Liuzzi: Kleine Truppe als Vorteil?

Warum Tonio Liuzzi 2011 Punkte nicht ausschließt, was er von Karthikeyan hält und welchen Vorteil HRT gegenüber den Großen hat

(Motorsport-Total.com) - Seit Dienstag weiß es Tonio Liuzzi, seit Mittwoch die Weltöffentlichkeit: Der Italiener wird auch 2011 an der Formel-1-Saison teilnehmen. In Melbourne sitzt er erstmals im neuen F111, der bei den Testfahrten nie zum Einsatz gekommen war. Da er aber den Vorjahres-Boliden testete, hatte er bereits die Gelegenheit, sich an die HRT-Truppe rund um Teamchef Colin Kolles zu gewöhnen. "Es hat gleich gepasst", erzählt Liuzzi gegenüber 'GPUpdate.net'. "Sie schätzen meine Erfahrung und meinen Speed und ich habe herausgefunden, wie viele gute Leute in diesem Team arbeiten und wie professionell sie sind."

Titel-Bild zur News: Vitantonio Liuzzi

Tonio Liuzzi glaubt an die kompakte Truppe rund um Teamchef Colin Kolles

Auf den ersten Blick wirkt HRT wie eine klassische Hinterbänkler-Truppe, die aufgrund ihres geringen Budgets kaum Potenzial hat, ins Mittelfeld einzudringen. Es ist aber bemerkenswert, wie Kolles aus dem ehemaligen Campos-Rennstall ein äußerst effizientes Team geformt hat. Ein Eckpfeiler des Teams ist der britische Technikchef Geoff Willis, der in der Vergangenheit bereits bei Williams, BAR und bei Red Bull für positive Akzente gesorgt hatte.

"Leute wie Geoff haben viel Erfahrung und kommen von guten Teams, sie wissen also was sie tun", bestätigt Liuzzi. Die kompakte Struktur des Rennstalls sieht er nicht unbedingt als Nachteil: "Ich fühle mich wie in einer Familie, das ist also kein großes Problem. Oft zeigt sich: Je kleiner die Truppe, desto besser kann man arbeiten - es hängt also sehr von der Arbeitsmoral ab. Wenn du 1.000 Leute im Team hast, dann muss man etwas oft an zehn Leuten vorbeibringen, nur um eine Information weiterzugeben. Hier läuft alles direkt. Ich kann zu Geoff oder zu jedem anderen Ingenieur gehen und mit ihnen reden - das ist eine wirklich gute Umgebung."

HRT hofft auf gewohnte Zuverlässigkeit

Natürlich ist ihm auch klar, dass die geringen finanziellen und technischen Mittel, auf die HRT zurückgreifen kann, auch die Erfolgschancen reduzieren. "Wir können nicht von großen Resultaten träumen", weiß der 29-Jährige. "Wir müssen mit unseren Füßen am Boden bleiben und hoffen, dass das Auto so reagiert, wie es in den Datensimulationen zuhause ausgesehen hat. Und dass es so zuverlässig ist wie letztes Jahr", spielt er darauf an, dass er mit einem ungetesteten Boliden in die neue Saison geht.

Dennoch übt er sich in Zweckoptimismus: "Man darf nicht vergessen, dass sie letztes Jahr das Auto am Freitag in Bahrain zusammengebaut haben und es das zuverlässigste der drei neuen Teams war. Ich weiß nicht, warum uns das nicht auch dieses Jahr gelingen sollte." Zumal das Potenzial dieses Jahr ungleich größer sein sollte: "Die Basis des Autos deutet auf einen großen Schritt nach vorne hin - es sieht gut aus. Jetzt müssen wir am Speed und an der Zuverlässigkeit arbeiten."


Fotos: HRT, Präsentation des HRT F111


Mit Force India hatte Liuzzi im Vorjahr die Möglichkeit, das Mittelfeld aufzumischen. Jetzt legt er bei HRT einen Neustart hin. Eine Situation, mit der er nach eigenen Angaben umzugehen weiß: "Alles wird anders sein. Man muss an die Sache anders herangehen und darüber anders denken. Derzeit ist es unser Ziel, Lotus und Virgin zu schlagen. Dieser Schritt in meiner Karriere schreckt mich aber nicht. Ich kenne das ja bereits von anderen Teams. Ich war im ersten Jahr bei Red Bull, bei Toro Rosso und bei Force India. Und alle Teams sind gewachsen und haben gute Resultate erreicht - das will ich jetzt auch mit Hispania schaffen."

Wird der F111 weiterentwickelt?

Vieles wird von der Weiterentwicklung des F111 abhängen. Im Vorjahr wurde der Bolide über die Saison hinweg aus finanziellen Gründen nicht verbessert. Wann genau in diesem Jahr das erste Update des Boliden kommen wird, weiß Liuzzi nicht: "Das werden wir sehen. Derzeit haben wir das größte Upgrade und das ist das Auto, das ist schon ein guter Start! Über zukünftige Entwicklungen weiß ich nicht Bescheid, doch das Team pusht und wächst in vielen Bereichen, in denen man das Auto schneller machen könnte."

Und wer weiß: Vielleicht kann Liuzzi in der Anfangsphase der Saison ein Überraschungsresultat einfahren, schließlich ist bei vielen Teams mit Reifen- und Zuverlässigkeitsproblemen zu rechnen. "Es ist schwer zu sagen, ob wir Punkte holen können", gibt er zu. "Wir müssen also pokern und auf den richtigen Zeitpunkt hoffen - wie in Südkorea und Montreal letztes Jahr, diese Art von Rennen -, um das bestmögliche Resultat einzufahren."

Die Hoffnungen ruhen jedenfalls auf dem ehemaligen Force-India-Piloten, denn Teamkollege Narain Karthikeyan wird vermutlich nach einigen Jahren Formel-1-Absenz noch ein paar Rennen benötigen, um sich wieder an die "Königsklasse" zu gewöhnen. "Ich kenne ihn seit einigen Jahren und glaube, dass er ein guter und schneller Fahrer ist", lobt Liuzzi den Inder. "Obwohl er nicht lange in der Formel 1 war, sollte er mich als Fahrer ans Limit pushen können."

"Ich glaube, dass mich Narain ans Limit pushen kann." Tonio Liuzzi

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