Michael: "Vielleicht müssen wir auf KERS verzichten"

Technikchef Sam Michael erklärt, warum Williams zu Saisonbeginn vielleicht ohne KERS ausrückt und die Vibrationen am Heckflügel kein Anlass zur Sorge sind

(Motorsport-Total.com) - Das Williams-Heck verblüffte beim Testauftakt in Valencia Anfang Februar die Beobachter: Beim Anblick des Boliden hat man den Eindruck, dass im hinteren Bereich des FW33 ein Teil fehlt. Tatsächlich verzichtete man aber nur auf den oberen, hohlen Teil des Getriebegehäuses und konnte so bei weitem flacher bauen als die Konkurrenz.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Die Tests liefen für Williams und Rubens Barrichello nicht immer problemlos

Dass die Heckpartie für so viel Aufregung bei den Rivalen sorgt, hat selbst Williams-Technikchef Sam Michael überrascht, zumal alle Teams in diesem Bereich des Boliden nach neuen Lösungen forschen. "Es hat mich überrascht, dass wir die Einzigen sind", sagt der Australier gegenüber 'Autosport'. "Vor zwei Jahren hatten wir beim Doppeldiffusor eine ähnliche Situation, auch damals rechnete ich damit, dass es mehr Leute probieren würden." Tatsächlich setzten damals aber nur Brawn, Toyota und Williams auf den Diffusortrick und hatten zu Saisonbeginn einen großen Vorteil, ehe die Konkurrenz nachzog.

Davon ist 2011 nicht auszugehen, da der Bau eines neuen Getriebes einen enormen Aufwand darstellt. Nach den Tests zeigte sich Michael trotz des kleinsten Getriebes der Formel 1 sogar etwas selbstkritisch: "Ich habe es mir angesehen und dachte, dass wir sogar noch weiter hätten gehen können. Wir versuchen immer, noch mehr herauszuholen."

Warum der Williams-Heckflügel so stark vibriert

Doch nicht nur das Getriebe war bei den Testfahrten Gesprächsthema, auch der Heckflügel des neuen FW33. Einige Fahrer hatten im Windschatten des Williams beobachtet, dass dieser beim Fahren stark vibriert. Ein Sicherheitsrisiko? "Nicht wirklich, wir hatten bei unseren drei Tests keinerlei Probleme. Außerdem haben wir ihn mit Barcelona auf der schlimmsten Strecke getestet", meint Michael.

Auch die Vermutungen, der Heckflügel vibriere so stark, weil er an der Aufhängung montiert sei, verweist er ins Reich der Fabeln: "Hätten wir ein höheres Getriebegehäuse, dann würde er genauso wackeln. Es liegt daran, dass er nur an einer Stütze befestigt ist. Der untere Flügel ist freischwebend, wir haben nur einen Haupt-Befestigungspunkt." Dennoch will man die Virbrationen nun abstellen: "Für den letzten Test haben wir zwei kleine Stützen zu den Endplatten des Heckflügels hinzugefügt, damit er nicht mehr wackelt. Wir haben uns nicht komplett wohl gefühlt."

"Der Flügel vibriert, weil er nur an einer Stütze fixiert ist." Sam Michael

KERS-Kühlprobleme sorgen für Frust

Wirkliches Kopfzerbrechen bereitet allerdings die Kühlung des Energie-Rückgewinnungs-Systems KERS. "Da gab es einige Probleme und wir arbeiten immer noch daran", gibt Michael zu. "Aber hoffentlich haben wir es beim letzten Test im Griff. Wir haben keine Probleme mit der Batterie, der Motor-Generatoreneinheit oder der Cosworth-Ansteuerung von KERS. Die Ansteuerung und die Elektronik funktionieren, nur gibt es dieses Kühlproblem, das sehr frustrierend ist." Kann man das Problem nicht beseitigen, muss Williams möglicherweise beim Saisonauftakt auf KERS verzichten: "Wenn wir es nicht hinkriegen, dann wird es nicht laufen."


Fotos: Williams, Die neue Lackierung des Williams FW33


Obwohl die Rundenzeiten des FW33 bisher ermutigend waren, ist Barrichello noch nicht ganz zufrieden. "Er ist ein sehr kritischer Mensch, er will das Team ständig pushen", erklärt Michael. "Seiner Ansicht nach brauchen wir noch mehr Performance, was auch der richtige Standpunkt ist."

"Dieses Kühlproblem ist sehr frustrierend." Sam Michael

Schon beim letzten Wintertest vor dem Saisonauftakt in Australien könnte Barrichello bekommen, wonach er verlangt. "Unser Auto wird sich beim letzten Test komplett verändern", verspricht der Williams-Technikchef. "Wir haben einen neuen Diffusor, einen neuen Frontflügel, eine neue Bremskühlung, neue Leitbleche und ein neues Bodywork. Nur der Heckflügel verändert sich nicht." Dass Barrichello sein Team antreibt, muss nicht unbedingt ein Zeichen für Probleme sein, weiß Michael: "Unser Aeropaket ist bereits vier Monate alt, denn wir wollten im Winter die Kosten reduzieren."