• 28.06.2007 18:42

  • von Britta Weddige

Kubica: "Bin zuversichtlich und richtig entspannt"

Der BMW Sauber F1 Team Fahrer über die verordnete Zwangspause in Indianapolis und den Unfallhergang in Montréal

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Robert, was erwartest du von deinem Renncomeback hier in Magny-Cours?"
Robert Kubica: "Ich kenne die Strecke recht gut, ich fuhr hier schon 2001. Ich mag die Strecke, es ist alles dabei: schnelle Kurven, langsame Kurven, schnelle Schikanen, langsame Schikanen. Die Gegend ist vielleicht nicht besonders, aber das ist egal. Wichtig ist das, was auf der Strecke passiert. Nun sind wir auch zurück auf Strecken mit normalen Abtriebswerten. Nun müssen wir hoffen, dass die Leistung so gut ist wie vorher, oder vielleicht sogar besser."

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Robert Kubica freut sich, dass er in Frankreich wieder fahren darf

Frage: "Wird der Abstand zu McLaren-Mercedes immer noch sehr groß sein?"
Kubica: "Ja, der Abstand ist recht groß, aber für uns ist positiv, dass wir in der Meisterschaft weit vorn sind. Wir liegen vor dem Weltmeisterteam Renault. So müssen wir weitermachen und weiterarbeiten, damit wir das Auto noch verbessern und noch bessere Leistungen zeigen."#w1#

Frage: "Ist es euer Ziel für dieses Wochenende, vor Ferrari unterwegs zu sein?"
Kubica: "Das Ziel ist es einfach, das Bestmögliche zu machen. Wenn das reicht, um vor Ferrari zu sein, dann umso besser. Wenn es nicht genug ist, dann müssen wir herausfinden, warum. Wenn man sich die Grands Prix in Monaco, Montréal und Indianapolis ansieht, dann war unser Auto nah an ihnen dran. Vielleicht geht es daher auch hier eng zu, aber man weiß es nie."

Vorsichtsmaßnahme in Indianapolis

Frage: "Wir lief deine ärztliche Untersuchung heute ab?"
Kubica: "Es lief so ab wie schon in Indy. Nur diesmal war die Entscheidung positiv. Ich bin sehr froh, dass ich wieder ins Auto darf, und ich freue mich darauf."

Frage: "Was hat dir Gary (Hartstein, FIA-Arzt; Anm. d. Red.) gesagt, warum du in Indianapolis nicht fahren durftest?"
Kubica: "Der Grund war, dass der zeitliche Abstand zum Unfall sehr kurz war. Ich hatte das Pech, dass das Indy-Rennen direkt nach Kanada stattfand. Damit gab es für mich ein Risiko, wenn ich wieder etwas getroffen hätte. Es hätte ja auch passieren können, das weiß man ja nicht. So war es die bessere Entscheidung für sie, mir etwas Entspannung zu geben. In gewisser Weise war das auch positiv. Aber nun sitze ich hier wieder im Auto."

Frage: "Konntest du dich in der Zwischenzeit gut vom Unfall und der Bewusstlosigkeit erholen?"
Kubica: "Das mit der Bewusstlosigkeit ist schwierig zu sagen, denn wir wissen gar nicht, ob ich das überhaupt war. Nun ja, ich weiß es. Schon am Montag nach dem Unfall habe ich mich gut gefühlt. Nun habe ich in Italien ein paar Vorbereitungen auf das Rennen gemacht, auch etwas Training, aber gar nicht zu Rehabilitation, denn da gab es ja nichts. Das ist schon seltsam, wenn man die Aufnahme des Unfalls sieht, aber so ist es. Ich bin zuversichtlich und auch richtig entspannt."

Frage: "Schmerzen hast du also überhaupt nicht?"
Kubica: "Nein, die hatte ich nie. Nach zwei Tagen nach dem Unfall war alles vorbei. So wie jetzt."

Keine Schuldzuweisung an Trulli

Frage: "Was war eigentlich der Grund für den Unfall?"
Kubica: "Ich hab das Auto von Jarno (Trulli) berührt."

Frage: "Wer hatte da Schuld?"
Kubica: "Da kann man niemandem die Schuld geben. Jarno dachte, dass ich auf der linken Seite sein würde. Ich war auch links, aber vor diesem Linksknick fuhr ich nach rechts, um auf der Innenseite zu sein. Jarno dachte aber, dass ich links sein würde, und fuhr auch etwas nach rechts. Da war ich aber schon. Wir kollidierten, mein Frontflügel rutschte unter mein Auto, damit konnte ich nicht mehr lenken. Daher kam ich auch auf das Gras und dort hatte ich dann Pech. Ich kam auf eine Art Rettungsweg, der mein Auto dann völlig aushob. Danach hatte ich gar keine Kontrolle mehr. Es war Glück im Unglück, denn es ist ja nichts passiert. Aber es sollte nicht sein, dass ein Auto nur einen Meter neben der Strecke abhebt."

Frage: "Du hattest ja auch Glück, nicht in den gestrandeten Toro Rosso von Scott Speed geknallt zu sein."
Kubica: "Ja, das war knapp. Aber er hatte eine gute Sicht auf den Unfall. Aber ich hatte da auch Pech, denn ich berührte mit der rechten Aufhängung die seitliche Mauer. Das brachte mich für den Haupteinschlag in einen noch ungünstigeren Winkel."

Kubica hat den Unfall verarbeitet

Frage: "Warst du nach dem ersten Einschlag bewusstlos?"
Kubica: "Ich kann mich an sehr viel erinnern. Ich hatte auch keinen Schock nach dem Unfall, ich konnte mich an alles erinnern. An das Überschlagen erinnere ich mich nicht mehr ganz, aber da passierte auch so viel. Aber ich habe Erinnerungen von direkt vor dem Unfall und von danach."

Frage: "Kannst du dir die Aufzeichnung des Unfalls eigentlich ansehen, oder möchtest du das nicht?"
Kubica: "Ich habe es mir schon einige Male angesehen, nur um zu verstehen, was da passierte. Aber ich habe es angesehen und dann wieder vergessen. Es wäre schon besser gewesen, wenn es gar nicht passiert wäre. Aber ist es passiert, doch das ist Vergangenheit, nun sind wir hier in Magny-Cours."

Frage: "Der viele Gummiabrieb, der in Kanada immer neben der Ideallinie ist, hatte mit dem Unfall also nichts zu tun?"
Kubica: "Nein, das war nicht das Problem. Das Problem war, dass der Frontflügel unter das Auto rutschte."