• 24.07.2010 21:13

  • von Dieter Rencken

Hülkenberg: "Ich hatte keine Puste mehr"

Williams-Fahrer Nico Hülkenberg über die Qualifikation von Hockenheim, das vorzeitige Aus von Michael Schumacher und seine Ziele für das Rennen

(Motorsport-Total.com) - Es war eine kleine Sensation, als Nico Hülkenberg im zweiten Abschnitt der Qualifikation seine letzte Runde über die Linie brachte, denn damit verdrängte der 22-Jährige ausgerechnet seinen berühmten Landsmann Michael Schumacher aus den Top 10. Hülkenberg selbst zog als Zehnter in das Finale ein, konnte sich dort aber nicht mehr entscheidend steigern. In seiner Medienrunde spricht der Deutsche über sein Abschneiden in Hockenheim und die jüngsten Verbesserungen bei Williams.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg sicherte sich 2010 in Hockenheim ein weiteres Top-10-Ergebnis

Frage: "Nico, du bist ins Top-10-Finale eingezogen. Du scheinst einen sehr guten Tag gehabt zu haben..."
Nico Hülkenberg: "Es ist sicherlich gut für uns, wenn wir beide Autos aus eigener Kraft in das dritte Qualifying manövrieren können. Vielleicht wäre für mich sogar noch ein bisschen mehr drin gewesen. Mein Versuch in Q3 war nicht optimal. Ich hätte auf dem Niveau von Rubens ankommen können, aber so ist das im Motorsport manchmal."#w1#

Hülkenberg wirft Schumacher aus den Top 10

Frage: "Siehst du im Cockpit deine Zwischenzeiten? Weißt du Bescheid, ob es noch reichen kann oder nicht?"
Hülkenberg: "Ich bin stets darüber informiert, wo ich mich befinde und wie schnell ich unterwegs bin. Auf dem Display wird ein Durchschnittswert angezeigt, der alle zwei Meter aktualisiert wird. Da kann man schon checken, wie man im Rennen liegt - und das macht man auch."

"Ich bin stets darüber informiert, wo ich mich befinde und wie schnell ich unterwegs bin." Nico Hülkenberg

"Man schaut halt immer mal wieder kurz drauf. Mein Ingenieur hatte mir gesagt, dass ich tiefe 1:15er-Zeiten fahren muss. Ich habe dann eine Rundenzeit von 1:14.9 Minuten hingelegt und das war eine gute Runde. Ich wusste aber nicht, ob sich die anderen noch verbessert hatten."

Frage: "Mit deiner letzten Runde hast du Michael Schumacher aus den Top 10 verdrängt, der - wie du - von Willi Weber gemanagt wird. Wie hat letzterer darauf reagiert?"
Hülkenberg: "Willi war zufrieden und hat mich gelobt, auch wenn er sich in Q3 etwas mehr erhofft hatte. Michael ist jedenfalls lange genug dabei, um zu wissen, wie der Hase läuft. Jeder muss eben schauen, wo er bleibt."

Frage: "Du hast eben das Top-10-Finale angesprochen. Dabei hast du Platz zehn belegt. Was war da los?"
Hülkenberg: "Ich hatte keine Puste mehr. Ich legte drei Runden zurück und schon mein erster Umlauf war sehr gut. Diese Runde wäre etwa auf dem Niveau von 1:15.1 Minuten gewesen, doch im Motodrom habe ich fieses Übersteuern gehabt."

"Hätte ich die Runde perfekt zu Ende fahren können, wäre ich vielleicht auf Platz sieben gefahren." Nico Hülkenberg

"Dadurch habe ich sechs Zehntel und somit die komplette Runde verloren. Die hätte es sein sollen, denn danach war das Beste vom Reifen schon weg und es wurde schwieriger. Hätte ich die Runde perfekt zu Ende fahren können, wäre ich vielleicht auf Platz sieben gefahren."

Frage: "Willst du damit sagen, dass du hättest schneller sein können als Robert Kubica?"
Hülkenberg: "Ja. Es wäre bestimmt sehr eng geworden, doch es hätte klappen können."¿pbvin|512|2941|inside|0|1pb¿

WM-Punkte sind das erklärte Ziel in Hockenheim

Frage: "Was hast du dir für das Rennen vorgenommen?"
Hülkenberg: "Wir starten aus den Top 10 und für diese Positionen gibt es Punkte. Das Ziel lautet also dementsprechend, in die Punkteränge zu fahren."

"Für uns wäre das etwas zu risikoreich, denke ich." Nico Hülkenberg

Frage: "Kannst du dir nach den bisherigen Sessions vorstellen, dass jemand außerhalb der Top 10 beim Start ein Risiko eingeht und auf die harten Reifen setzt? Würdest du es tun, wenn du Elfter wärst?"
Hülkenberg: "Das ist schwer zu sagen, denn der Computer wird immer sagen, dass es genau anders herum schneller wäre. Es kommt ganz auf die Renngeschwindigkeit des jeweiligen Autos an. Wenn du von deinem Tempo überzeugt bis, dann könntest du es probieren - für Ferrari und Red Bull wäre das zum Beispiel möglich. Für uns wäre das etwas zu risikoreich, denke ich."

