Luca Badoer im Interview

(Motorsport-Total.com) - Obwohl alle vierzehn Tage Michael Schumacher und Rubens Barrichello im Rampenlicht stehen, so ist der jüngste Erfolg der Scuderia, gemeint ist die Verteidigung beider Weltmeistertitel, größtenteils auch dem unermüdlichen Einsatz des Testfahrer des Teams, Luca Badoer, zu verdanken. Der Italiener testet ergänzend zu den von Schumacher und Barrichello durchgeführten Tests hauptsächlich in Fiorano auf Ferraris eigener Teststrecke, jedoch auch darüber hinaus auf den anderen Strecken dieser Welt.

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Badoer ist gerne Testfahrer und bereut dies nicht im Geringsten

Im Interview sprach der 30-Jährige, der zuletzt 1999 als Minardi-Pilot an den Rennen der Formel-1-Weltmeisterschaft teilgenommen hat, über seine Rolle als Testfahrer für das Team aus Maranello und welche Bedeutung er in der Zusammenarbeit mit den Ingenieuren des Ferrari-Partners Shell bei der Entwicklung und Auswahl neuer Schmier- und Treibstoffe hat.

Frage: "Welchen Einfluss hast du beim Testen eines neuen Treibstoffs?"
Luca Badoer: "Nun, ich denke jeder versteht, dass in erster Linie die Ingenieure von Ferrari und Shell die Tests eines neuen Treibstoffs auswerten und analysieren, während ich nur fahre. Bis zu einem gewissen Punkt kann ich aber spüren, ob das Auto leistungsfähiger ist oder nicht, obwohl das nicht alleine das ist, wonach wir streben. Manchmal kann ein neuer, verbesserter Treibstoff einfach auch nur ökonomischer sein. Die Ingenieure können das anhand der Daten besser beurteilen, aber ich kann grundsätzlich schon sagen, ob denn das Auto nun leistungsstärker ist."

Frage: "Was kannst du über die Zusammenarbeit zwischen Shell und Ferrari sagen?"
Badoer: "Ich weiß, dass Shell viel Arbeit in die Testfahrten und in die Forschungen steckt. Ich gehe einmal davon aus, dass zu dem Zeitpunkt an dem ich in das Auto steige die meiste Arbeit schon getan wurde. Erst wenn Ferrari und Shell der Meinung sind, dass sie einen besseren Treibstoff entwickelt haben der uns Vorteile bringen kann, erst dann wird damit getestet. Bevor wir das neue Benzin zu einem letzten Check im Auto testen, um zu sehen ob die Erwartungen sich bestätigen, ist es auf dem Prüfstand in Maranello und in Computersimulationen in Shells Forschungsanlage in Cheshire, England getestet worden."

Frage: "Wie oft begegnest du Michael und Rubens?"
Badoer: "Im Moment recht häufig, denn wir sehen uns bei den Tests sehr oft und auch in Maranello, wo wir die Entwicklungsarbeiten betreiben. Grundsätzlich ist es so, dass ich am ersten Tag bei einem Test unmittelbar nach einem Rennen fahre und dann einer von den beiden. Wir sehen uns also schon sehr häufig."

Frage: "Du hast über 40 Rennen für kaum konkurrenzfähige Teams bestritten und sitzt jetzt in einem Auto, welches als eines der besten in der Formel 1 beschrieben wird. Wenn du wählen könntest, würdest du auch weiterhin gerne für Ferrari testen oder zum Beispiel lieber wieder für zum Beispiel Minardi Rennen fahren?"
Badoer: "Ohne Zweifel möchte ich auch weiterhin für Ferrari fahren. Ich habe viele Rennen absolviert in denen ich im hinteren Feld fuhr. Ich kämpfte die ganze Zeit, jedoch war das alles für die Katz, denn es brachte am Ende nichts. Jetzt fahre ich mehr Kilometer als Michael und Rubens und dies im besten Auto. Ich bin deshalb glücklich."

Frage: "Ich nehme an, dass du nach Wiedereinführung der Traktionskontrolle viele Kilometer mit dem Test dieses Systems absolviert hast. Wie denkst du über die Traktionskontrolle?"
Badoer: "Nun, wenn man einmal weiß wie ein Auto gefahren wird und seinen Fahrstil gefunden hat, dann ändert sich das auch nicht mehr. Die Traktionskontrolle macht unser Leben insofern leichter, als dass sie einige unserer Fehler kompensieren kann. Ich habe meinen Fahrstil jedoch nicht geändert weil wir nun wieder mit der Traktionskontrolle fahren. Ich denke auch, dass das Fahren an sich auf dem gleichen Level bleibt. Die Fahrer die vorher ohne Traktionskontrolle schnell waren, gehören auch jetzt noch zu den schnellsten Piloten. Dieses System ist ja kein Ersatz für fehlende natürliche Fähigkeiten..."

Frage: "Was machst du als Testfahrer während die Rennen ausgetragen werden?"
Badoer: "Also meistens bin ich zu Hause. Für mich ist das die ruhigste Zeit, denn das Rennteam steht im Rampenlicht. Wenn wir aber schon in der darauf folgenden Woche testen, dann ruhe ich mich aus und bereite mich auf den Test vor."