• 14.04.2010 13:13

  • von Roman Wittemeier

Dennis und sein Mammutprojekt MP4-12C

Wie sich Ron Dennis der großen Herausforderung Sportwagenbau stellt: Geht nicht, gibt's nicht - Oder: Wenn die Mücke zum Elefanten wird

(Motorsport-Total.com) - Ron Dennis hat sich nach der Übergabe der Formel-1-Verantwortung an Martin Whitmarsh fast komplett aus der Formel-1-Szene verabschiedet. Der britische Ex-Teamchef lässt sich nur noch selten im Fahrerlager blicken. Kein Wunder, denn Dennis hat derzeit eine ganz andere Baustelle. Das Projekt MP4-12C ist des Perfektionisten neuestes Kind. Der Supersportwagen, für dessen Bau Dennis eine gigantische neue Fabrik hochzog, genießt höchste Priorität.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis (Teamchef)

Ron Dennis macht keine halben Sachen: Der MP4-12C soll der Beste sein

Das Projekt begann der 62-Jährige bereits zu Zeiten, als er noch selbst an der Formel-1-Boxenmauer saß. Mitte März 2010 wurde endlich das fertige Produkt vorgestellt. Ein rassiger Flitzer mit 3,8-Liter-V8-Biturbo und stolzem Preis: rund 170.000 Euro. Für Dennis steht fest: Es ist der beste Sportwagen, den die Welt jemals gesehen hat.#w1#

"Man stellt sich doch nicht hin uns sagt: 'Ich will den zweitbesten Sportwagen der Welt bauen'. Das wäre doch dumm", erklärt der Geschäftsmann im Fachmagazin 'Arabian Business'. Dies habe nichts mit Überheblichkeit zu tun, sondern eher mit Marketing: "Man muss sich hinstellen und allen klarmachen, dass man der Beste der Welt sein will. Wir haben in diesem Unternehmen niemals etwas angefasst, was nicht absolutes Spitzenniveau hat."

Das ist der Neue von Mclaren: Der MP4-12C hat viel Power und seinen Preis Zoom

Schon einmal hatte Dennis ein Sportwagenprojekt. 1992 stellte man den McLaren F1 vor, der mit BMW Power im Heck sogar zum Le-Mans-Sieg 1995 fahren konnte. Dennoch war der damalige Renner kein großer Renner. "Vom McLaren F1 haben wir zwar nur 100 Stück gebaut, aber es war für ungefähr 17 Jahre der schnellste Straßensportwagen", sagt der 62-Jährige. "Er ist eigentlich immer noch der schnellste Wagen. Nur der Bugatti ist schneller, aber das ist ein Schrotthaufen."

Bugatti und Schrott? Wie passt das zusammen? "Ich kann an fast jeder Frau der Welt etwas Schönes finden, aber wenn ich den Bugatti betrachte, dann finde ich ihn einfach nur furchtbar hässlich", meint Dennis und versprüht dabei regelrecht Gift in Richtung der VW-Tochter. "Der Veyron gibt mir gar nichts. Nicht ein einziges Detail gefällt mir daran. Außerdem weiß ich, dass sie den Wagen komplett aufschneiden müssten, wenn sie den Motor herausnehmen möchten."

"Der Wagen geht überhaupt nicht um die Ecken. Als wir mal Filmaufnahmen machen wollten und der Bugatti zu unserem Wagen aufschließen sollte, musste wir die Szene zehnfach wiederholen, weil der Veyron beim Beschleunigen immer wieder von der Linie abkam", erinnert sich Dennis an einen - aus seiner Sicht - wenig überzeugenden Auftritt des 1.001-PS-Monsters, das auf der Gerade die Schallmauer von 400 km/h durchbrechen kann.

McLaren F1 GTR: Der Supersportler gewann mit Dalmas/Lehto/Sekiya Le Mans Zoom

Der MP4-12C aus dem Hause McLaren soll demnach also das Gegenteil vom Bugatti Veyron sein. "Man muss über 850 Millionen Euro für ein solches Projekt in die Hand nehmen. Das ist eine ganze Menge Geld", erklärt Dennis den unglaublichen finanziellen Aufwand, der für die Erfüllung seines Traumes nötig ist. "Wenn man sich diese Summe anschaut, dann muss man jemanden finden, der diese große Kröte schluckt." Die Kröte dürfte in diesem Fall das Ausmaß eines Mammuts haben.

"Ich habe es früher meinen Kindern so erklärt: 'Ihr könnt sogar einen Elefanten verspeisen. Ich müsst ihn euch nur Stück für Stück in den Mund schieben'. So geht das", sagt der Familienvater. Klartext: Man muss die Last verteilen. In seinem Falle bedeutet dies die Suche nach potenten Investoren, die das Dennis-Spiel mitspielen. 48 Prozent am neu gegründeten Unternehmen McLaren Automotive will Dennis abgeben. Interessenten gibt es bereits. "Aber die Tinte ist noch nicht trocken. Vorher sage ich nichts."

Da kommt er wieder deutlich hervor - der Perfektionist. Erst wenn der Vertrag niet- und nagelfest ist, geht Dennis strahlend an die Öffentlichkeit und verkündet den Deal. Bis zum allerletzten Moment hält er sich stets die Optionen B und C und D offen - nur für den Fall der Fälle. "In drei Monaten sollte es soweit sein", sagt der Businessman. Und er ergänzt entschuldigend: "Meine größte Schwäche ist meine Angst vorm Scheitern. Ich hasse Fehler. Es ist eine Schwäche, aber gleichzeitig auch ein enormer Antrieb."