• 24.07.2010 21:07

  • von Fabian Hust & Dieter Rencken

Sauber: "Für uns ist das eine großartige Chance"

Der zurückgekehrte Teamchef über die Fortschritte mit dem Auto, die Budget-Restriktionen und seine Arbeit für eine erfolgreiche Zukunft des Teams

(Motorsport-Total.com) - Peter Sauber kann durchaus zufrieden auf das bisherige Wochenende auf dem Hockenheimring blicken, schließlich zeigt man weiterhin einen Aufwärtstrend: "Mit einem Neuling gleich schnell zu sein wie Nico Rosberg im Mercedes, zeigt uns das Potenzial des Autos. Das ist mit Sicherheit die sehr positive Sache. Aber es war natürlich sehr schade, dass wir die Top 10 verpasst haben. Aber sie lagen so eng beieinander, da kann es dann schon passieren, dass man raus rutscht."

Titel-Bild zur News: Peter Sauber und Monisha Kaltenborn

Sauber will nach dem BMW-Ausstieg auf eine stabile Zukunft hinarbeiten

Mit den Fortschritten seiner Mannschaft ist der Schweizer zufrieden: "Das Fahrzeug hat sich kontinuierlich verbessert. Es hat sich nicht nur effektiv verbessert, sondern auch in Relation zur Konkurrenz. Wir mussten das Auto auf drei Ebenen verbessern. Wir haben zu viel Luftwiderstand und es war möglich, den Widerstand zu reduzieren, speziell hier. Die Höchstgeschwindigkeit war hier zum ersten Mal gut. Zudem konnten wir wieder ein paar Punkte Abtrieb finden. Und wir können das Auto mit mehr Bodenfreiheit fahren, was ganz wichtig ist, da wir es weicher fahren können."#w1#

Die Verpflichtung von James Key als neuer Technischer Direktor macht sich positiv bemerkbar: "Dieser Input und das, was für Barcelona geplant war, ist absolut von James Key gekommen. Er hat eine neue Richtung vorgegeben, die vom Team ausgeführt wurde. Man darf auch nicht vergessen, dass wir das Budget um 40 Prozent und die Belegschaft um 33 Prozent reduziert haben."

Diesbezüglich blickt der 66-Jährige optimistisch nach vorn: "Wenn die Budget-Reduktion so durchgeführt wird, wie sie vorgesehen ist, stellt dies sicherlich für uns eine großartige Chance dar. Denn wir sind jetzt schon auf diesem Niveau."

Sauber hofft, dass die entsprechenden Vorschriften von allen Teams eingehalten werden, sieht aber auch keine Alternative: "Ich weiß nicht, wie gut man dies kontrollieren kann. Ich hoffe, dass jeder selbst dafür sorgt. Es ist für die Formel 1 sehr, sehr wichtig, dass man die Kosten reduziert."

Schon jetzt gibt es eine Sommerpause, in der die Teams grundsätzlich tatsächlich Urlaub machen müssen: "Ich kann dazu nur sagen, dass wir die Sommerpause sicher einhalten. Es ist natürlich schon so, dass die Instandhaltung arbeitet, aber es wird keine Entwicklungsarbeit geben. Auch die Marketing-Abteilung hat komplett geschlossen. Es gibt Teams, die haben Fremdaufträge, das läuft natürlich weiter. Solange man für Dritte arbeitet, darf man weitermachen. Das sind dann aber keine Formel-1-Aufträge."

Das Budget ist und bleibt für das Team ein Thema, die Trennung vom Partner Red Bull musste Sauber einst neue Planungen anstellen lassen: "Ich bin dankbar für die zehn Jahre mit Red Bull. Es war die ganze Zeit die Absicht von Dietrich Mateschitz, ein eigenes Team zu haben. Für ihn war es ein normaler Schritt, das zu machen." Damals sei es kein Thema gewesen, dass die Österreicher den Schweizer Rennstall kaufen.


Fotos: Sauber, Großer Preis von Deutschland


Nach dem Rückzug von BMW aus der Formel 1 stand für Peter Sauber im wahrsten Sinne erneut eine Sonderschicht an: "Zunächst einmal ist es für mich eine Situation, mit der ich sicherlich nicht gerechnet habe, dass ich jetzt nach 40 Jahren die Verantwortung habe", so Sauber. "Meine Aufgabe ist es nun, das Team zu stabilisieren. Denn die Reduktion von über 400 Mitarbeitern auf 260 war nicht einfach. Es gilt einiges umzustellen."

"Es gibt zwei Schwerpunkte: die Leistung zu steigern - da sind wir auf einem guten Weg -, und auf der anderen Seite das Team wirtschaftlich auf sichere Beine zu bekommen. Beides ist nicht einfach. Aber man darf auch nicht vergessen, die vergangenen 40 Jahre waren ebenfalls teilweise nicht einfach."

Nachteile, nun wieder auf Kundenmotoren setzen zu müssen, sieht er keine: "Das sind die gleichen Motoren. Sprechen wir zum Beispiel über den Mercedes-Motor. Wir haben ein Privat-Team wie Force India. Sie verfügen über eine exzellente Geschwindigkeit, sie ist vielleicht sogar die beste. Wir haben McLaren mit dem Mercedes-Kundenmotor und Mercedes mit dem Werksmotor. Das ist selbsterklärend."

Bei den bevorstehenden Gesprächen über ein neues Concorde-Agreement wird es wieder Reibereien geben, da ist sich der Geschäftsmann sicher: "Wenn man so viele verschiedene Interessen unter einen Hut bringen muss - auf der einen Seite Ferrari, auf der anderen Seite Red Bull als großes privates Team und dann auch noch sehr kleine Teams wie die drei neuen -, dann gibt das in jedem Fall Reibereien. Das geht nicht anders. Wie groß die Reibereien werden, wird sich zeigen."

Auch die Testfahrten sind nach wie vor ein heißes Gesprächsthema: "Es gibt zwei Seiten der Medaille. Ich denke, dass jene Teams, welche junge Fahrer fördern möchten, froh wären, wenn es mehr Tests gibt. Auf der anderen Seite können wir nicht mehr testen, wenn wir Kosten sparen wollen. Ich persönlich befürworte schon das System, das wir heute haben."

In all den Jahren in der Formel 1 ist es Sauber lediglich während der Partnerschaft mit BMW gelungen, einen Sieg zu holen. Diesen erachtet Sauber nicht nur als reinen BMW-Sieg: "Es war weitgehend das Stammteam. Es war dieselbe Firma, und ich hatte immerhin noch 20 Prozent Anteile am Team."

Sollte Sauber eines Tages wieder einen Sieg feiern, wäre dieser natürlich süßer, allerdings nicht aufgrund der fehlenden Partnerschaft mit BMW: "Sondern aus dem Grund, weil es für uns jetzt natürlich viel schwieriger ist, mit unseren Möglichkeiten zu gewinnen. Ich war nicht in Montréal, ich saß zuhause vor dem Fernseher. Ich war über den Doppelsieg in Montréal wirklich glücklich."