Frage: "Spielt es in Hockenheim eine Rolle, von welcher Seite der Startaufstellung man ins Rennen geht?"
Hülkenberg: "Ich denke, das schenkt sich nicht viel. Die rechte Seite der Fahrbahn ist sauber. In Silverstone ist zum Beispiel die komplette linke Seite schlechter weggekommen als die rechte - und die linke Seite war diejenige, auf der alle gefahren sind. Von daher glaube ich nicht, dass der Unterschied so groß sein wird."

Frage: "Ist es eine Extramotivation für dich, vor deinem Heimpublikum zu fahren?"
Hülkenberg: "Ja, durchaus. Es ist klasse, erstmals mit der Formel 1 in Deutschland unterwegs zu sein. Man hat halt das Gefühl, zuhause zu sein. Das mag ich sehr."

"Ich denke, die beiden Red Bull, die beiden Ferrari und die beiden McLaren sind außer Reichweite." Nico Hülkenberg

Frage: "Würdest du sagen, dass sich der Aufwärtstrend bei deinem Team fortsetzt?"
Hülkenberg: "Ich denke, die beiden Red Bull, die beiden Ferrari und die beiden McLaren sind außer Reichweite. Mercedes, Renault und Force India sind die Teams, die es zu schlagen gilt. Mit diesen Teams liegen wir im Clinch und das ist positiv. Der Wettbewerb ist allerdings sehr hart."

Frage: "Dass Mercedes und Renault in Reichweite sein würden, hätte man vor zwei Rennen aber kaum geglaubt..."
Hülkenberg: "Das stimmt. Es kommt eben darauf an, gute Teile im Windkanal zu entwickeln, die man dann auf der Strecke auf umsetzen kann. Ich weiß aber nicht, was die Konkurrenz macht. Kriegen die überhaupt noch neue Elemente?"


Fotos: Nico Hülkenberg, Großer Preis von Deutschland


"Vielleicht haben sie auch das Problem, was wir am Anfang der Saison hatten: Wir brachten Teile an den Start, die das Auto nicht schneller gemacht haben. Wir haben etwas mehr Abtrieb und mehr Grip gefunden. Seit Silverstone können wir auch auf den auspuffangeströmten Diffusor zurückgreifen, den F-Schacht haben wir ebenfalls. All diese Dinge verbessern das Paket - und das kannst du spüren."

Hülkenberg und Williams machen Fortschritte

Frage: "Wie ist es um die Entwicklungsarbeit am F-Schacht bestellt? Ist das System nun so, wie es sein sollte?"
Hülkenberg: "Eigentlich ist es sogar noch besser. Meiner Meinung nach ist es aktuell so gut, wie es werden kann. Jetzt geht es darum, das System an sich noch weiter zu optimieren, um noch mehr Vorteile daraus zu generieren."

"Wenn du ein schnelles Fahrzeug baust, dann wird es überall schnell sein." Nico Hülkenberg

Frage: "Es scheint, dass dein Auto über ein recht gutes Allround-Paket verfügt, denn es war sowohl in Valencia als auch in Silverstone ordentlich unterwegs..."
Hülkenberg: "Man muss sich nur einmal Red Bull anschauen: Wenn du ein schnelles Fahrzeug baust, dann wird es überall schnell sein."

"Da spielt es keine Rolle, welche Strecke man unter die Räder nimmt. Ich sehe es nicht so, dass dieser Kurs gut für uns ist und jener nicht. Wenn du ein gutes Auto hast, dann hast du eben ein gutes Auto."

Frage: "Genau wie das Fahrzeug, so scheinst auch du kontinuierlich Fortschritte zu machen. Du rückst deinem Teamkollegen Rubens Barrichello immer näher auf die Pelle..."
Hülkenberg: "Ich lerne eben an jedem Wochenende dazu. Ich werde besser und so muss das auch sein."

"Ich bin jetzt vielleicht auch ein bisschen konstanter als zum Beginn der Saison und mache weniger Fehler. Ich habe nun einfach mehr Erfahrung. Mental und körperlich ist es aber sehr anstrengend, in Q3 vorzudringen. Da muss uns schon eine sehr gute Runde gelingen, damit wir das schaffen."

"Im zweiten Abschnitt der Qualifikation hast du zwei weiche Reifensätze zur Verfügung und beide Runs müssen absolut passen. In Q3 musst du erneut eine solche Leistung abrufen. Das ist sehr anstrengend, doch ich scheine immer besser damit klarzukommen."