• 18.01.2004 14:21

Michelin: Zusammenarbeit mit Jaguar ist "problemlos"

Pierre Dupasquier über die Arbeit mit dem Team, die Erwartungen für 2004 und warum die Reifenauswahl schwieriger werden wird

(Motorsport-Total.com) - Schon im letzten Jahr konnte das Jaguar-Team im Verlauf der sechzehn Grand Prix umfassenden Saison mehrmals von der hervorragenden Wettbewerbsfähigkeit der Michelin-Reifen profitieren und sich in der Qualifikation gute Startplätze sichern.

Titel-Bild zur News: Pierre Dupasquier

Dupasquier: Michelin wird Jaguar auch 2004 bestmöglich unterstützen

Nicht immer gelang es den Fahrern aber diese gute Ausgangslage in eine Zielankunft innerhalb der Punkteränge umzusetzen. Ein Grund hierfür war unter anderem die Art und Weise wie das Auto die Reifen beanspruchte.

Da mit BAR-Honda nun noch ein weiteres Team auf den französischen Pneus unterwegs sein wird, kommt der Zusammenarbeit zwischen Jaguar Racing und Michelin eine noch größere Bedeutung zu. Je optimaler die Reifen auf dem R5 nämlich funktionieren, desto größer sind die auch Punkte zu holen.#w1#

Anlässlich der Vorstellung des neuen Jaguar R5 in Barcelona, sprach Michelin-Motorsportdirektor Pierre Dupasquier über die Arbeitsbeziehung zu den "Raubkatzen" und beantwortete auch allgemein gehaltenere Fragen im Zusammenhang mit der bevorstehenden neuen Saison und den erstmals im Rennkalender vertretenen Strecken in Bahrain und Schanghai.

Gutes Teamwork zwischen Michelin und Jaguar Racing

Frage: "Im vergangenen Jahr wies der Jaguar R4 einen stärkeren Verschleiß der Hinterreifen auf als es bei anderen Michelin-Teams der Fall war. Was habt ihr und das Team unternommen, um dieses Problem zu beheben?"
Pierre Dupasquier: "Mit Jaguar Racing zusammen zu arbeiten ist zunächst einmal problemlos, denn es sind nette Leute die sehr offen, ehrlich und kompetent sind. Das für uns bedeutet, dass die Arbeit mit ihnen sehr einfach ist. Wenn wir etwas Neues - ein Problem oder eine Lösung - entdecken, werden wir diese Information immer mit ihnen teilen. Da wir zudem auch andere große Teams mit Reifen ausrüsten, können wir Jaguar Racing auch erklären ob nur sie von einem Problem betroffen sind. Genau das versteht man unter gutem Teamwork und guter Zusammenarbeit."

"Wenn sie zum Beispiel nach zwölf Runden auf der Strecke einen großen Reifenverschleiß haben, werden sie den ihnen von uns zugeteilten Ingenieur befragen wie es bei den anderen Teams aussieht. Für uns ist das eine einfache Möglichkeit, um ihnen mitzuteilen ob es sich um ein für die Reifenmischung spezifisches Problem handelt oder am Auto liegt. Wenn andere Teams beispielsweise 25 Runden ohne Probleme damit fahren konnten, dann ist es für uns ziemlich offensichtlich wo die Lösung zu suchen ist. Auf diese Art und Weise zu arbeiten ist für alle Seiten gut, denn wir können damit allen unseren Partnern helfen ohne an sie Geheimnisse von den anderen Teams weiterzugeben."

Optimal zum Auto passende Reifen für jedes Team

Frage: "Sobald die Ursache für ein Problem erkannt wurde, wie verhält es sich anschließend mit eurer Hilfeleistung?"
Dupasquier: "Nach einem Rennen oder Testfahrten werden alle uns zur Verfügung stehenden Daten in der Fabrik analysiert. Wenn wir die Reifenabnutzung im Vergleich zu anderen Faktoren wie Fahrzeugabstimmung, Gewichtverteilung, Aufhängungsgeometrie und so weiter beurteilen können, können wir auch den Grund dafür herausfinden. Manchmal ist die Lösung ganz einfach und offensichtlich, manchmal aber erst längerfristig zu beheben. Wie dem auch sein mag, wir stellen sicher, dass wir mit dem Team kommunizieren, um zu verstehen was sie von uns benötigen."

