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  • 27.11.2011 15:01

  • von Dieter Rencken, Stefan Ziegler & Marco Helgert

Mercedes: Mit der Verstärkung hoch hinaus

Mit der jüngsten Mitarbeiterverstärkung und den vorhandenen Strukturen möchte Mercedes 2012 den nächsten Schritt machen - Konstanz rückt in den Mittelpunkt

(Motorsport-Total.com) - Das zweite Jahr von Mercedes' neuem Werksarrangement in der Formel 1 ist fast vorüber. Das Fazit fällt durchaus positiv aus, auch wenn der erwartete Fortschritt weniger deutlich ausfiel als zu Saisonbeginn erwartet. Man war das gesamte Jahr über klar hinter den drei Top-Teams Red Bull, Ferrari und McLaren unterwegs.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn (Teamchef)

Ross Brawn erwartet eine stabilere Basis für das kommende Jahr

Auffällig war jedoch, dass sich die Ergebnisse auf besserem Niveau stabilisierten, als die großen Weiterentwicklungen am W02 gestoppt wurden. "Wir nahmen zuletzt nur geringfügige Modifizierungen am Auto vor und lernten mehr und mehr über das Setup", erklärt Teamchef Ross Brawn. "Wichtig ist in diesem Zusammenhang natürlich die Konstanz."

"Die Fahrer und die Ingenieure wissen nun genau, was sie tun müssen, um eine gute Balance zu erzielen. Es gelingt uns jetzt einfach, das Potenzial des Fahrzeugs besser auszuschöpfen", fährt er fort. "Es ist halt ein Balanceakt zwischen der reinen Entwicklungsarbeit und dem Maximieren des Materials, das dir zur Verfügung steht. In den vergangenen beiden Jahren stellten wir unter Beweis, dass das einen ziemlichen Unterschied machen kann. Das werden wir für die Zukunft sicherlich im Hinterkopf behalten."

Kleine Personalrochaden

Möglich also, dass das Entwicklungstempo auch im kommenden Jahr gedrosselt wird, um das vorhandene Material besser verstehen und damit nutzen zu können. Das würde auch die Belastungen des Teams ein wenig reduzieren. Schon die lange Saison 2011 hinterließ hier im Mercedes-Team deutliche Spuren.

"Es war eine harte und ziemlich lange Saison", so Brawn. "Wir haben schon mehrfach betont, dass wir einen Weg finden müssen, um die Länge des Rennjahres und die Anzahl der Grands Prix zu balancieren. Bei uns führten wir daher eine gute Rotation unter den Mechanikern und den Technikern ein."

Damit wechseln aber auch die Aufgaben der Mitarbeiter vor Ort. "Mit unserer Leistung beim vergangenen Rennen war ich auch deshalb sehr zufrieden, weil wir sieben Personen in der Boxencrew eine neue Position zugewiesen hatten. Wir haben also Ersatzmöglichkeiten, was einen Zugewinn darstellt", so Brawn weiter.

"Es war eine harte und ziemlich lange Saison." Ross Brawn

"Die Mechaniker, Techniker und Ingenieure flogen zum Teil erst sehr spät hierher, damit sie noch etwas mehr Zeit in der Fabrik verbringen konnten", erklärt er die Mitarbeiterstrategie. "Wir denken auch über solche Dinge nach, um sie über die komplette Saison am Ball zu halten. Wenn wir unsere Ziele erreichen wollen, muss einfach jeder ständig seine Leistung abrufen können."

Große technische Aufstockung

Dabei muss man auch mit dem alltäglichen Ungemach in einer Belegschaft zurechtkommen. "Einer hatte ein verletztes Handgelenk, ein anderer hatte einen ausgerenkten Daumen. Ein weiterer Mechaniker litt noch immer an etwas, das er sich in Indien eingefangen hatte. Und das sind alles nur die Fälle, an die ich mich spontan erinnern kann", so Brawn. "Da war natürlich noch mehr. So etwas passiert, denn wir haben ein großes Programm. Man muss so strukturiert sein, um damit klarzukommen."

Dem Personal kommt 2012 auch eine Schlüsselrolle zu. Vor allem im technischen Bereich verstärkte sich Mercedes in diesem Jahr auffallend umfangreich. "Wir konnten auch einige große Namen für uns gewinnen, wenn man das so sagen will - Aldo (Costa; Anm. d. Red.), Bob Bell und Geoff (Willis, Anm. d. Red.). Das ist sehr wichtig für uns", so Brawn.

Geoff Willis

Geoff Willis wurde von HRT zu Mercedes geholt Zoom

"Wir verfügen aber auch schon über eine sehr gute Ingenieurs-Mannschaft", relativiert er aber sofort und stellt sich vor die Truppe für das diesjährige Auto. "Man muss auch anerkennen, dass der W02 das erste Formel-1-Auto ist, das John (Owen; Anm. d. Red.) jemals entworfen hat. Für ein erstes Fahrzeug war es nicht perfekt, aber doch ziemlich gut. Das verschafft uns viel Vertrauen und Zuversicht in die Fähigkeiten von John."

"Wir verfügen also bereits über gutes Potenzial. Das Team wächst weiter. Wir fügen nun das zusätzliche Wissen von Geoff, Aldo und Bob hinzu. Das schafft eine gute Kombination. Wir konnten uns schon in diesem Jahr stärken und werden das auch weiterhin tun", schließt er ab.