber man muss noch immer selbst fahren und das Auto am Limit bewegen'. Ich denke, dass einige von der Presse das nicht verstehen. Viele Journalisten glauben, dass die Fahrhilfen große Teile der Arbeit übernehmen, dem ist aber nicht so, daher war es ein guter Kommentar von ihm."

