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Michael: "Unsere Leistung ist ermutigend"
Technikdirektor Sam Michael analysiert im Gespräch die Situation bei Williams - Das britische Team ist jederzeit für die Top-8 gut
(Motorsport-Total.com) - Nach einem starken Qualifying, in dem Rubens Barrichello und Nico Hülkenberg den Sprung in die Top-10 schafften, folgte im Rennen dann der Rückfall. Williams eroberte keine Punkte auf dem Hockenheimring. Speziell Routinier Barrichello hatte mit seiner Erfahrung viel zum Aufschwung bei dem britischen Team beigetragen. Technikdirektor Sam Michael hat mit 'Motorsport-Total.com' über die aktuelle Situation gesprochen.

© xpb.cc
Sam Michael hält bei Williams die technischen Fäden in der Hand
Frage: "Ihr habt eine tolle Leistung im Qualifying gezeigt und steht nun mit leeren Händen da. Wie groß ist die Enttäuschung?"
Sam Michael: "Ja absolut. Beide Autos sind schlecht gestartet und haben jeweils zwei Positionen verloren. Wären wir gut von der Linie weggekommen, hätten wir um die Plätze sieben und acht gekämpft. Das kann das Auto leisten. Die Gruppe um Renault, Mercedes, Sauber und uns liegt aber sehr dicht beisammen. Acht Fahrzeuge liegen innerhalb einer Zehntelsekunde. Wenn etwas am Start schief geht, kann man es nicht mehr aufholen."#w1#
"Wir haben bei Rubens eine konventionelle Strategie gewählt. Bei Nico haben wir den Boxenstopp lange herausgezögert. Es ist eigentlich sehr simpel. Man hofft einfach, dass die Konkurrenten früher hereinkommen oder dass ein Safety-Car auf die Strecke geschickt wird. Nico war sowieso 13., also hat man nichts zu verlieren. Man fährt einfach so lange es geht. Pedro de la Rosa hat das Gleiche probiert. Manchmal funktioniert es, so wie bei Kamui Kobayashi in Valencia. Wir sind von der Leistung trotzdem ermutigt, denn es kommen bald weitere neue Teile, aber noch nicht in Ungarn."
Frage: "Wir haben in letzter Zeit viele Problem beim Start gesehen. Woran liegt das?"
Michael: "Es kommt auf mehrere Dinge an, darunter die Übersetzung des ersten Ganges, die Gewichtsverteilung, wie gut man die Reifen aufgewärmt hat, die Einstellung der Kupplung und die Motorcharakteristik in niederen Drehzahlen. Da gibt es eben viele Sachen zu beachten. Man muss sich auf alle konzentrieren, es ist also ein Zusammenspiel aus den verschiedensten Faktoren."
Frage: "Die Kupplung wird auf den vorhandenen Grip eingestellt? Zumindest nimmt man ein bestimmtes Haftungsniveau an?"
Michael: "Ja. Wir nehmen die Startversuche, die wir im Training am Ende der Boxengasse durchführen, als Beispiel heran. Wenn die Aufwärmrunde beginnt, üben wir noch einen Start. Man weiß also, wie die Verhältnisse sind und stellt die Kupplung darauf ein. Wenn man sie zu lang einstellt, hat man stark durchdrehende Reifen. Ist sie zu kurz, kommt man gar nicht weg.
Frage: "Es ist also nichts elektronisches, sondern nur eine Anpassung an die Verhältnisse?"
Michael: "Ja, aber wir hatten damit bisher auch kaum Probleme. Nur in der Türkei funktionierte es an Rubens Auto nicht richtig."
Frage: "Ein guter Start liegt also nur in den Händen der Fahrer?"
Michael: "Die Fahrer machen dabei alles richtig. Es liegt nur an den zahlreichen Faktoren, die ich vorher aufgezählt habe."
Frage: "Die drei Neueinsteiger verwenden ebenfalls einen Cosworth-Motor. Deshalb nehmen sie oft Williams als Referenz, um zu sehen was möglich ist. Wie zufrieden seid Ihr mit dem Cosworth-Triebwerk? Würdet Ihr mit einem anderen Motorpartner weiter vorne stehen?"
Michael: "Nein. Wir sind zu 100 Prozent mit Cosworth zufrieden. Trotzdem gibt es noch viel Raum für Verbesserungen. Wir sitzen aber nicht hier und sagen, dass wir einen anderen Motor haben wollen. Cosworth macht einen guten Job. Ihre Lernkurve ist immer noch steil. Sie tauschen innerhalb des Reglements viele Teile. Die Verbesserungen greifen. Wir ändern auch zum Beispiel die Airbox und den Auspuff, um eine Steigerung zu erzielen."
Frage: "Williams hatte aber Kritik geäußert, dass die Motoren bei längerer Laufleistung signifikant an Leistung verlieren. Wie sieht es da jetzt aus?"
Michael "Das wurde definitiv verbessert. Es ist jetzt kein großes Problem mehr. Innerhalb der Homologationen haben sie einiges geändert."
Frage: "Das nächste Rennen findet in Budapest statt, wo viel Anpressdruck gefragt ist. Verwendet Ihr dort Teile, die schon in Monaco zum Einsatz kamen?"
Michael: "Nicht wirklich. Es geht hauptsächlich nur um die Einstellung der Flügel. In der Vergangenheit haben wir eine komplett andere Aerodynamik eingesetzt, das ist jetzt nicht mehr der Fall. Es wird in Ungarn sehr heiß sein, weshalb die Kühlöffnungen größer sein werden."
Frage: "Passt der Williams besser zu Hockenheim oder zum Hungaroring?"
Michael: "Ich denke unser Auto ist sehr vielseitig. Wenn man sich die letzten drei Rennen in Valencia, Silverstone und in Deutschland ansieht, waren wir praktisch immer in den Top-8. Wir sind von den Streckencharakteristiken nicht mehr so abhängig."

