Kundenautos: Teamchefs wenig angetan

Nach Ansicht der Bosse - sowohl der großen als auch der kleinen Teams - gibt es Sachlagen, die gegen die Einführung von Kundenautos in der Formel 1 sprechen

(Motorsport-Total.com) - Bernie Ecclestone brachte am Freitag das Thema Kundenautos wieder auf den Plan. Der 81-jährige Zampano der Formel 1 träumt davon, dass jedes Topteam künftig eines ihrer Vorjahresautos an ein kleines Team abtritt. In einem solchen dritten Chassis von Red Bull, McLaren, Ferrari, Lotus oder Mercedes soll dann ein Rookie unter den Fittichen von etwa Toro Rosso, Caterham, Marussia oder HRT aufgebaut werden. So zumindest die Wunschvorstellung Ecclestones.

Titel-Bild zur News: Riad Asmat, Franz Tost, Norbert Haug, Luis Perez-Sala, Eric Boullier

Diese sechs Bosse äußerten sich am Freitag zum Thema Kundenautos

In Reihen der Teamchefs stößt die Idee wie schon in der Vergangenheit auf wenig Begeisterung. "Man stelle sich vor, man würde in diesem Jahr mit einem Auto aus der vergangenen Saison antreten. Was passiert, kann sich wohl jeder ausmalen", so Norbert Haug auf der Pressekonferenz in Valencia am Freitag. Der Mercedes-Motorsportchef spielt damit auf die zu erwartenden Leistungsunterschiede zwischen Boliden verschiedener Jahrgänge an.

"Das ist eine komplexe Debatte", findet Lotus-Teamchef Eric Boullier, der sich der Idee zumindest nicht komplett verschlossen gegenüber zeigt. "Die heutige Formel 1 basiert auf den Konstrukteuren", spricht der Franzose das aktuelle Concorde-Agreement an. "Sollte es irgendwann soweit sein, dass wir auf Kundenautos setzten müssen, um in der Formel 1 mitspielen zu dürfen, warum nicht?"

"Das ist eine komplexe Debatte." Lotus-Teamchef Eric Boullier

Demnach ist die Diskussion laut Boullier offen. Der Lotus-Teamchef gibt jedoch zu bedenken: "Ich weiß, dass einige Teams gern weiterhin als Konstrukteur auftreten wollen. Manche müssen es womöglich sogar, um ihr Budget oder ihre Firma zu erhalten."

Auch die kleinen Teams haben Zweifel

Auch auf Seiten der kleineren Teams teilt man den Gedankengang Ecclestones nur bedingt. "Von unserem Verständnis her sind wir der Konstrukteur", sagt Caterham-Geschäftsführer Riad Asmat und hält fest: "Mit dieser Vorgabe kamen wir vor zweieinhalb Jahren in die Formel 1." In den Jahren 2010 und 2011 firmierte das jetzige Caterham-Team unter der Bezeichnung Lotus, wurde aber auch damals schon vom aktuellen Teamchef Tony Fernandes geführt und produzierte die Chassis in Eigenregie.

"Doch eine Idee ist eine Idee", findet Asmat und fügt hinzu: "Wir stehen neuen Ideen immer offen gegenüber und müssen uns wohl Gedanken machen, sollten diese in die Tat umgesetzt werden. Was das Hier und Jetzt betrifft, kann ich nur sagen, dass wir stolz darauf sind, wo wir stehen. Wir kamen als Konstrukteur in die Formel 1 und wie Eric schon richtig sagte, hoffen wir, dass dies auch noch eine Weile so bleibt."

Für Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost hängt die Frage, ob Kundenauto ja oder nein davon ab, wie viel Geld ein Team hat. "Die Kundenteams könnten das Auto kaufen und eigenständig einsetzen. Wir bei Toro Rosso haben jedoch die Infrastruktur aufgebaut, unsere Autos selbst zu bauen."

Bei HRT fürchtet man vor dem Hintergrund des neuen Motorenreglements, das ab der Saison 2014 greift, zu viele Veränderungen auf einmal. "Es wäre ganz sicher nicht einfach, denn auch die Motoren werden bald andere sein", so Luis Perez-Sala, dessen Team in diesem Jahr nur ein geringfügig verändertes Vorjahresmodell aus der eigenen Fertigung einsetzt.

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