• 04.08.2010 10:42

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

McLaren: Kredit für den Sportwagenbau

Die McLaren-Gruppe hat bei der HSBC-Bank einen Kredit aufgenommen, um das Sportwagenprojekt zu finanzieren

(Motorsport-Total.com) - Die McLaren-Gruppe, Besitzer des Formel-1-teams, hat zum ersten Mal Schulden in den letzten fünf Jahren auf sich genommen, um den Ausbau als Hersteller von Sportwagen zu finanzieren. Im Mai hat sich die Firma 40 Millionen Pfund (umgerechnet rund 48 Millionen Dollar) von HSBC gesichert. Das Geld wird für den Bau einer neuen Fabrik verwendet. Dabei entstehen 300 neue Arbeitsplätze.

Titel-Bild zur News: McLaren MP4-12C

Der McLaren MP4-12C ist das neue Aushängeschild von McLaren

Das Formel-1-Team ist nicht McLarens einziges Aushängeschild, aber es bringt der Gruppe die höchsten Einnahmen. Preisgelder und Sponsorengelder von Firmen wie Vodafone und Mobil1 füllten die Teamkassen 2008 mit 169,9 Millionen Pfund (umgerechnet rund 204,7 Millionen Euro). Das entspricht 64 Prozent der gesamten Einnahmen für die Gruppe. McLaren setzt aber aus einem guten Grund auf Straßenautos.#w1#

McLaren Automobil, die Straßenabteilung der Gruppe, wurde 1989 gegründet, um den McLaren F1 zu bauen. Der Preis für dieses Fahrzeug betrug 640.000 Pfund (umgerechnet rund 771.000 Euro) und war bis 2005 das schnellste Auto, dass für die Straße zugelassen war. Nur 100 Stück wurden produziert und brachten 2008 91,4 Millionen Pfund ein (umgerechnet rund 110 Millionen Euro). Ferrari verkaufte im gleichen Jahr 6587 Autos und hatte zusammen mit Lizenzprodukten einen Umsatz von 1,9 Milliarden Pfund (umgerechnet rund 2,3 Milliarden Euro). Die Rivalität mit Ferrari ist einer der Gründe, für McLarens Sportwagenprojekt.

Beim Grand Prix von Deutschland in Hockenheim meinte Teamchef Martin Whitmarsh: "Ferrari ist die größte Marke in der Formel 1. Sie haben 60 Jahre Erfahrung und viele Weltmeistertitel gewonnen. Bevor ich vorgebe Eifersüchtig zu sein, muss ich klar stellen, dass sie einfach fantastisch sind. Sie haben sehr viel erreicht, aber wir möchten sie eines Tages schlagen. Es wird vielleicht nicht in meiner Karriere passieren, aber vielleicht in zehn, oder 20 Jahren. Warum können wir nicht die größte Marke werden?"

Der MP 4-12C ist ein Puzzelteil, um dieses Ziel zu erreichen. Das Auto wird 175.000 Pfund kosten (umgerechnet rund 210.000 Euro). McLaren plant für das erste Jahr 1.000 Exemplare und würde damit ein bis zwei Prozent im Segment der Luxusfahrzeuge übernehmen. Bei der Vorbereitung darauf wurde McLaren Automobil aus der McLaren-Gruppe ausgegliedert.

Rückkauf der Daimler-Anteile

McLaren Automobil gibt 48 Prozent für private Investoren frei. Der Rest liegt in den Händen von Ron Dennis, der TAG-Gruppe und beim bahrainischen Mumtalakat-Fonds. Diese drei besitzen gemeinsam die McLaren-Gruppe. Im November des vergangenen Jahres haben sich die drei darauf geeinigt, dass sie 40 Prozent von Daimler zurückkaufen werden.

Dennis, Mumtalakat und TAG bezahlten für die Daimler-Anteile geschätzte 200 Millionen Pfund (umgerechnet rund 241 Millionen Euro). Das Trio muss aber erst alle Anteile zurückkaufen. Der Kredit von HSBC wird, neben der Kosten für die neue Fabrik, dabei aushelfen, wie ein McLaren-Sprecher erklärt hat. "Das wird dabei helfen, die restlichen Daimler-Anteile bis Ende 2011 zurückzukaufen."

Als Sicherheit dienen McLarens intellektuelle Besitztümer, Geld auf der Bank, die Grundstücke und die Gebäude. Das zusammen macht 78,7 Prozent des Wertes der Firma im Jahr 2008 aus. Es handelt sich dabei um 246,3 Millionen Pfund (umgerechnet rund 297 Millionen Euro). Der Sprecher erklärt, dass "es ein effektiver Weg ist, um das Risiko für die Bank zu minimieren."

Die neue Fabrik wird von der Gruppe als Investment-Anlage gesehen und wird an die Automobil-Abteilung verleast. Das bringt der Gruppe weitere Einnahmen, um den Kredit zu finanzieren. Da es sich um einen Dreijahresvertrag mit HSBC handelt, wird McLaren bald wieder frei von Schulden sein.