Frage: "In diesem Jahr wird Michelin insgesamt sechs Teams ausrüsten. Was erwarten Sie wie sich die Saison entwickeln wird?"
Dupasquier: "Es stimmt, dass wir ein weiteres Team als unseren Partner haben, worüber wir uns freuen. Wir waren zwar nicht darauf aus die Anzahl der Teams zu erhöhen, doch es zeigt ganz klar, dass unsere Reifen im Moment die erste Wahl sind. Wir werden danach streben, jedes Team mit Reifen zu beliefern die ihren Anforderungen gerecht werden. Dabei handelt es sich um eine komplexe Aufgabe, denn oftmals sind die Anforderungen ganz unterschiedlich und einige Teams können mehr testen als andere, was wiederum bedeutet, dass sie eine viel größere Anzahl an Reifenmischungen ausprobieren können."

Regeländerung in Michelins Augen ungünstig für die Weiterentwicklung

Frage: "Die Teams müssen sich im Anschluss an das Freie Training am Freitag für einen Reifentyp entscheiden den sie dann das gesamte Wochenende fahren werden. Wird dadurch nicht alles noch etwas schwieriger?"
Dupasquier: "Das könnte in der Tat so sein. Angesichts von so wenig Zeit, werden wir von jedem Team die Daten sammeln müssen und unsere Empfehlung anstatt sie ausschließlich auf der Auswertung der Daten beruhen zu lassen mit einigen theoretischen Einschätzungen ergänzen. Einerseits wird das eine ziemlich interessante Aufgabe, andererseits bringen wir enorme Summen auf und dürfen nicht gerade viele nützliche Daten sammeln. An einem Freitagmorgen sind die Strecken üblicherweise immer verschmutzt und es liegt nicht viel Gummi, weshalb die Reifenwahl schwierig sein wird."

Frage: "Und auf Strecken auf denen noch nie zuvor gefahren wurde, wie China und Bahrain, dürfte es noch schwieriger sein oder?"
Dupasquier: "Zweifelsohne. Mit den von uns entwickelten wissenschaftlichen Methoden können wir zwar jede Strecke schon im Vorfeld beurteilen, doch wie sie sich im Verlauf eines Rennwochenendes verändert können wir damit nicht simulieren. Das kann von so vielen Faktoren abhängig sein, dass es wie Rätselraten ist. Regen, Sand und der Zustand und die Eigenschaften des Asphalts wirken sich alle über ein Wochenende auf den Reifenverschleiß aus. Wir wissen zum Beispiel nicht, ob die Strecke in Bahrain besonders sandig sein wird. Wenn der Wind dort aus einer ungünstigen Richtung wehen und Sand auf die Strecke tragen sollte, dann müssen wir uns das genau anschauen. Allerdings ist das keine ungewöhnliche Situation, denn die niederländische Strecke Zandvoort ist zwischen Sanddünen gebaut. Als wir dort Rennen austrugen war oftmals Sand auf der Strecke."

Dupasquier: Wollen einfach Rennen gewinnen

Frage: "Wie beurteilt Michelin die Anforderungen die eine komplett neue Strecke stellt?
Dupasquier: "Wir untersuchen die Asphaltoberfläche und schätzen dann so gut es geht. Für ein Rennen auf einer neuen Strecke ist es aber sehr wahrscheinlich, dass wir zwei verschiedene Reifenmischungen mitnehmen. Eine davon ist dann eine so genannte 'sichere' Mischung, von der wir wissen, dass sie beinahe unter allen Bedingungen gut funktioniert, und die andere käme nur zum Einsatz wenn wir der Meinung sind, dass es sinnvoll ist. Schließlich können so viele Faktoren, wie zum Beispiel die Temperatur, und das ist nur eine Sache, unsere Wahl."

Frage: "Was erhoffen Sie sich von der Saison 2004?"
Dupasquier: "Nun ja, da so viele unserer Partner nun Punkte holen können, kann sich dadurch die Möglichkeit ergeben, dass die Konkurrenz den Titel gewinnt. Aber lasst uns hoffen, dass das nicht passiert. Am Ende des Tages wollen wir einfach Rennen gewinnen und beweisen dass wir uns weiterentwickelt haben."