Souveräner Start/Ziel-Sieg für Schumacher in Japan

Mit 14 Sekunden Vorsprung hat Michael Schumacher das unspektakuläre Rennen in Suzuka vor Bruder Ralf gewonnen

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Regenchaos am Freitag und der Taifun-Absage gestern rechneten viele mit einem der aufregendsten Rennen der Saison, doch diese Erwartung konnte der Grand Prix von Japan nicht erfüllen. Schlussendlich gewann Michael Schumacher (Ferrari) 14 Sekunden vor seinem Bruder Ralf (BMW-Williams), was eine Reproduktion des Qualifying-Resultats bedeutete.

Titel-Bild zur News: Start in Suzuka 2004

Der Start beim heutigen Grand Prix von Japan in Suzuka

Schumacher gewann den Start und gab von dem Zeitpunkt an die Führung nicht mehr ab. Selbst als er zum ersten Boxenstopp reinkommen musste, blieb er knapp vor Jenson Button (BAR-Honda), der heute im Gegensatz zu seinem Teamkollegen Takuma Sato auf zwei statt auf drei Stopps setzte. Anschließend fuhr der siebenfache Weltmeister den Grand Prix locker nach Hause. Unterm Strich nahm er 14 Sekunden Vorsprung über die Ziellinie mit.#w1#

Button setzte sich am Start vor Sato auf Platz drei

Bruder Ralf wurde ebenso ungefährdet Zweiter, obwohl sein erster Stint der kürzeste im gesamten Feld war. Spannend lediglich das Duell der BAR-Honda-Piloten: Button ging am Start an Sato vorbei und kam als Dritter aus der ersten Runde zurück, in Runde sieben überholte jedoch der Japaner seinen Teamkollegen wieder. Der Vorsprung, den er sich anschließend aufbaute, reichte aber nicht für den zusätzlichen Boxenstopp aus.

Den meisten Wirbel verursachte in der Anfangsphase der gut gestartete Renault-Pilot Jacques Villeneuve, dem es wieder einmal an Speed fehlte. Hinter ihm fädelte sich ein explosives Paket mit Teamkollege Alonso, Juan-Pablo Montoya (BMW-Williams), Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes) und Rubens Barrichello (Ferrari) ein, welches den Fans zahlreiche Rad-an-Rad-Duelle lieferte. Erst in der siebenten Runde fand Alonso einen Weg am langsamen Kanadier vorbei, anschließend zog der Rest nach und nach mit.

Mark Webber, im Qualifying am Vormittag als Dritter im Jaguar noch die große Sensation, war kurz vor Halbzeit der erste Ausfall. Im Cockpit ging die Temperatur so stark nach oben, dass es keinen Sinn mehr gemacht hätte, weiterzufahren - die Ursache dafür ist aber noch ungeklärt. Schon davor war es nicht allzu gut für den Australier gelaufen: Am Start fiel er auf Platz sechs zurück, den er lange beherzt gegen David Coulthard (McLaren-Mercedes) verteidigte.

Wenig ereignisreicher Grand Prix mit wenigen Highlights

Abgesehen von den Boxenstopps - bis auf Button, Alonso und Räikkönen setzten alle auf drei Stopps - verlief der Grand Prix in der Folge relativ statisch, auch Positionsverschiebungen blieben Mangelware. Ein Highlight löste nur Montoya aus, der sich vor der Schikane an Trulli im Toyota vorbeibremsen wollte, auf die Wiese rutschte und dadurch auch Barrichello durchschlüpfen lassen musste. Der Ferrari-Star wiederum überholte ein paar Meter später Trulli, zeitgleich verlor Montoya eine weitere Position an Giancarlo Fisichella (Sauber-Petronas).

Hinter den beiden Schumachers, Button und Sato sicherte sich mit einer soliden Performance Alonso den fünften Platz, dennoch ist die Konstrukteurs-WM für Renault so gut wie verloren. Räikkönen wurde Sechster, Montoya, der an den Boxen wieder an Fisichella vorbeikam, und eben Fisichella teilten sich die restlichen Punkte. Felipe Massa (Sauber-Petronas) wurde nach starker Performance Neunter, überholte in der Schlussphase noch Villeneuve, der unmittelbar dahinter landete.

Trulli baute nach starkem Beginn im Laufe des Rennens sukzessive ab, wurde am Ende sogar überrundet und musste sich mit Platz elf begnügen. Immerhin erging es ihm aber besser als Teamkollege Panis, der bei seinem letzten Formel-1-Auftritt nur 14. wurde. Dazwischen reihten sich mit eher durchschnittlichen Performances Christian Klien (Jaguar-Cosworth), der den längsten ersten Stint fuhr, und Nick Heidfeld (Jordan-Ford) ein.

Glock kämpfte auch heute mit schlechter Balance

'F1Total.com'-Kolumnist Timo Glock, schon das ganze Wochenende über nicht zufrieden mit dem Handling seines Jordan, fand auch heute nie zu seinem Rhythmus. Der Hesse rollte einmal aus, konnte dann aber doch weiterfahren, und drehte sich etwas später, als er gerade von Michael Schumacher überrundet wurde. Das ergab am Ende Platz 15 vor Gianmaria Bruni (Minardi-Cosworth). Zsolt Baumgartner im zweiten Minardi startete aus der Boxengasse, schied aber mit technischem Defekt aus.

Insgesamt sahen heute vier Piloten die Zielflagge nicht - neben Webber und Baumgartner auch noch Barrichello und Coulthard. Die beiden Top-Fahrer eliminierten sich bei einer Kollision, an der wohl Barrichello die Schuld trägt: Der Brasilianer wagte beim Anbremsen der letzten Schikane einen etwas zu optimistischen Überholversuch und sorgte so dafür, dass die Radaufhängungen beider Fahrzeuge irreparabel kollabierten.

Für die Weltmeisterschaft, in der ohnehin schon alle wichtigen Entscheidungen gefallen waren, änderte sich durch das Rennen in Suzuka nur wenig. Der Vorsprung von BAR-Honda auf Renault bei den Konstrukteuren beträgt jetzt 16 Punkte, was im Prinzip nicht mehr einzuholen ist, während BMW-Williams mit ebenso komfortablen 13 Zählern Vorsprung auf McLaren-Mercedes nach Brasilien fliegen kann. Noch offen ist der Kampf um Platz vier bei den Fahrern zwischen Alonso (54) und Montoya (48).