• 10.10.2004 11:09

Das große Siegerinterview mit Michael Schumacher

Der Ferrari-Star im PK-Interview über sein Rennen in Suzuka, die Schrecksekunde mit Glock und den Ausblick auf Brasilien

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, das war ein Sieg wie aus dem Bilderbuch - von der Pole gestartet, die Führung nie abgegeben..."
Michael Schumacher: "Ja. Wir haben eigentlich schon im Qualifying eine Vorentscheidung geschafft, denn uns war ziemlich klar, dass wir eine gute Renn-Pace haben würden, aber das Qualifying war das große Fragezeichen - vor allem wegen der feuchten Bedingungen, in denen man schnell einmal Probleme bekommen kann. Nach der Pole Position war ich ziemlich zuversichtlich, gewinnen zu können - vorausgesetzt, der Start würde klappen. Anfangs hatte ich dann Ralf im Rückspiegel und seine Pace muss auch ganz gut gewesen sein, denn der Abstand wurde nicht so schnell größer wie erwartet. Zum Glück ist er dann aber früher an die Box gekommen und von dem Zeitpunkt an war es klar, wie das Rennen verlaufen würde."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher feierte heute in Suzuka einen weiteren Sieg

Frage: "Es gab dadurch, dass Qualifying und Rennen am selben Tag ausgetragen wurden, ziemlich verschiedene Strategien. Hast du dir Sorgen wegen der Strategien der Konkurrenz gemacht?"#w1#
Schumacher: "Schon, ja. Wir hatten überhaupt keine Ahnung, wer wie viel Benzin an Bord hatte, denn es gab ja keine Indikationen aus den Trainings. Also mussten wir bis zum ersten Boxenstopp volles Rohr gehen. Dann konnten wir schon in etwa abschätzen, wer auf welche Strategie setzen würde."

Situation mit Glock nicht mehr als eine Schrecksekunde

Frage: "Abgesehen von der Situation, als sich ein Jordan vor dir gedreht hat, war es ein problemloses Rennen, nicht wahr?"
Schumacher: "Ja, aber da war ausreichend Platz, es wurden auch gelbe Flaggen geschwenkt und ich bremste genügend ab, um keine Gefahr aufkommen zu lassen."

Frage: "Qualifying und Rennen an einem Tag, das hat es noch nie gegeben. Wie ist es deiner Meinung nach gelaufen?"
Schumacher: "Das geht sicher in die Geschichte der Formel 1 ein. Ich bin ziemlich sicher, dass jetzt viele darüber nachdenken werden, ob wir es nicht generell so handhaben sollten. Ich muss sagen, es ist sicher aufregend, aber das alte Format ist mir schon lieber."

Frage: "Es ist schon ein paar Rennen her, dass du gewonnen hast. Wie fühlt es sich an, jetzt wieder ganz oben zu stehen?"
Schumacher: "Es ist nett, vor allem aus dem Grund, dass das das Heimrennen von Bridgestone ist und wir natürlich besonders gut abschneiden wollten, was uns ja auch gelungen ist. Wir haben fantastische Arbeit geleistet und waren das ganze Wochenende über die Schnellsten. Das ist eine schöne Rückzahlung an unsere Partner."

Zweifel am Sieg waren schnell verflogen

Frage: "Es war eine dominante Vorstellung. Zwischendurch hattest du 24 Sekunden Vorsprung auf Ralf."
Schumacher: "Ja. Es hat anfangs nicht danach ausgesehen, aber dann kam er früh an die Box und von da an war klar, in welche Richtung das Rennen gehen würde."

Frage: "Am Ende hast du so stark nachgelassen, dass sich Felipe Massa sogar zurückrunden konnte. Gab es da ein Problem?"
Schumacher: "Nein. Ich fuhr eine ähnliche Pace wie Felipe, und bis er auf Jacques aufgelaufen ist, war er sogar ein bisschen schneller als ich. Dann steckte er hinter Jacques fest und da mussten sie mich durchlassen. Ich fuhr danach mit derselben Geschwindigkeit weiter, aber Felipe war wieder schneller als ich, als er einmal an Jacques vorbei war, also habe ich ihn überholen lassen."

Frage: "Ansonsten war es aber ein Rennen ohne bedenkliche Zwischenfälle, nicht wahr?"
Schumacher: "Ja, das stimmt."

Schumacher gegen Qualifying am Sonntagmorgen

Frage: "Warum ist dir das alte Qualifying-System lieber als das, was heute passiert ist?"
Schumacher: "Es ist einfach komisch, wenn du am Sonntagmorgen ohne Vorbereitung oder Training auf die Strecke musst, um eine Zeit hinzulegen - noch dazu, wenn die Wetterverhältnisse am Freitag anders waren. Wir haben ein ganzes Wochenende Zeit, also sehe ich keinen Grund, alles an einem Tag durchzupressen, wie es manche gerne sehen würden. Das ist meine Sicht der Dinge. Das würde nur den Stress der Mechaniker und in der Vorbereitung erhöhen."

Frage: "Hast du nach den letzten sieglosen Rennen schon so etwas wie zusätzlichen Druck verspürt?"
Schumacher: "Nein, denn ich habe nichts mehr zu gewinnen als einzelne Rennen. Suzuka ist eine Strecke, die ich sehr mag, daher komme ich gerne hierher. Es ist nett, es ist großartig. Ich denke nicht daran, was in den letzten Grands Prix passiert ist. Das schießt mir einfach nicht durch den Kopf, ich mache mir keine Gedanken darüber. So gesehen gab es keinen zusätzlichen Druck, aber wir wollten natürlich ein gutes Resultat für Bridgestone."

Frage: "Das nächste Rennen findet in der Heimat deines Teamkollegen statt. Rubens sagt immer, dass ihm ein Sieg dort mehr bedeuten würde als der WM-Titel. Wirst du ihm unter Umständen dabei helfen?"
Barrichello: "Jeder Fahrer will seinen Heim-Grand-Prix gewinnen, aber leider, ich habe auch vor, noch ein weiteres Rennen als Sieger zu beenden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er recht stark sein wird. Er liebt den Wettkampf und es ist ihm lieber, wenn er es ohne meine Hilfe schafft, da bin ich mir ziemlich sicher. Zuerst einmal müssen wir aber unsere Hausaufgaben machen."