Monaco war für Brawn die einzige Enttäuschung 2004

Ross Brawn über die Traumsaison 2004, die Schlappe in Monaco und das letzte Highlight: Brasilien mit Rubens Barrichello

(Motorsport-Total.com) - Vor Saisonbeginn haben viele Fachleute prophezeit, dass Ferrari endlich gestürzt werden kann - doch am Ende kam alles anders: Nach 17 von 18 Rennen wurden die Roten aus Maranello nur zweimal - in Monaco von Jarno Trulli und in Spa von Kimi Räikkönen - geschlagen. Speziell die Niederlage beim klassischen Grand Prix in Monaco schmerzt Technikchef Ross Brawn aber nach wie vor.

Titel-Bild zur News: Michael vor Ralf Schumacher

2004 ein gewohntes Bild: Ferrari meilenweit vor der Konkurrenz

"Ich versuche zwar, über Enttäuschungen nicht allzu viel nachzudenken, aber es stimmt, dass wir in Monaco nicht so stark waren wie erhofft", gab der 49-Jährige zu. "Wir hatten auch die Chance, das Rennen zu gewinnen, und haben dafür eine optimistische und mutige Entscheidung getroffen. Michael ist der Einzige, der unseren Plan hätte umsetzen können, aber schlussendlich ist es nicht so gekommen. Das hätte ein fantastisches Rennen werden können."#w1#

Waghalsiger Strategie-Poker in Monaco ging nicht auf

Zur Erinnerung: Schumacher lag im Fürstentum über weite Strecken hinter dem späteren Sieger Jarno Trulli, weshalb Ferrari einen zusätzlichen Boxenstopp einlegte, von dem man sich erhoffte, mit ein paar Runden im Qualifying-Tempo ausreichend Vorsprung herauszufahren, um schlussendlich doch gewinnen zu können. Der Plan ging nicht auf - und später wurde der bis dahin ungeschlagene Weltmeister im Tunnel hinter dem Safety-Car auch noch von Montoya abgeschossen.

Ansonsten ist das Jahr 2004 bisher aber genau nach Brawns Geschmack verlaufen: "Wir hätten nie damit gerechnet, so erfolgreich zu sein - es entspricht einfach nicht unserem Charakter, im Vorhinein so optimistisch zu sein. Wir machen unseren Job, haben sehr gute Leute, und bis jetzt ist es uns noch jedes Jahr gelungen, ein konkurrenzfähiges Auto zu bauen. Von 2003 auf 2004 haben wir einen sehr großen Schritt gemacht, während unsere Gegner augenscheinlich einige Schwierigkeiten hatten. In Kombination ergibt das eine Saison, von der wir nicht einmal zu träumen gewagt haben."

Besondere Highlights waren aus Sicht des Briten Schumachers Sieg mit der ersten Vier-Stopp-Strategie der Formel-1-Geschichte in Magny-Cours und der Triumph in Budapest, weil man dort noch 2003 eine empfindliche Niederlage hatte einstecken müssen. Auch das Saisonfinale am 24. Oktober in Brasilien könnte zu einem speziellen Grand Prix für Ferrari werden, schließlich will man dort Rubens Barrichello zu seinem ersten Heimsieg verhelfen.

Alle gönnen Barrichello seinen ersten Sieg in Brasilien

"Ich denke", so Brawn, "Rubens wird in Brasilien alles daran setzen, endlich zu gewinnen, aber Michael wird es ihm nicht leicht machen. Michael hatte ein paar schwierige Rennen, daher hat ihm der Sieg in Suzuka auch sehr gut getan. Unsere Fahrer werden sich einen harten Kampf liefern, wobei wir natürlich nicht wissen, wie wir in Relation zur Konkurrenz stehen werden. Wir bekommen auch einen neuen Reifen. Falls wir konkurrenzfähig sind, rechne ich mit einem spannenden Duell zwischen unseren beiden Piloten."

Dass es für "Rubinho" auch bei seinem Heimspiel keine Geschenke geben wird, stellte Schumacher aber schon gestern klar: "Jeder Fahrer will seinen Heim-Grand-Prix gewinnen, aber leider, ich habe auch vor, noch ein weiteres Rennen als Sieger zu beenden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Rubens recht stark sein wird. Er liebt den Wettkampf und es ist ihm lieber, wenn er es ohne meine Hilfe schafft, da bin ich mir ziemlich sicher. Zuerst einmal müssen wir aber unsere Hausaufgaben machen."

Bisher war Barrichello in Interlagos stets vom Pech verfolgt: 1996 drehte er sich mit seinem Jordan an sensationeller dritter Stelle liegend von der Strecke, 1999 verrauchte ausgerechnet vor der randvollen Haupttribüne nach langer Führung der Ford-Motor seines Stewart-Boliden, 2001 krachte er Ralf Schumacher ins Heck - und 2003 sah er schon wie der sichere Sieger aus, als die Benzinversorgung seines Ferrari unerwartet zusammenbrach.