• 17.09.2001 15:49

  • von Fabian Hust

Todt: "Ein schwieriges Wochenende"

Jean Todt verrät, warum man Michael Schumacher nicht zwingt, in Indianapolis an den Start zu gehen

(Motorsport-Total.com) - Für die Truppe um Jean Todt hätte Monza ein einziges rotes Fahnenmeer werden können. Man hätte die erfolgreichen Titelverteidigungen mit einer riesigen Party und einem Festessen feiern wollen. Stattdessen flimmerten über die Monitore im Teamtruck die Bilder aus New York und Washington und der Champagner blieb unangetastet. "Die Fakten diktierten und kreierten die Atmosphäre", so Rennleiter Todt. "Diese wurde am Samstag durch Zanardis Unfall noch schlimmer, der die Dinge nicht besser machte, an einem Wochenende, das hätte fröhlich sein sollen."

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Für Jean Todt hätte es ein fröhliches Wochenende werden sollen

Besonders auffällig war das veränderte Verhalten von Michael Schumacher: "Er war an diesem Wochenende mit dem Herzen nicht dabei. Ich glaube nicht, dass er der Einzige war, der an diesem Wochenende mitgenommen war. Ich denke, er war einer von Tausenden, die angesichts der Ereignisse bestürzt waren. Er konnte fahren, er fuhr die Distanz von 53 Runden, ja, absolut. Und er war glücklich wie wir, dass er über die Ziellinie fahren konnte. Michael ist eine menschliche Person, die auf das reagiert, was sie sieht und auf bestimmte Weise analysiert, was sie sieht."

Der Franzose bestätigte, dass man dem schockierten Deutschen das Angebot machte, in Italien nicht zu fahren: "Michael hatte die Wahl hier nicht zu fahren wenn er das gewollt hätte, aber er zog es vor, hier zu fahren, um die Tifosi zu ehren, die hier hergekommen waren, um mit Ferrari die 2001er-Titel zu feiern. Wenn Michael seine Situation und seinen Zustand überprüft, dann werden wir seine Entscheidung für Indianapolis respektieren."

Michael Schumacher galt als der Initiator des Vorschlages eines Überholverbots in den ersten beiden Schikanen, doch auch hier folgte die Enttäuschung: "Man sollte nicht nur Michael nennen, der dieses Verbot vorgeschlagen hat. Von den 22 Fahrern wollte die Mehrheit, dass aus zwei bestimmten Gründen der Start in bestimmter Weise vorgenommen wird. Zum einen, weil der Grand Prix von Monza ein anderes Rennen ist als die vorhergegangenen und zum zweiten, weil jeder in der ersten Schikane sehr schnell ankommt und in der ersten Runden zusammengestaucht wird. Und wegen einer großen Anzahl von bedauerlichen Gründen wurde der Start nicht berücksichtigt. Zum Glück gab es keine ernsthaften Zwischenfälle."

In zwei Wochen plant die Formel 1, in den USA zu fahren, nach den Terroranschlägen für Teamchef Jean Todt aber noch ein unsicheres Ereignis: "Scheinbar wird der Grand Prix in Indianapolis in zwei Wochen stattfinden, aber ich denke, mit jedem Tag, der verstreicht, könnte sich die Lage anspannen oder entspannen. Wir werden das bald herausfinden. Es gibt eine Menge logistische Probleme, die wir angehen müssen und im Moment haben wir keine Informationen vorliegen. Aber es gibt keinen Grund, irgendwelche Gerüchte in die Welt zu setzen."

Vor lauter Vorkommnissen vergisst man fast die Tatsache, dass Rubens Barrichello ein exzellentes Rennen fuhr, wie man das schon lange nicht mehr von ihm gesehen hat: "Vielleicht hätten wir das Rennen gewinnen können, aber das werden wir nie erfahren. Die Taktiken waren sehr ausgeglichen, Erster oder Zweiter, da gab es kaum Abstand." Doch in diesen Tagen gibt es wichtigeres als die Formel 1.