• 28.06.2007 16:16

  • von Weddige / Hust

Vettel: "Am Anfang sind alle etwas euphorisch"

Der 19-Jährige über die Reaktionen auf sein Formel-1-Debüt, den Rückzug ins zweite Glied und die Erwartungen des Teams an den Frankreich-Grand-Prix

(Motorsport-Total.com) - Vor rund zwei Wochen gab Sebastian Vettel sein Formel-1-Debüt, als er in Indianapolis für Robert Kubica einsprang. Wie einst Michael Schumacher ging er von Startplatz sieben ins Debüt-Rennen. Als Achter trug sich der Heppenheimer als jüngster Punktesammler ins Geschichtsbuch der Formel 1 ein.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Vettel akzeptiert - wenn auch schweren Herzens - dass er wieder zuschauen muss

Ein Blatt feierte den Deutschen bereits als "Baby-Schumi". "Mit so etwas befasse ich mich nicht", meinte Vettel am Donnerstag auf entsprechende Schlagzeilen angesprochen. "Was die ganzen Betitelungen betrifft, muss man abwarten, das legt sich sicherlich wieder. Logischerweise sind am Anfang alle etwas euphorisch."

Es sei "etwas vermessen", Vergleiche mit Michael Schumacher anzustellen: "Was er geleistet hat, ist einmalig, und das mit irgendeinem Fahrer zu vergleichen, ist Schwachsinn."#w1#

Überhaupt hat Vettel von dem Rummel um seine Person kaum etwas mitbekommen: "Ich habe das nicht allzu sehr verfolgt. Ich habe ab und zu etwas gelesen und mit meinen Freunden gesprochen und es dadurch natürlich mitbekommen. Sie haben mir erzählt, dass zu Hause bei mir wohl doch einiges losgewesen ist. Aber abgesehen davon war ich normal unterwegs, habe etwas mit meinen Freunden unternommen und die Freizeit genossen."

Für den Ersatz- und Testfahrer des BMW Sauber F1 Teams hat sich nach seinem Premierenrennen nicht viel verändert: "Es war ein bisschen mehr los als sonst, aber ansonsten war es relativ ruhig. Ich war auch zu Hause bei meinen Eltern, habe sie seit längerem mal wieder gesehen, da ich ja für die Rennen in Kanada und den USA am Stück weg war. Aber es war ganz normal wie immer."

Es sei "schon eine Enttäuschung", nun wieder in die Rolle des Zuschauers zu schlüpfen: "Es ist nicht so berauschend, zuschauen zu müssen. Aber das war von Anfang an der Saison klar und so definiert. Mit Indianapolis kam natürlich ein Ereignis, das ich sehr genossen habe und das mir logischer Weise sehr viel Spaß gemacht hat. Wenn ich hier jetzt wieder zuschauen muss, dann ist das genauso schlimm wie die Rennen zuvor. Mit dem Wissen, dass man das auch schaffen kann, ist es natürlich noch schlimmer. Aber da muss ich jetzt durch."

Auch an seinen Saisonplanungen hat sich nach dem vorerst einmaligen Formel-1-Auftritt nichts geändert: "Ich versuche nach wie vor, in der Renault World Series den Titel zu gewinnen. Da geht es unmittelbar nach dem Rennen in Silverstone weiter. Dann heißt es wieder angreifen und dann darf ich wieder Rennen fahren."

Und welche Erwartungen hat sein Team an den Frankreich-Grand-Prix? "Die Strecke hier unterscheidet sich doch deutlich von den vergangenen beiden Strecken in Nordamerika. Es ist eine sehr schwierige und anspruchsvolle Strecke. Ich denke, dass wir nach wie vor die dritte Kraft sind. Natürlich greift man immer nach oben und will Ferrari schlagen. Aber jetzt heißt es erst einmal abzuwarten. Es hat hier auf der Strecke auch einen neuen Asphalt und deshalb müssen wir abwarten, wie die Teams damit zurechtkommen."

Auf die Kampfansage von Renault, man möchte das Team beim Heimrennen schlagen, reagiert Vettel gelassen: "Tja, wir werden hier versuchen, das zu verhindern! Als Team versucht man immer, sich nach vorn zu orientieren. Es würde glaube ich schlecht ankommen, wenn sie sagen würden, dass sie versuchen, weiter vor Red Bull oder den anderen Teams zu bleiben. Genauso ist es bei uns, wir versuchen an Ferrari heranzukommen und sie dann zu schlagen, nicht nur, vor Renault zu bleiben."

Vettel wäre für einen weiteren Einsatz bestens gerüstet gewesen, denn er kennt den Kurs: "Ich bin hier schon Tests in der Formel 3 und der Renault World Series gefahren. Von daher kenne ich die Strecke sehr gut."

Obendrein zählt er zu seinen Lieblingsstrecken: "Ich mag sie sehr. Die meisten Leute finden die Umgebung hier ja etwas trostlos, aber ich muss sagen, dass wir letztendlich hier wegen der Rennstrecke sind und es eine der besten ist, die es gibt."

Für jeden Rennfahrer bietet die Strecke alles, was das Herz begehrt: "Es ist sehr anspruchsvoll, es ist alles dabei, sehr viele schnelle Kurven und Schikanen. Das ist schon schwierig, denn durch den neuen Asphalt hat es deutlich mehr Grip und es wird schneller. Sie hat einen Rhythmus und es macht Spaß, auf ihr zu fahren."

Vettel, der kommendes Jahr seine erste Formel-1-Saison bestreiten möchte, ist traurig, dass das Rennen aus dem Kalender genommen wird: "Ich persönlich finde das sehr schade, denn ich fahre hier wie gesagt sehr gern. Mit der Formel 1 bin ich hier noch nicht gefahren. Das ist schade für mich."