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Mercedes: Formel-1-Kosten deutlich gesenkt
Während Mercedes gerade in das Zukunftsprojekt Erfolg investiert, belegt die 2010er-Bilanz, wie sehr der Automobilhersteller damals gespart hat
(Motorsport-Total.com) - Nicht zuletzt aufgrund erheblicher Budgetkürzungen ist die Leistungsfähigkeit des Mercedes-Formel-1-Teams vergangenes Jahr stark zurückgegangen. Frisch veröffentlichte Zahlen zeigen, dass der deutsche Automobilhersteller seine Investitionen in der Formel 1 um 60 Millionen Euro reduziert und insgesamt 85,1 Millionen Euro ausgegeben hat. Der Bärenanteil davon wurde für die Entwicklung der V8-Motoren aufgewendet, während nur 0,3 Millionen Euro direkt ans Rennteam flossen. Im Kontrast dazu gab Mercedes 2009, als man noch 40 Prozent an McLaren kontrollierte, 143,5 Millionen Euro für die Formel 1 aus, darunter 40,5 Millionen Euro direkt ans Team.
© xpb.cc
Ross Brawn und Norbert Haug hätten sich 2010 beinahe zu Tode gespart
Mercedes erwarb sein Team Ende 2009 vom damaligen Management, einschließlich Teamchef Ross Brawn. Der Stuttgarter Automobilhersteller besitzt 60 Prozent des Rennstalls. Die übrigen 40 Prozent liegen in den Händen des Staatsfonds Aabar aus Abu Dhabi.
Mercedes' geringere Ausgaben sind auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, darunter auch die Entscheidung, auf das Energierückgewinnungs-System KERS zu verzichten. Ein weiterer Faktor war die Initiative der Formel-1-Teams, ein Ressourcen-Restriktions-Abkommen einzuführen, um die hohen Kosten in der Königsklasse zu reduzieren. In den Jahren davor hatten diese Hersteller wie Toyota, BMW und Honda aus der Formel 1 verscheucht. Honda verkaufte sein Team daher Anfang 2009 in Form eines Management-Buyouts an Brawn.
Weniger Geld, weniger Performance
Die reduzierten Ausgaben fielen bei Mercedes mit schlechteren Leistungen zusammen. Brawn hat 2009 die Weltmeisterschaft gewonnen, doch seit dem Einstieg von Mercedes konnte das Team diese Erfolge nicht wiederholen. Es hat seit der Übernahme kein einziges Rennen gewonnen und fiel 2010 trotz des Engagements des siebenfachen Weltmeisters Michael Schumacher auf Platz vier der Konstrukteurs-WM zurück. Auch die Saison 2011 wird das Team auf dem vierten Rang abschließen.
Im am 31. Dezember 2010 endenden Geschäftsjahr bilanziert das Team mit einem Verlust in Höhe von 1,1 Millionen Euro nach Steuern, eine dramatische Kehrtwende im Vergleich zu den 111,1 Millionen Euro Nettogewinn im Jahr davor, ausgelöst allerdings durch eine enorme Einmalzahlung von Honda an Brawn. Da diese Zahlung 2010 nicht mehr überwiesen wurde, wurde der Umsatz um 119,4 auf 145,1 Millionen Euro gestutzt, obwohl große Sponsorenverträge mit Firmen wie der Deutschen Post, dem IT-Anbieter Autonomy und dem malaysischen Erdöl-Giganten Petronas abgeschlossen wurden.
¿pbvin|512|4259||0|1pb¿Die Gesamtkosten gingen leicht zurück, um 5,6 auf 146,8 Millionen Euro. Die Belegschaft wurde um 46 auf 487 Mitarbeiter reduziert, was mehr als sechs Millionen Euro einsparte. Der bestbezahlte Vorstand, wahrscheinlich Brawn, nahm ebenfalls eine Gehaltskürzung von 5,4 auf 2,3 Millionen Euro in Kauf.
Reduziert wurde obendrein das Personal in der Mercedes-Motorenabteilung in Brixworth, wo 30 Mitarbeiter entlassen wurden. Trotzdem arbeiteten dort weiterhin 424 Menschen. Das bedeutet, dass Stand Ende 2010 911 Mitarbeiter in der Formel 1 für Mercedes tätig waren. Diese Zahl könnte 2012 noch größer werden, denn Mercedes versucht derzeit, das Team wieder auf die Erfolgsspur zu bringen.
Verstärkungen kosten Geld
Im April wurde Renaults ehemaliger Technischer Direktor Bob Bell in gleicher Funktion von Mercedes engagiert. Am 17. Oktober stieß Geoff Willis hinzu, ein Formel-1-Veteran mit 20 Jahren Erfahrung, zuletzt Berater des HRT-Teams. Im Dezember kommt dann der ehemalige Ferrari-Technikchef Aldo Costa als neuer Ingenieursdirektor. Costa hat bei Ferrari gemeinsam mit Brawn fünf Weltmeisterschaften gewonnen.
Durch diese Neuzugänge werden die Personalkosten steigen, aber Mercedes-Gesellschaftssekretärin Caroline McGrory erwartet, dass die Finanzen einen weiteren Schub erleben werden: "Die Beziehung zu Mercedes-Benz und Aabar, kombiniert mit laufenden Sponsoringverträgen mit prestigeträchtigen internationalen Firmen wie Petronas, bringen das Unternehmen in eine positive Position, um in einem wirtschaftlich herausfordernden Umfeld zukünftige Einnahmen zu gewährleisten."
McGrory ergänzt, dass das Team auch von der Tatsache profitieren wird, dass die Kosten nicht steigen werden: "2010 haben die Teams erneut ihre Entschlossenheit demonstriert, indem sie ihre Absicht bekundet haben, das Ressourcen-Restriktions-Abkommen zumindest bis 2017 zu verlängern. Das wird helfen, jene langfristige Stabilität zu gewährleisten, die der Sport benötigt, während sich die Weltwirtschaft von ihrer Krise erholt."