• 27.06.2007 15:41

Symonds: "Sind auf Augenhöhe mit BMW"

Der Chefingenieur des Renault-Teams im Teaminterview über die Rennen in Montréal und Indianapolis, die Arbeit am R27 und das bevorstehende Heimrennen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Pat, in den beiden Nordamerika-Grands-Prix sammelte Renault genauso viele Punkte wie die Konkurrenten von BMW. Für Sie sicher ein positives Zeichen, oder?"
Pat Symonds: "Nun, zunächst möchte ich festhalten, dass die Ergebnisse nicht ganz das Geschehen widerspiegeln, da bei beiden Teams in beiden Rennen nicht alles glatt lief. Dennoch sind sie ein klares Indiz dafür, dass der Wind sich gedreht hat. Wir befinden uns auf Augenhöhe mit BMW und liefern ihnen einen harten Kampf."

Titel-Bild zur News: Pat Symonds

Pat Symonds arbeitet mit seinem Team an der Verbesserung des R27

Frage: "Der Renault R27 machte in Montréal und Indianapolis einen deutlich konkurrenzfähigeren Eindruck..."
Symonds: "Ich denke, diese Entwicklung war seit dem Grand Prix von Monaco zu beobachten. Wir haben uns deutlich verbessert und fahren inzwischen nicht mehr im Mittelfeld, sondern führen es klar an. Und wir werden uns weiter steigern."#w1#

Frage: "Erfreulich waren auch die besseren Leistungen von Heikki Kovalainen..."
Symonds: "Allerdings. Was für ein Gegensatz zwischen dem Trainingsauftakt in Montreal bis zur Zieldurchfahrt in Indy. Nach dem Training und dem Qualifying in Kanada konnte es nicht mehr schlimmer werden. Und dann zeigte er im Rennen eine konzentrierte, fehlerlose Vorstellung und kämpfte sich durch das Feld. In Indianapolis war er das gesamte Wochenende stark unterwegs. Er wusste das ihm zur Verfügung stehende Material perfekt zu nutzen und führte das Rennen zeitweise sogar an. Damit hatten wir nicht gerechnet."

Frage: "Giancarlo Fisichella hatte weniger Glück. Trotz zwei starker Vorstellungen blieb er ohne Punkte."
Symonds: "Tja, so etwas kann immer passieren. Unser aller Job ist es, ständig bis ans Limit zu gehen. Da ist es ganz natürlich, dass man es auch mal überschreitet. Wir Ingenieure haben das Glück, dass solche Fehler von uns meist nicht öffentlich werden."

"Die Fahrer hingegen stehen bei ihrer Arbeit ständig unter Beobachtung. So konnten alle Giancarlos Fehler in Indianapolis sehen. Das war wirklich schade, denn er war auf einer guten Strategie unterwegs. Aber seine Fahrt nach diesem Dreher war fantastisch. Er stellte all seine Qualitäten unter Beweis und fuhr schnell, konstant und mit der notwendigen Aggressivität."

Frage: "Seit dem Saisonstart haben Sie immer wieder betont, wie engagiert das Renault-Team an der Lösung seiner Probleme arbeitet. Wie geht es in diesem Bereich voran?"
Symonds: "Ich kann an dieser Stelle nur betonen, dass es gut voran geht. Gleichzeitig hoffst du natürlich immer, dass es schneller ginge. Wir möchten selbstverständlich alle die Weltmeiserschaft anführen und jedes Rennen gewinnen. So lange das nicht so ist, bist du unzufrieden."

"Es stimmt uns aber sehr zufrieden, dass wir nach unserem schlechten Saisonstart das Ruder so schnell herumreißen konnten. Auch andere Teams erleben keine so gute Saison, konnten sich aber nicht annähernd so steigern wie wir. Wir können auf unsere Leistung zu Recht stolz sein."

Frage: "Haben die Testbeschränkungen ihre Arbeitsweise bei der Problemlösung beeinträchtigt?"
Symonds: "Ich glaube nicht. Unsere Arbeit konzentrierte sich vor allem auf den Aerodynamikbereich und fand daher hauptsächlich im Windkanal statt. Sicher haben wir auch auf der Strecke Dinge ausprobiert, litten dabei aber nicht unter den Beschränkungen. Wir unterstützen diese Regelung uneingeschränkt, weil ansonsten die Kosten explodieren würden. Wir sprechen immerhin von rund 200 Euro pro Testkilometer."

Frage: "Sprechen wir über den bevorstehenden Grand Prix von Frankreich. Kommt die Strecke in Magny-Cours dem Renault R27 entgegen?"
Symonds: "Der Kurs verfügt über eine sehr ebene Asphaltdecke. Allerdings werden die Autos in der neuen Schikane vor der Start-Ziel-Geraden ordentlich durchgeschüttelt. Auf dem Kurs kommt es sehr auf die Aerodynamik an, und in den schnellen Schikanen brauchst du ein direkt reagierendes Auto."

"Alles in allem sind das ganz andere Anforderungen als in Kanada und den USA. Die Strecke ist eher vergleichbar mit Barcelona, wo wir beim Grand Prix von Spanien nicht ganz so gut aussahen. Aber seitdem haben wir viele Fortschritte gemacht. Ich denke daher, dass wir in Frankreich anders auftreten werden. Wir werden hart arbeiten, einige Dinge am Auto ausprobieren und hoffentlich ein gutes Rennen zeigen."

Frage: "Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die zweite Saisonhälfte?"
Symonds: "In beiden Workshops wird es weiterhin hoch hergehen, das steht fest. Da wir die Ursachen für unsere Probleme immer besser verstehen, können wir den Renault R27 weiter verbessern. In Frankreich und Großbritannien wird es Verbesserungen am Auto geben. Zudem läuft unser normales Entwicklungsprogramm unverändert weiter. Es werden noch viele neue Komponenten folgen. Sie können sich darauf verlassen, dass wir weiter hart kämpfen werden."