Lopez will Budgetobergrenze, Ecclestone Kundenautos
Gerard Lopez und Peter Sauber glauben, dass eine Budgetobergrenze funktionieren würde, Bernie Ecclestone will aber lieber Kundenautos zulassen
(Motorsport-Total.com) - Seit nunmehr fast einem Jahrzehnt sind sich in der Formel 1 praktisch alle Beteiligten darüber einig, dass die Kosten gesenkt werden müssen, um einen Massenexodus der kleinen Teams zu verhindern. Doch über das Wie wird seit jeher gestritten. Neuerdings finden einige Teamchefs wieder Gefallen an der Idee einer Budgetobergrenze, die seinerzeit der damalige FIA-Präsident Max Mosley auf den Tisch gelegt hatte.

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Genii-Chef Gerard Lopez ist ein Fan einer möglichen Budgetobergrenze
Denn: "Die Limits, die wir uns mit den Motoren und Kraftübertragungen gesetzt haben, bringen nichts mehr. Da ist der Kostenspielraum ausgeschöpft", analysiert Genii-Capital-Chef Gerard Lopez, Eigentümer des Renault-Teams, gegenüber 'auto motor und sport'. "Dort, wo man richtig sparen könnte, ist das Personal und die Arbeitszeit, die investiert wird. Die meisten Teams sind sich da einig. Leider gibt es da ein paar Quertreiber."
Mosley-Deckel völlig unrealistisch
Mosley hatte ab 2010 für jedes Team maximale Gesamtausgaben von 30 Millionen Britischen Pfund (heute umgerechnet 36,5 Millionen Euro) pro Kalenderjahr vorgesehen. Später ließ er sich immerhin dazu überreden, von 30 auf 40 Millionen Pfund zu erhöhen, aber auf so rigorose Einschnitte wollten sich die Teams verständlicherweise nicht einlassen. Zum Vergleich: Ferrari gibt derzeit geschätzte 300 Millionen Euro aus, HRT kolportierte 25 Millionen.
Doch eine realistischer definierte Budgetgrenze, unter der jeder in genau den Bereichen investieren könnte, in denen er möchte, findet heutzutage durchaus Gefallen. "Wir haben zum Beispiel einen sehr guten Windkanal. Dass wir uns da einschränken müssen, ist frustrierend", ärgert sich Peter Sauber im Interview mit 'Motorsport-Total.com'. "Wir haben damals die Investition getätigt und sollten das auch nutzen können."
Über die Einführung einer Budgetobergrenze sagt Sauber: "Man sagt, es sei möglich, so etwas zu machen." Lopez versteht die angeblichen Schwierigkeiten auch nicht: "Es gibt gar kein Problem damit. Der Cleverste wird belohnt. Da würde ein ganz eigener Sport entstehen, wer das Meiste aus einem gegebenen Budget rausholt. Dazu muss man Regeln aufstellen, die sich kontrollieren lassen, und Strafen für die Teams vorsehen, die sich nicht daran halten."
Ein Stolperstein war bisher, dass ressourcenstarke Teams wie Ferrari natürlich herzlich wenig Interesse daran hatten und haben, sich von außenstehenden Prüfern kritisch durchleuchten zu lassen. Lotus hätte damit aber "überhaupt kein" Problem, hält Lopez fest und betont: "Die meisten anderen Teams auch nicht." Aber Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone winkt ab: "Ich sehe keine Chance, wie man das kontrollieren soll."
Ecclestone widerspricht Lopez
"Das würde nicht funktionieren", nimmt er der Lopez-Idee gegenüber 'auto motor und sport' Wind aus den Segeln. "Kein Mensch kann Leute davon abhalten, das Geld auszugeben, das ihnen zur Verfügung steht. Sie werden Wege finden, das an allen Kontrollen vorbeizumanövrieren. Die technischen Regeln sollten auf eine Art und Weise geschrieben werden, dass es nicht mehr möglich ist, aus mehr Geld ein schnelleres Auto zu machen."
Stattdessen propagiert er den Vorschlag von Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, dass die großen Teams ihre Chassis an die Mittelständler und Hinterbänkler verkaufen dürfen. "Meine Idee sieht so aus: Teams, die zurzeit ihre Autos selbst bauen und damit auf keinen grünen Zweig kommen, können ein Vorjahresauto von einem anderen Konstrukteur kaufen und einsetzen", schlägt Ecclestone vor.
Was die Gefahr birgt, dass dann alle das gerade beste Chassis kaufen wollen und die Formel 1 ihre technische Vielfalt verliert, die von vielen als entscheidendes Merkmal der Königsklasse angesehen wird. Aber Ecclestone scheint dagegen ein Rezept zu haben: "So, wie ich mir das vorstelle, wäre das nicht möglich. Ich werde Ihnen bald meinen Plan verraten, wie ich das von Ihnen genannte Szenario verhindern will", kündigt er an.

