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Parr: Fehlendes Geld ist keine Ausrede

Bei Williams hat man sich Red Bull und Brawn als Vorbild genommen: Warum Geschäftsführer Parr glaubt, 2011 mit viel Risiko an die Spitze zu kommen

(Motorsport-Total.com) - Seit Jahren versucht Williams, wieder an alte Glanzzeiten anzuschließen - ohne großen Erfolg. Doch dieses Jahr setzt man auf eine anderen Strategie: In Grove geht man neuerdings auf technischer Ebene volles Risiko. Der Beweis ist das radikale Heck des neuen FW33 mit dem kleinsten Getriebe der Formel 1.

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Zielgerichteter Blick: Adam Parr und Williams wollen wieder an die Spitze

"Jedes Jahr muss man sich aufs Neue fragen, wie man vorwärts kommt", schildert Geschäftsführer Adam Parr gegenüber 'Autosport'. "Unser Ziel ist es nicht, ein Mittelfeld-Team zu sein." Doch während Williams in den erfolgreichen 1990er Jahren auf die Werksunterstützung von Renault bauen konnte, hat sich die Lage nach dem Ausstieg von BMW verkompliziert. Das Budget der Traditions-Mannschaft ist inzwischen deutlich kleiner als bei Topteams wie Ferrari, McLaren und Mercedes.

Doch das will Parr nicht als Ausrede gelten lassen: "Der Grund, warum Red Bull gewonnen hat, ist, dass sie am Besten und am Klügsten waren." Auch das Brawn-Team wurde 2009 Weltmeister, obwohl man vor dem Saisonbeginn vor einer ungewissen Zukunft stand. Dennoch entwickelte man im Jahr davor in vier Windkanälen und mit der finanziellen Unterstützung von Honda am Weltmeister-Boliden.

Williams' Erfolgsrezept

Auch das ist für Parr kein Grund, warum man nicht eine ähnliche Sensation schaffen könnte: "Selbst wenn man sagt, dass Brawn von den Honda-Geldern gelegt hat, was der Fall war, und selbst wenn es wahr ist, dass Red Bull durch den Mutterkonzern viel Geld im Rücken hat, hatten sie nicht mehr Geld als die Teams, die sie besiegt haben. Es geht nicht nur ums Geld. Es geht um Intelligenz, Teamwork, Vorstellungskraft und darum, die Regeln auf kreative Art und Weise zu interpretieren."

Diese Argumente legt er nun auf sein eigenes Team um: "Es wäre falsch, zu sagen, dass wir im Mittelfeld sind, weil wir nicht genug Geld haben. Niemand im Team glaubt das. Es gibt eine Dynamik, die einen in schwierige und in gute Phasen bringt, und ich habe das Gefühl, dass wir die Startaufstellung nach vorne klettern. Ich weiß aber nicht, wie klug und mutig die anderen waren. Das werden wir erst in Australien wissen."

"Wir sind nicht im Mittelfeld, weil wir nicht genug Geld haben." Adam Parr

Die technischen Einrichtungen, auf die man in Grove zurückgreifen kann, geben Parr dabei Hoffnung: "Neben 470 fantastischen Leuten haben wir großartige Einrichtungen, wir sollten also ein konkurrenzfähiges Auto bauen können. Ich hoffe, der FW33 ist eines." Obwohl es für Technikchef Sam Michaels Zukunft ein entscheidendes Jahr wird, unterstützt der Williams-Geschäftsführer die diesjährige Herangehensweise des Australiers: "Wir haben einige sehr draufgängerische Entscheidungen getroffen und ich habe Sam dabei absolut unterstützt, mutig zu sein."

Warum man 2011 innovativ sein muss

Einiges deutet darauf hin, dass man sich tatsächlich am richtigen Weg befindet: Rubens Barrichello glänzte bei den Tests mit einer Tages-Bestzeit und ist der Meinung, dass man mit dem Auto deutlich weiter ist als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. "Ich bin absolut begeistert, dass es sich in puncto Zuverlässigkeit und Leistung ausgezahlt hat", ist Parr zuversichtlich.

Technikchef Michael zeigt sich überrascht, dass ausgerechnet 2011 ein Jahr der Innovationen zu sein scheint. Neben Williams glänzten auch die Boliden von Renault, Red Bull, McLaren und Toro Rosso mit interessanten Lösungen. "Noch nie war ein Formel-1-Reglement so standardisiert wie dieses Jahr, trotzdem sehen alle Autos unterschiedlich aus", urteilt der Mann aus "Down Under".

"Jeder, der jetzt zwei Zehntel findet, ist plötzlich vorne dabei, weil es so eng ist." Sam Michael

"Als es hieß, dass es einen Standarddiffusor und all diese Einschränkungen geben würde, dachte ich mir, dass es jetzt etwas öd wird und dass wir uns ein bisschen dumm stellen", erinnert sich Michael. "Dabei passiert das Gegenteil: Da wir nicht mehr am Diffusor arbeiten dürfen, müssen wir jetzt woanders zwei Zehntel finden - beim Getriebe, beim Auspuff oder wo auch immer. Man muss sich aber unterscheiden, sonst liegt man zurück. Jeder, der jetzt zwei Zehntel findet, ist plötzlich vorne dabei, weil es so eng ist."