• 08.04.2010 09:34

Die Zahlungsmoral der Formel-1-Teams

Williams ist Klassenprimus, Force India das Schlusslicht: Ein Wirtschafts-Informationsdienst analysiert die Zahlungsmoral der Formel-1-Rennställe

(Motorsport-Total.com) - Das Finanzgebaren fast aller Formel-1-Rennställe hat sich zum Saisonbeginn 2010 laut Analyse des Wirtschafts-Informationsdienstes D&B verschlechtert. Der bereits zum dritten Mal in Folge erstellte Index zeigt: Hohe Investitionen belasten insbesondere die Bilanzen der Topteams. Einzig Williams und Toro Rosso stehen dank strenger Kostendisziplin besser da als noch vor einem Jahr.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Williams hat laut einer Studie die beste Zahlrungsmoral aller Formel-1-Teams

Beim D&B Formel-1-Index belegt das Williams-Privatteam mit dem Topwert von 100 Punkten erstmals die Pole-Position. Dahinter reiht sich mit Sauber (96 Punkte) ebenfalls ein Privatteam ein. Es folgen Toro Rosso (92) und Mercedes (85) vor Malaysia-Doppelsieger Red Bull (83).#w1#

Im Gegensatz zu seinem Dienstwagen glänzte Sepang-Sieger Sebastian Vettel schon seit WM-Beginn mit Topleistungen. Anders als sein Team: Im Vergleich zum Vorjahresauftakt musste Red Bull beim D&B Formel-1-Index, der statistischen Prognose hinsichtlich eines finanziellen Totalschadens, sieben Punkte abgeben und landet damit aktuell nur noch im Mittelfeld.


Fotos: Großer Preis von Malaysia, Sonntag


Ferrari, Renault und McLaren im Mittelfeld

Finanziell mittelprächtig präsentieren sich auch Ferrari (76), Renault (70) und McLaren (51). Insbesondere McLaren - im Vorjahr noch mit 78 Punkten bewertet - stürzt ohne Mercedes als Geldgeber in der Bewertung ab. Belastend wirken hier sicherlich auch die Pläne von Miteigentümer und Geschäftsführer Ron Dennis, als zweites Standbein wie Ferrari edle Sportwagen an vermögende Motorsportfans zu verkaufen.

Das insgesamt schlechte Abschneiden der drei Teams ergibt sich trotz guter Finanzbasis vor allem aus verspätet bezahlten Rechnungen. Bei Ferrari warten Lieferanten und Kunden im Durchschnitt 16 Tage auf ihr Geld (Frühjahr 2009: elf Tage), beim offiziell weiterhin als Renault-Team titulierten Rennstall von Mehrheitseigentümer Gerard Lopez und seiner Luxemburger Investmentfirma Genii Capital ist das Geld fünf Tage nach vereinbartem Ziel auf dem Konto (Frühjahr 2009: sechs Tage).

McLaren hingegen versucht zumindest mit verbesserter Zahlungsmoral zu punkten: Auch wenn die Briten in der Gesamtbewertung abgerutscht sind, bemühen sie sich mit dem auf 14 Verzugstage verkürzten Zahlungsziel Überzeugungsarbeit zu leisten (Frühjahr 2009: 26 Tage).

Williams mit bester Formel-1-Zahlungsmoral

Finanziell solider wirkt das Engagement von Frank Williams: Der Namensgeber und Mitbesitzer des britischen Privatteams kann dank hoher Bonität und ehrgeizigem Schuldenabbau erstmals ein Topergebnis von 100 Punkten einfahren. Die angestrebte Konsolidierung nach dem Ausstieg von BMW (1999-2005) scheint damit abgeschlossen zu sein. Genauso wie beim zweiten BMW Ex-Partner Sauber: Mit dem zweiten Platz im D&B Formel-1-Index scheint hier allerdings das solide Schweizer Gebaren in der Vergangenheit für einen Vertrauensvorschuss zu sorgen.

Hinzu kommt: Sponsoren drängen wieder verstärkt in die Formel 1. Vor allem das Paket Mercedes-Benz in Verbindung mit Michael Schumacher erscheint hochattraktiv. So unterzeichneten Mercedes und Autonomy, eine weltweit tätige Softwarefirma, noch vor dem Grand Prix von Malaysia ohne große PR-Show einen Zweijahresvertrag. Nach Red-Bull-Konkurrent Monster ist das bereits der zweite Sponsor, der kurzfristig an Bord kommt. Medienberichten zufolge soll zudem ein weiterer Geldgeber angeklopft haben: die Deutsche Post. So kommt der Stuttgarter Hersteller seinem Ziel immer näher, künftig als Profitcenter zu agieren.¿pbvin|512|2615|inside|0|1pb¿

Die Neulinge sind noch nicht einschätzbar

Ganz andere Sorgen hingegen plagen die drei Neueinsteiger: Bei Virgin ist der Tank für eine Zielankunft offenbar zu klein, Lotus und HRT freuen sich über jede Zielankunft, die in den ersten Rennen gelingt. Finanziell ist eine Einschätzung laut D&B aktuell noch nicht möglich. So bleibt abzuwarten, wie lange die Neuen brauchen werden, um sportlich und finanziell Anschluss an den Rest der Teams zu finden.

Das einstige Index-Kellerkind Force India hingegen punktet zurzeit nicht nur auf der Strecke. Nach dem fünften Platz von Adrian Sutil in Sepang kletterten die Inder auch beim Formel-1-Index von nur einem Punkt auf aktuell 13. Ob damit gleichzeitig ein verbessertes Zahlungsverhalten einhergeht, kann mit Daten derzeit nicht belegt werden. Allerdings wäre eine Verbesserung wünschenswert und angebracht: Schließlich mussten Lieferanten zum Saisonbeginn im letzten Jahr ganze 72 Tage über den vertraglich vereinbarten Zeitpunkt hinaus auf ihr Geld warten.

Die Zahlungsmoral der Formel-1-Teams nach D&B:

Rennstall
Firmensitz
D&B Formel-1-Index
Zahlt Rechnungen X Tage nach Ziel

Williams
Großbritannien
100
6

BMW Sauber F1 Team
Schweiz
96
keine Angabe

Toro Rosso
Italien
92
0

Mercedes
Großbritannien
85
9

Red Bull
Großbritannien
83
1

Ferrari
Italien
76
16

Renault
Großbritannien
70
5

McLaren
Großbritannien
51
14

Force India
Großbritannien
13
keine Angabe