• 17.09.2001 16:59

  • von Fabian Hust

Gerhard Berger im Interview

BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger spricht über den ersten Sieg von Montoya und ein denkwürdiges Rennwochenende

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Frage: "War dies für die Formel 1 ein guter Tag in einer schwierigen Zeit?"
Gerhard Berger: "Nun es ist kein Tag, an dem man sehr glücklich ist und kein Tag, an dem man eine große Party veranstalten kann, aber für das Team war es ein großartiger Erfolg. Beide Autos sind ins Ziel gekommen, beide Autos kamen auf das Podium, es war Montoyas erster Sieg und wir haben Ferrari in ihrem Heimatland geschlagen. Es war ein großartiger Erfolg."

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Gerhard Berger ist entsetzt über den Zanardi-Unfall

Frage: "Läuft es jetzt für ihn besser?"
Berger: "Er zeigt mehr und mehr, dass er sein Potenzial in Erfolg umwandeln kann. Er ist sehr gut gewesen."

Frage: "Wie schwierig war es für ihn gewesen, mit all den Ausfällen, dem Unfall in Brasilien, dem Druck in der Mitte des Jahres?"
Berger: "Die Formel 1 ist für jeden schwierig. Ich denke, das schwierigste war es für ihn gewesen, aus Amerika zu kommen und zu verstehen, dass die Formel 1 mit Leuten wie Schumacher, oder was für Namen auch immer, ein paar große Herausforderungen bietet."

Frage: "Wie gut ist er?"
Berger: "Er ist sehr gut, er ist sehr talentiert, aber er wird erst im nächsten Jahr zeigen, wie gut er wirklich ist."

Frage: "Steht Ralf jetzt unter Druck?"
Berger: "Ja, mit Sicherheit. Aber so sollte es auch sein."

Frage: "Was denkst du über Michaels und Ralfs Vorhaben, einen sichereren Start zu haben?"
Berger: "Ich denke, dass dies die Reaktion auf eine Menge Druck an einem Rennwochenende ist, plus dem zusätzlich Druck durch das, was in der Welt passiert ist. Ich denke, dass die Entscheidung die richtige war, das Rennen einfach durchzuführen und jeden mit dem Bewusstsein ins Rennen zu schicken, in der ersten und zweiten Kurve aufzupassen, wie das auch die meisten sowieso getan haben."

Frage: "Welche Schritte nehmt ihr für das nächste Jahr vor?"
Berger: "Wir arbeiten auf beiden Seiten. Wir haben ein Zuverlässigkeitsproblem und einige andere Probleme. Wir sind nicht auf allen Strecken konstant genug. Es gibt eine Menge Probleme aber auf der andere Seite haben wir erst zwei Saisons hinter uns und sind schon jetzt ganz gut in Form, wir müssen also nur so weitermachen und den Schwung aufrecht erhalten."

Frage: "Das Problem ist jetzt, dass ihr unter Druck steht, da ihr nun über den Titel sprecht, oder?"
Berger: "Besser dieser Druck als dass alle sagen, dass wir nichts auf die Reihe bringen!"

Frage: "Aber vielleicht kommt es ein Jahr früher als ihr das wolltet?"
Berger: "Ja, ich sehe die Weltmeisterschaft eher mehr 2003 kommen, weil der Punkteunterschied zwischen Ferrari und uns immer noch sehr groß ist. Ich denke nicht, dass wir dies in einem Jahr aufholen. Aber ich denke, dass wir in diesem Jahr schon einige Male gezeigt haben, dass wir stark sind und hoffentlich können wir das im nächsten Jahr noch öfter zeigen."

Frage: "War es schwierig, hier her zu kommen und eine Show zu veranstalten?"
Berger: "Nun, wir versuchten, keine Show zu bieten, wir versuchten, einfach unserer Arbeit nachzugehen. Das hat natürlich nichts mit dem Ereignis zu tun, aber grundsätzlich ist die Situation sehr, sehr schwierig. Es ist traurig und keiner fühlt sich zuversichtlich angesichts dem, was in den nächsten Tagen und Wochen geschehen wird. Aber wir trafen eine Entscheidung oder die FIA fällte eine Entscheidung, das Event fortzuführen."

Frage: "Und bist du glücklich, nach Indianapolis zu gehen?"
Berger: "So lange die Situation wie im Moment ist, so ist das in Ordnung. Aber wir werden sehen, was die nächsten Tage bringen."

Frage: "Willst du zum Schluss noch etwas über Alex Zanardi und seinen schrecklichen Unfall sagen?"
Berger: "Motorsport ist einfach riskant. Mir tut es absolut sehr leid, was Alex passiert ist, nicht nur, weil er ein netter Kerl ist und eine Familie hat. Ich hoffe wirklich, dass er am Leben bleibt, auch wenn seine Verletzungen schrecklich sein werden, da er beide Beine verloren hat. Auf der anderen Seite denke ich, dass es ein Leben danach gibt, besonders mit seinem Kind und seiner Frau. Ich denke, dass in diesen Tagen eine Menge getan werden kann und er eine große Zukunft vor sich hat. Lasst ihm also fest die Daumen drücken!"